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Großer Oscar-Favorit. Jessica Chastain in Kathryn Bigelows Bin-Laden-Drama „Zero Dark Thirty“.

© Columbia Pictures/dapd

"Zero Dark Thirty": Bin-Laden-Jägerin bekommt Probleme mit der CIA

Ihr Tarnname: "Maya". Hollywood hat ihre Geschichte verfilmt. "Zero Dark Thirty" von Kathryn Bigelow wird als heißer Anwärter auf die Oscars gehandelt. Jetzt, da der Film in die US-Kinos kommt, ist Mayas Arbeitgeber sauer.

Im Film ist sie eine Heldin: Die Agentin „Maya“ spürt Osama bin Laden mit Intelligenz und nie erlahmender Willenskraft auf. In der Realität ist „Mayas“ Leben nicht ganz so strahlend. Es gibt diese CIA-Agentin wirklich, sie ist Mitte 30. Ihre Methodik war offenbar entscheidend dafür, dass die Suche nach dem Al-Qaida-Chef doch noch von Erfolg gekrönt war: im Mai 2011, zehneinhalb Jahre nach den Terrorangriffen vom 11. September 2001. „Maya“ beharrte darauf, dass die Identifizierung der persönlichen Kuriere, die Botschaften von und zu bin Laden transportierten, die größte Aussicht bot, ihn zu finden. Sie gilt als schwierige und egozentrische Persönlichkeit. Ihre wahre Identität wird geheim gehalten. Und man hat ihr verboten, ihre Sicht der Ereignisse öffentlich zu schildern.

Freilich wäre ebenso gut denkbar, dass sich die Mechanismen bei der Metamorphose von der glanzvollen Heldin zur nachtragenden Agentin in umgekehrter Reihenfolge abgespielt haben: Die CIA versagte „Maya“ die erwartete Anerkennung. Vielleicht wurde sie deshalb rachsüchtig und schrieb hässliche Emails an Kollegen, der Ruhm gebühre ihr allein? Der Geheimdienst verlieh ihr zwar einen Orden, berichtet die „Washington Post“: die „Distinguished Intelligence Medal“; eine höhere Ehrung gibt es nur für jene, die unter feindliches Feuer geraten. Aber „Mayas“ Beförderung von der Besoldungsgruppe GS-13 zu GS-14, die viele im CIA-Hauptquartier für ausgemachte Sache gehalten hatten und die ihr eine Gehaltserhöhung um 16 000 Dollar im Jahr beschert hätte, lässt auf sich warten.

Nächste Woche kommt „Zero Dark Thirty“ in die US-Kinos, der Film über die lange Suche nach bin Laden und den nächtlichen Zugriff in seinem unzugänglichen Anwesen in Abbottabad, Pakistan, bei dem der Al-Qaida-Boss getötet wurde. In den großen wie den kleinen Geschichten rund um die geheimnisumwitterte Kommandosache lassen sich die Grenzen zwischen Realität und Fiktion nur schwer ziehen. Das gilt auch, wenn nun anonyme Quellen aus der Geheimdienstzentrale Informationen über Schlüsselfiguren an Medien geben. Hatte die wirkliche „Maya“ womöglich auf Ruhm und Reichtum gehofft, als Star-Regisseurin Kathryn Bigelow das Filmprojekt 2011 begann, Drehbuchschreiber Mark Boal unter CIA-Aufsicht mit der Agentin sprach und sie zum Vorbild für die Filmheldin erkor? Hollywood neigt dazu, Einzelpersonen zu Helden zu machen. In der CIA sehen wohl viele Teamwork als entscheidende Basis für Erfolg.

Der erfolgreiche Zugriff auf bin Laden galt als Heldentat. Er befreite Amerika von nationaler Trübsal. Der schlimmste Angriff auf US-Territorium seit Pearl Harbor 1941 wurde gesühnt. Viele versuchten ihren Anteil am erfolgreichen Zugriff auf bin Laden zu reklamieren – und wollen ihn öffentlich gewürdigt wissen.

Manche Hoffnungen und Befürchtungen werden im Verlauf der Zeit korrigiert. Die Republikaner hatten zum Beispiel gewarnt, mit dem Film wolle Hollywood Wahlhilfe für Präsident Obama leisten; ursprünglich sollte er im Oktober in die Kinos kommen. Dann wurde der Start verschoben. Nun stellt sich heraus, dass der Film das von Bush angeordnete Waterboarding rechtfertigt, um an Informationen von Terrorverdächtigen zu gelangen. Andere sagen, der Film sei ein heißer Anwärter auf mehrere Oscars. Auch da steht der Realitätsbeweis noch aus.

Der Film startet am 10. Januar in Deutschland.

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