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Beschlagnahmtes Elfenbein in Singapur.

© Then Chih Wey/dpa

Wilderern auf der Spur: Neu entwickelter DNA-Test kann die Herkunft von Elfenbein bestimmen

Australische Forscher haben ein Verfahren erprobt, das den illegalen Handel weltweit erschweren könnte.

Elfenbein enthält nur winzige Mengen an DNA. Das macht es besonders schwierig, herauszufinden, woher die Stoßzähne getöteter Elefanten eigentlich stammen. Doch nur wenn der genaue Herkunftsort geklärt werden kann, können Behörden Wilderern auf die Schliche kommen.

Ein neuer Test, der im Fachmagazin „Journal of Legal Medicine“ vorgestellt wurde, soll dies jetzt ändern. Denn dank einer Technologie, die den klingenden Namen „Denaturierungsgradientengelelektrophorese“ trägt, reichen nun bereits winzige Mengen an Erbgut, um die Quelle des Elfenbeins zu bestimmen.

Bei Experimenten mit alten Elfenbeinproben identifizierten die Forscher 100 Prozent der insgesamt mehr als 300 Proben korrekt, wie es in einer Mitteilung der Flinders Universität im australischen Adelaide hieß. Zwar habe es zuvor auch schon etliche andere DNA-basierte Techniken gegeben, doch diese seien nicht „für extrem abgebaute Proben“ geeignet gewesen.

Vor allem in Asien wird Elfenbein oft in winzig kleine Stücke zerteilt, bevor es zu Medizin oder Schmuck verarbeitet wird.

Hotspots werden identifiziert

Die Forscher sind nun erstmals zuversichtlich, dem illegalen Handel einen Schlag versetzen zu können. Adrian Linacre, Zoologe und Experte für Kriminaltechnik an der australischen Universität, sagte, dass dank des Tests die genaue Region identifiziert werden könne, in der Elfenbeinwilderer aktiv seien. Es sei nun möglich, „Hotspots für Elfenbeinwilderei“ zu identifizieren und damit dem derzeit „florierenden globalen Schwarzmarkt“ für exotische Tiere etwas entgegenzusetzen.

Offiziell ist der internationale Handel mit Elfenbein seit dem sogenannten Cites-Abkommen aus dem Jahr 1989 verboten.

Doch der nationale Handel ist in einigen asiatischen Ländern genehmigt. In Thailand beispielsweise darf zwar kein Elfenbein von afrikanischen Elefanten verkauft werden, das Gesetz erlaubt jedoch den Besitz von Elfenbein von asiatischen Elefanten – zumindest solange die Genehmigung der Behörden eingeholt wurde.

Bisher war es jedoch schwierig, überhaupt zu bestimmen, woher Elfenbein stammte. Somit waren den Behörden oftmals die Hände gebunden, auch wenn sie illegale Aktivitäten vermuteten. Nun könne – dank der neuen Testkapazität – der „rechtliche Status beschlagnahmter Elfenbeinprodukte“ jedoch klassifiziert werden, sage der Forscher der Flinders Universität in Adelaide.

Blutiges Massaker 2012

Afrika ist laut des World Wide Fund For Nature (WWF) in einer schlimmen Wildereikrise gefangen. Der illegale Handel mit Elfenbein boomt, heißt es auf der Webseite der Naturschutzorganisation, die Zahlen von getöteten Elefanten würden in die Höhe schnellen.

Eines der bisher blutigsten Massaker ereignete sich Anfang des Jahres 2012 in einem Nationalpark in Kamerun, wo bis zu 400 Elefanten abgeschlachtet wurden.

Lamine Sebogo, der WWF-Leiter des Afrikanischen Elefantenprogramms, erklärte in einem Interview, dass staatliche Nationalparks häufiger betroffen seien als private. „Die Natur wird eher als Eigentum des Staates behandelt und nicht als Eigentum der Menschen“, sagte der Experte.

Zudem sei Wilderei stark mit Armut verknüpft. „Elfenbein bringt viel Geld ein“, erklärte er. „Wenn der Staat nichts tut, dann nehmen sich die Menschen, was ihnen aus der Armut hilft, das ist eine weitverbreitete Haltung.“

Zudem herrsche viel Unwissenheit. „Viele verweigern sich zu glauben, dass es eines Tages keine Elefanten mehr geben könnte, darunter auch nicht selten Intellektuelle“, sagte Sebogo. Elefanten seien doch ein Geschenk, es werde sie immer geben, heiße es oft. Die Weltnaturschutzunion IUCN schätzte 2016 jedoch, dass inzwischen nur noch etwa 415.000 Elefanten in Afrika leben.

Weniger als 50.000 Tiere in Asien

In Asien, wo Elefanten in immerhin 13 Ländern leben, sind die Dickhäuter noch gefährdeter. Obwohl die wild lebenden Asiatischen Elefanten zwar keine ebenso mächtigen Stoßzähne besitzen wie ihre afrikanischen Verwandten – nur einigen Männchen wachsen Stoßzähne –, schrumpft ihre Zahl stetig.

Der Tierschutzorganisation Pro Wildlife zufolge leben heute weniger als 50.000 Elefanten auf dem Kontinent.

Ihnen macht vor allem der Verlust ihres Lebensraumes zu schaffen, doch Hunderte Asiatische Elefanten würden jedes Jahr zudem durch Stromleitungen und Bahnunfälle getötet, würden vergiftet oder erschossen oder stürzten in Wasserlöcher und Gruben, heißt es vonseiten der Organisation. Und: „Auch für den Handel mit Elfenbein, mit Elefantenhaut und -haaren werden noch immer Tiere gewildert.“

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