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Wrackteile der Boeing 737. Das Flugzeug fiel in China aus mehr als 8800 Metern in die Tiefe.

© Uncredited/Xinhua/AP/dpa

Update

Wieso fiel die Boeing 737 fast senkrecht vom Himmel?: Keine Hoffnung auf Überlebende nach Flugzeug-Absturz in China

Mit den verfügbaren Informationen sei es unmöglich, ein klares Urteil über die Ursache des Absturzes zu fällen, so die Behörden. 132 Menschen waren an Bord.

Die Bilder der Überwachungskamera einer Bergbaufirma nahe der südchinesischen Stadt Wuzhou zeigen, wie ein längliches Objekt nahezu senkrecht vom Himmel fällt. Die Echtheit des Videos, das am Montag weltweit in den Sozialen Medien die Runde machte, ist bestätigt.

Unklar blieb, ob es sich bei dem Objekt um ein Flugzeug oder nur um ein großes Teil eines Flugzeugs handelt, das zu Boden stürzt. Die letzten Daten des Flugs MU5735 unterstreichen jedenfalls, dass die Maschine der chinesischen Fluggesellschaft China Eastern Airlines innerhalb kurzer Zeit aus einer Höhe von mehr als 8800 Metern abgestürzt sein muss. An Bord befanden sich 123 Passagiere und neun Crewmitglieder.

Die Bodenüberwachung stellte gegen 14.20 Uhr am Montag fest, dass die Maschine plötzlich stark an Höhe verlor, schilderte Zhu Tao, Direktor des Büros für Flugsicherheit der chinesischen Zivilluftfahrtbehörde, am Dienstag auf einer Pressekonferenz den Absturzherhang. Es sei mehrfach versucht worden, Kontakt zur Maschine aufzunehmen, doch habe die Crew nicht geantwortet. Um 14.23 Uhr sei das Signal dann verschwunden.

Nach Daten der Website FlightRadar24.com konnte das Flugzeug nach einem ersten rasanten Sturzflug kurzzeitig wieder etwas Höhe Gewinnen, setzte dann den Sturz jedoch fort.

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„Mit den derzeit verfügbaren Informationen ist es unmöglich, ein klares Urteil über die Unfallursache zu fällen“, sagte Zhu Tao weiter. In einem nächsten Schritt werde ein Untersuchungsteam Beweise sammeln und sich vor allem auf die Suche nach dem Flugschreibers konzentrieren.

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Das Flugzeug war auf dem Weg von Kunming in der Provinz Yunnan nach Guangzhou in der Provinz Guangdong. Die Absturzstelle befindet sich in einer entlegenen, hügeligen Gegend nahe der Stadt Wuzhou in der südchinesischen Region Guangxi. In Videos, die im chinesischen Internet zirkulierten, war eine hohe, weiße Rauchwolke in den Hügeln zu sehen.

Auch wurden weit verstreute Trümmerteile gezeigt, die örtliche Bewohner mit ihren Handys gefilmt hatten. Die Absturzstelle wirkte verwüstet. Dorfbewohner berichteten, überall hätten Trümmerteile gelegen. Auch habe Kleidung in den Bäumen gehangen. Mit Einbruch der Dunkelheit wurden die Bergungsarbeiten erschwert.

Steiles Gelände und dichte Vegetation erschweren die Suche

Es wird befürchtet, dass niemand das Unglück überlebt hat. Wie der chinesische Staatssender CCTV am Dienstag berichtete, wurden Wrackteile der Boeing gefunden, jedoch keine Überlebenden. Mehrere Hundert Feuerwehrleute und Rettungskräfte waren im Einsatz, doch das steile Gelände und die dichte Vegetation erschwerte ihre Arbeit. Laut den staatlichen Medien setzten die Suchteams auch Drohnen ein. Die Polizei blockierte den Zugang zur Absturzstelle.

An Bord seien keine Ausländer gewesen, berichtete das Staatsfernsehen. Ohne die genaue Zahl der Opfer zu nennen, teilte die Airline mit: „Das Unternehmen spricht sein tiefes Beileid für die Passagiere und Besatzungsmitglieder aus, die in dem Flugzeugunglück ums Leben gekommen sind!“

Das Videostandbild des chinesischen Fernsehsenders CCTV zeigt Soldaten, die an der Absturzstelle arbeiten.
Das Videostandbild des chinesischen Fernsehsenders CCTV zeigt Soldaten, die an der Absturzstelle arbeiten.

