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Eine Straße voller Schlamm.

© Charly TRIBALLEAU / AFP

Wie bei einer Tsunami-Katastrophe: Schlammlawine zerstört Häuser in Japan – zwei Menschen tot

Im Küstenort Atami versinken Straßen im Morast. Autos, Strommasten und Häuser wurden weggespült. 20 Menschen werden vermisst.

Mit donnerndem Getöse rauschen gewaltige Schlammmassen den Abhang hinab und walzen alles nieder, was ihnen in den Weg kommt: Strommasten, Autos, ganze Wohngebäude, die wie Kartenhäuser einstürzen. Straßen versinken im Morast. Die Bilder aus dem für seine heißen Onsen-Bäder bekannten japanischen Küstenort Atami vom Samstag erinnern an Szenen wie bei einer Tsunami-Katastrophe.

Das Schicksal von rund 20 Menschen war zunächst ungewiss, wie örtliche Medien aus der südwestlich von Tokio gelegenen Präfektur Shizuoka berichteten. Zwei Opfer des Unglücks wurden mit „Herz- und Atemstillstand“ aufgefunden, hieß es. Das ist eine in Japan übliche Formulierung, bevor der Tod von Menschen amtlich bestätigt wird.

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„Die Erde rutschte bis zur Vorderseite des Ladens. Es klang wie ein Bagger, der ein Haus zertrümmert“, sagte der Mitarbeiter eines Glasstudios in Atami zu Reportern. Davor geparkte Autos seien weggespült worden. Die Schlammlawine erfasste ein weites Gebiet und rutschte bis nahe an die Küste.

Rettungskräfte suchten mit Unterstützung von herbeigerufenen Soldaten nach weiteren Vermissten. Mindestens zehn Wohnhäuser wurden vollständig zerstört. Nach Angaben des Bürgermeisters von Atami wurden bis zu 300 Gebäude beschädigt.

Der Schlamm hat auch Häuser zerstört.
Der Schlamm hat auch Häuser zerstört.

© Kyodo/via REUTERS

Die Behörden gaben die höchste Warnstufe aus und riefen rund 25.000 Haushalte auf, sich in Sicherheit zu bringen. Die meteorologische Behörde in Tokio warnte auch für die nächsten Tage in weiten Gebieten des Landes vor schweren Regenfällen. Ministerpräsident Yoshihide Suga berief in der Hauptstadt einen Krisenstab ein.

Das japanische Fernsehen verbreitete Aufnahmen von Bürgern, die den Moment auf Twitter festhielten, als plötzlich die schwarze Schlammwelle von einem Abhang durch mehrere Häuser bricht und alles mit sich reißt.

Die Unglückstelle befinde sich nahe eines Vulkans und weise Ablagerungen von vulkanischer Asche und Auswurf auf, erläuterte Professor Susumu Yasuda von der Tokyo Denki University in der Zeitung „Asahi Shimbun“. Bei dem betroffenen Abhang sei es denn auch wahrscheinlich gewesen, dass er wie jetzt geschehen abgehen könnte.

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Auch an anderen Orten entlang der Pazifikküste des Landes wurden Bewohner unterdessen gewarnt, sich vor anschwellenden Flüssen, Überflutungen und möglichen Erdrutschen in Sicherheit zu bringen.

Die heftigen Niederschläge führten auch zu Unterbrechungen im Bahnverkehr. Der Betrieb von Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszügen zwischen Tokio und Shin-Osaka fiel für kurze Zeit aus. Unterdessen begannen Menschen in Atami noch am selben Tag mit Aufräumarbeiten.

Im Zuge der globalen Klimaerwärmung verzeichnet Japan immer mehr starke Regenfälle, wodurch es auch immer öfter zu Erdrutschen kommt. In den zurückliegenden zehn Jahren gingen nach amtlichen Angaben jährlich im Schnitt fast 1500 Erdrutsche in dem bergigen Inselreich ab - das sind fast doppelt so viele wie in den zehn Jahren zuvor. (dpa)

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