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Will mit allen Mitteln wieder an die Spitze: Lady Gaga. Ihre Single „Applause“ fiel bei Fans und Kritikern allerdings durch.

© picture alliance / dpa

Zenit überschritten: Die Lady wird gaga

Pannen, schlechte Kritiken, Tricks und Manipulationen – der Fall Lady Gaga zeigt, wie schnell ein Superstar fallen kann. Besiegelt "Applause" ihr Ende? Sehen Sie hier auch das Video "Lady Gaga nackt im Wald".

Als sie vor fünf Jahren auf die Bühne stürmte, schien sie eine legitime Nachfolgerin Madonnas zu sein. Extrovertiert, exzentrisch, sich immer neu erfindend, das war Lady Gaga.

Gelten auch im Pop physikalische Gesetze? Der Ikarus-Legende nach fallen die Flügel ab, wenn man sich zu schnell der Sonne nähert. Seit Monaten schon scheint die launische Diva, die ihre Anhänger liebevoll „meine kleinen Monster“ nennt, eine Enttäuschung nach der anderen hinnehmen zu müssen. Und plötzlich scheint ihre Karriere in echte Gefahr zu geraten. „Ausgegagat?“, fragte die „New York Times“. Und die „Huffington Post“ hakte besorgt nach: „Ist es mit Lady Gaga schon wieder vorbei?“

Lady Gaga hatte in letzter Zeit viel Pech

Tatsächlich jagt eine Panne die nächste. Zunächst war da der Abbruch ihrer Tour im Februar. Hüftoperation für eine 27-Jährige. Gar nicht cool, die Fans fühlten mit, verspotteten die Arme aber auch ein bisschen. Der Grund für das Hüftleiden wurde schnell bekanntgegeben. „Es waren meine hochhackigen Schuhe, die mir Schmerzen bereiteten“, sagte Gaga. Die notgedrungene Abstinenz von der Weltbühne – für eine wie Lada Gaga, die mit bürgerlichem Namen Stefani Joanne Angelina Germanotta heißt, eine echte Qual, wurde mit kleinen PR-Häppchen überbrückt. Ein Foto im goldenen Rollstuhl, eine Aufnahme ohne Makeup, die Magazine spielten eine Weile mit, doch die „alte“ Gaga wurde vermisst.

Jene egozentrische Selbstdarstellerin, die mit Outfits überraschte, die sogar Liberace in seinen besten Tagen Röte ins gepuderte Gesicht getrieben hätten, war plötzlich gestrandet und musste ihren Konkurrenten Justin Bieber und Katy Perry den Vortritt lassen, wenn es um gelungene PR-Auftritte ging.

Gerade deshalb verlangte Lady Gaga von ihrem Team eine Rückkehr mit großem Knall. Ein neues Album, so wie einst „Paparazzi“, das sich auf Anhieb millionenfach verkaufen sollte, musste her.

Die Idee für den Song „Applause“ entstand. Eine Hommage an sich selbst, das musikalische Portrait einer Selbstverliebten. Der Song wurde von Hackern im Internet veröffentlicht. Lady Gaga war angeblich außer sich, wobei nicht klar war, ob es sich in Wirklichkeit um eine PR-Aktion handelte, um Nachrichten zu produzieren. Als vorgebliche Reaktion veröffentlichte sie die Single-Auskopplung ihrer neuen CD „Artpop“ früher als geplant. Womit sie wohl nicht gerechnet hatte: Die Kritiker zerrissen den neuen Song. „Applause ist einfach nur schlecht“, schrieb der Musikkritiker Tom Hawking. Die „Los Angeles Times“ fügte hinzu: „Lady Gagas neues Video, alles gaga, die ganze Zeit.“

Lady Gaga muss ihren Konkurrenten den Vortritt lassen

Dann kamen die Verkaufszahlen, die in den Billboard-Charts veröffentlicht wurden. Dort ließ Konkurrentin Katy Perry mit ihrer neuen Single-Auskopplung „Roar“ Lady Gaga mit mehr als 525 000 verkauften Kopien weit hinter sich.

Gaga konnte laut Billboard gerade einmal die Hälfte dieser Zahlen für „Applause“ melden. Ein weiteres Indiz dafür, dass die „kleinen Monster“ vielleicht langsam groß geworden sind und ihr „MotherMonster“ („Huffington Post“) loswerden wollen. Sogar die Twitter-Armee von Lady Gaga scheint dieser Tage zu schrumpfen. Katy Perry konnte erstmals in ihrer Karriere mehr Gefolgsleute vermelden.

Hinzu kam, dass sich Lady Gaga vor kurzem mit ihrem einstigen besten Freund, dem Promi-Blogger Perez Hilton zerstritt. Die „Huffington Post“ gab ihr den Rest: „Auch wenn ,Applause’ nicht der Ultra-Ohrwurm oder die Hymne ist, auf die wir gewartet haben, ist es auch kein Wegwerf-Song.“

Alle lästern über Lady Gaga

Wenn alle lästern, muss den Verkaufszahlen ein bisschen nachgeholfen werden. Lady Gaga griff zur Manipulation der Charts, indem sie ihre Fans aufforderte, den Song über soziale Netzwerke runterzuladen, so, dass er jedes Mal automatisch 150-fach runtergeladen wird. Diese und andere Tricks treiben die Zahlen in die Höhe, was Bill Werde, Chefredakteur des „Billboard“-Magazins wütend machte. Er drohte mit Gegenmaßnahmen, wenn die Tricks nicht aufhören.

Ganz ohne Tricks verdiente Lady Gaga laut „Forbes“ im vergangenen Jahr immer noch 60 Millionen Euro. Eine Summe, die die New Yorkerin sicherlich sanft schlafen lässt. Doch es geht ihr nicht mehr ums Geld. Es geht um die Ehre. Die will sie bei ihrem Comeback-Auftritt bei den MTV Video Music Awards in New York verteidigen. Dort will sie sich „die Füße blutig tanzen“, auch, um den Fans zu zeigen, dass sie noch längst nicht ihren Zenit überschritten hat. „Ich stehe erst am Anfang meiner Karriere“, sagt Gaga.

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