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Panorama: Woody Allen im Interview: "Terror nimmt Hollywood als Vorbild"

Schön, Herr Allen, dass Sie trotz der Ereignisse in Ihrer Heimatstadt nach Europa gekommen sind.Ja, naja, wissen Sie, das allgemeine Gefühl in den USA und insbesondere in New York ist nun nach einer guten Woche dieses Horrors, dass jeder zu den Dingen zurück kehrt.

Schön, Herr Allen, dass Sie trotz der Ereignisse in Ihrer Heimatstadt nach Europa gekommen sind.

Ja, naja, wissen Sie, das allgemeine Gefühl in den USA und insbesondere in New York ist nun nach einer guten Woche dieses Horrors, dass jeder zu den Dingen zurück kehrt. Die Schulen sind seit Montag offen, das Business beginnt wieder, erste Baseball-und Football-Spiele stehen an, die Theater sind wieder offen - und die Wall Street. Es ist eine schlimme Sache, Horror, 5000 Menschen starben einfach so. Das ist ein Einschnitt: Eine Terroristen-Attacke gegen eine gigantische Nation, mit der nun gerechnet werden muss. Und ich kann nur hoffen, dass man mit ihr angemessen rechnen darf, und nicht emotional. Das ist ja ein sehr komplexes Problem, und man will die Leute der Gerechtigkeit übergeben, man will heraus finden, warum sie so gehandelt haben, warum sie derart bösartig sind, um Tausende umzubringen: Amerikaner, Chinesen, Engländer, Christen, Moslems, Juden.

Welche Fragen stellen Sie sich nach einem solchen Terror-Akt?

Es ist nicht bloß die Frage, Militär auszusenden. Es ist die Frage, warum der Mensch so etwas macht. Das ist schrecklich, das ist verrückt - crazy. Ein sehr komplexer Plan muss nun aufgestellt werden. Aber New York ist eben New York - als es geschah, kamen die Menschen schnell zusammen, sie benahmen sich gut, alle spendeten Blut, alle waren sofort bereit, zu helfen.

Wie geht es nun weiter?

Nun, das Leben geht weiter. Damit muss man nun leben, mit diesem Ereignis. Es erfordert nun Einsicht, Disziplin, Mitgefühl, und es ist eben nicht nur eine Sache der Amerikaner - es ist New York, es ist Amerika, es ist der Rest der Welt. Es kann überall passieren, hier, morgen, oder überall auf der Welt. Und das Schlimme ist ja, es war keine religiöse Gruppe oder so etwas, es war einfach nur willkürliche Gewalt. Da muss nun etwas getan werden. Und die militärische Komponente muss die kleinste Komponente sein. Wenn sie eingesetzt wird, dann nur, wenn es die einzige Option ist, die bleibt, und wenn es wirklich einem Zweck dient. Aber viel mehr muss getan werden.

Sie waren zu Hause, in Manhattan, als es geschah?

Ja, ich war in der Küche, und jemand sagte, mach den Fernseher an, ein Flugzeug ist ins World Trade Center gestürzt. Ich machte also den Fernseher an und dachte, es sei ein Unfall. Solche Dinge passieren. Dann kam das zweite Flugzeug. Wissen Sie, ich war schockiert, aber nicht überrascht. Denn alle von uns in New York hatten darüber gesprochen, dass es in irgendeiner Stadt, oder eben bei uns, zu terroristischen Attacken kommen würde. Und so machten wir Witze, nervöse Witze. Ich war von zwei Dingen schockiert: Einmal vom dramatischen Ausmaß dieser Sache. Und ironischerweise machen diese Terroristen, die die amerikanische, durch Hollywood-Filme repräsentierte Kultur so sehr hassen, genau das, was dort gezeigt wird - es ist wie in einem James-Bond-Film. Und ich glaube, dieses große Ausmaß hat die Terroristen wahrscheinlich selbst schockiert. Niemand hat geglaubt, dass die Gebäude verschwinden würden. Das war ein Bonus für sie, aber es war auch der eigentliche Schock. Das zweite war die Irrationalität. Es hat nichts und niemandem gedient. Alle sterben - for no game!

Was halten Sie von George Bushs Aussage, dass dies "ein langer Feldzug" werde?

Ich denke auch, dass er lang sein wird. Und das kommt Bush gut, dass er es so sieht. Glücklicherweise sagt er nicht einfach, her mit der Armee, wir gehen in irgend so ein Land und wischen sie alle weg. Naturgemäß will der Mensch Rache. Aber eine langsame Antwort ist die korrekte. So denke ich, dass Bush richtig liegt und ich bin froh, dass er nicht diese Cowboy-Haltung hat, was ja eine große Versuchung ist.

Kann man nach so einem Ereignis in New York noch Komödien drehen?

Ja. Ja. Es wird nicht wirklich einen Wandel geben. Die Leute werden dieselbe Musik, dieselben Stücke schreiben, sie werden sich verlieben, werden sich entlieben, und es wird immer noch schwierig sein, sich überhaupt zu verlieben. Es werden dieselben Probleme sein, und man wird damit umgehen. Alle hatten ihre Kriege. Und wir sind zu groß, es ist ein Riesen-Land, es sind Hunderte von Millionen von Menschen, da steckt Stärke dahinter. Trotz dieses sehr schmerzhaften Einschnitts.

Mit Woody Allen sprach Thilo Wydra.

Schön[dass Sie trotz der Ereigni], Herr Allen[dass Sie trotz der Ereigni]

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