© CCTV via AP Video/AP/dpa

Die Ursache des Absturzes aus großer Höhe gab am Montag große Rätsel auf. „Selbst wenn beide Triebwerke der Boeing 737 gleichzeitig ausgefallen wären, wäre es unmöglich, mit einer derartigen Geschwindigkeit zu fallen, weil das Flugzeug noch eine Strecke gleiten könnte“, wurde ein Experte in Staatsmedien zitiert. Ein Augenzeuge namens Li berichtete der Nachrichtenseite „Hongxing Xinwen“, wie er im Auto gefahren sei und plötzlich gesehen habe, dass das Flugzeug abgestürzt sei. „Es war ein komplettes Flugzeug, ohne Rauch oder Feuer, das steil abwärts fiel.“ Die Absturzstelle liegt 300 Kilometer westlich von Guangzhou.

Am dortigen Flughafen warteten sechs Familienmitglieder vergeblich auf Flug MU5735, zunächst ohne Nachrichten zu bekommen. „So etwas ist seit Jahren nicht mehr passiert“, sagte laut Nachrichtenseite „Jiemian Xinwen“ eine Flughafenangestellte. „Wir haben auch keine speziellen Informationen. Nur was in den Nachrichten ist.“

Auf dem Flughafen von Guangzhou warten Mitarbeiter auf Angehörige von Passagieren des Unglücksfluges MU5735.
Auf dem Flughafen von Guangzhou warten Mitarbeiter auf Angehörige von Passagieren des Unglücksfluges MU5735.

© dpa

Auch der Ehemann einer 34-jährigen Stewardess in der ersten Klasse des Fluges bekam zunächst keine Informationen. Besorgt und erschöpft sagte Herr Rong nach Angaben der Zeitung „Xiaoxiang Chenbao“, er habe noch kurz vor dem Start mit seiner Frau telefoniert. „Sie sagte, dass sie gleich abheben.“ Als er über das Internet von dem Absturz erfahren habe, sei ihm klar geworden, dass es ihr Flugzeug gewesen sein musste. „Die Airline sagt uns, dass ihre Informationen die gleichen sind wie im Internet.“

Bei der Unglücksmaschine handelt es sich um eine sechs Jahre alte Boeing 737-800, es ist das Vorgängermodell der 737 MAX, die nach zwei Abstürzen zwischenzeitlich aus dem Flugverkehr gezogen worden ist. China Eastern stellt nun vorerst alle 100 Boeing 737-800 der Flotte außer Betrieb. Die US-Aktien von China Eastern fielen vorbörslich an der Wall Street um 15 Prozent. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping rief die Airline dazu auf, mit den Folgen des Unglücks angemessen umzugehen und potenzielle Gefahren für den Flugverkehr zu untersuchen, wie das Staatsfernsehen berichtete.

Der chinesische Flugmarkt ist einer der sichersten

Flugreisen in China haben durchaus einige Besonderheiten. So ist der Flugraum für die kommerzielle Luftfahrt in der Regel sehr begrenzt, weil das chinesische Militär einen großen Teil davon für sich beansprucht. Es gibt Flughäfen, auf denen die Sichtblenden der startenden Flugzeuge geschlossen bleiben müssen, weil die Passagiere sonst Sicht auf den militärischen Teil des Flughafens hätten. Und es ist nicht nur einmal vorgekommen, dass eine zumeist ältere Passagierin vor dem Start Münzen in die Öffnung der Triebwerke geworfen hat – weil das für den Flug Glück bringen sollte.

Dennoch: Der chinesische Flugmarkt ist einer der größten und sichersten. China Eastern beförderte im von Corona geprägten Jahr 2020 weltweit die viertmeisten Passagiere aller Fluggesellschaften: 61 Millionen. Das letzte große Flugzeugunglück in China passierte 2010. In Yichun in der Provinz Heilongjiang in Nordostchina kamen bei einer Bruchlandung eines Flugzeugs vom brasilianischen Typ Embraer der Henan Airlines 44 Insassen ums Leben, 52 überlebten damals. Diesmal aber muss das Schlimmste befürchtet werden. (mit dpa)

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