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Geschützter Begriff: "Glen Buchenbach" dürfen die Schwaben ihren Single Malt Whisky nicht mehr nennen.

© Sebastian Gollnow/picture alliance

Whisky: Kein Glen mehr aus dem Remstal

Nach mehr als fünf Jahren Rechtsstreit haben die Schotten über die Schwaben gesiegt. Whisky mit dem Namen „Glen“ darf nur aus den Highlands kommen.

Die Welt der Schnäpse war mal ganz einfach. Cognac kam aus Frankreich, Obstler aus Österreich, Whisky aus Schottland und Gin aus England. Doch seit die Welt beim Saufen vorsichtiger wird und Massenspirituosen immer mehr Umsatz einbüßen, passiert hier etwas Ähnliches wie beim Bier: Die Nischenmärkte boomen, hier das „Craft Beer“, dort der handwerklich gemachte Brand oder Likör. Unzählige Start-ups beschäftigen sich damit vor allem in Deutschland – und wer sich vor zehn Jahren noch aufgeregt hat, wenn der Barkeeper Gordon’s statt des angesagten Bombay Sapphire Gin in den Martini mixte, der kann heute aus einer Unzahl neuer Gins aus aller Welt wählen.

Schottische Produzenten klagten

Doch wie weit darf das Nachahmen gehen? Cognac darf nach wie vor nur aus der Cognac-Region kommen, Scotch Whisky nur aus Schottland. Grundlage ist die EU-Spirituosenverordnung, die auch „irreführende angrenzende Bezeichnungen“ verbietet. Und eine solche, das hat jetzt das Landgericht Hamburg festgestellt, ist „Glen“. Der im Remstal nahe Stuttgart gebrannte Whisky „Glen Buchenbach“ muss umgetauft werden. Die Klage der schottischen Produzenten lag bereits dem Europäischen Gerichtshof vor (C44/17), der sie nach Deutschland zurücküberwies.

Von diesem Ruf wollen alle profitieren

„Glen“ ist die schottische Bezeichnung für ein Tal in den Bergen, wo traditionell Whisky gebrannt wird. Marken wie Glenfiddich, Glenlivet oder Glenmorangie signalisieren dem Kenner höchste Qualität und präzis definierte geografische Herkunft – kein Wunder, dass ausländische Produzenten davon so viel wie möglich auf ihre Etiketten umleiten wollen.

Die Brenner werden dünnhäutiger

Historisch verbrieft ist die friedliche Koexistenz von schottischem Whisky und dem in den USA mit Mais gebrannten „Bourbon-Whiskey“. Erst 1924 betraten die Japaner mit Marken wie „Suntory“ den Markt, auf dem sie eine immer größere Rolle spielen. Die Brenner auf den britischen Inseln werden aber dünnhäutiger, weil ihnen die Konkurrenz zunehmend ins Geschäft mit den Edel-Whiskys pfuscht, wo es um Qualitätsbegriffe wie „Single Malt“ oder besonders lange Fasslagerung geht. Das Top-Produkt der für ihre Obstbrände bekannten fränkischen Firma Ziegler heißt zum Beispiel „Aureum 1865 Single Malt Whisky Cask Strength 2008“. Und auch die „Spreewood Distillers“ im Spreewald verkaufen „Stork Club Single Malt“, bislang wohl unbeanstandet.

Im Harz dürfte dagegen Unruhe aufkommen. Denn die „Hammerschmiede“ in Walkenried nennt ihren erfolgreichen Whisky bislang ungerührt „Glen Els“.

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