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Wettlauf ins All. Richard Branson liebt das Abenteuer. Aus dem Rennen mit Elon Musk und Jeff Bezos will er am Sonntag als Sieger hervorgehen.

© AFP

Wenn sich Milliardäre messen: Branson, Bezos und Musk wollen ins All

Schlösser, Sportwagen und Yachten sind nicht mehr genug: Der britische Unternehmer Richard Branson eröffnet die Weltraum-Abenteuer der Superreichen.

Vier Mal nahm Richard Branson Anlauf, die Welt im Ballon zu umrunden. Als Besitzer des Virgin-Plattenlabels, einer gleichnamigen Fluggesellschaft und mit Beteiligungen an einer Reihe anderer Geschäfte hatte der Brite ein Milliardenvermögen gemacht.

Aber seine Leidenschaft war und ist das Abenteuer. Vor nunmehr gut 20 Jahren jagte er einem Erfolg nach, um den damals eine Reihe von Wagemutigen konkurrierte. Einmal verlor Branson dabei fast sein Leben, als sein Ballon zwischen Nordirland und Schottland notwassern musste.

Bei seinem letzten Versuch 1998 hatte er mit seinem Piloten Steve Fossett schon den Weg von Marokko bis nach Hawaii zurückgelegt, dann mussten sie abbrechen. Ein Jahr später schnappte eine Schweizer Crew Branson den ersehnten Guiness-Rekord weg und flog als Erste in einem Ballon einmal rund um die Welt.

Branson hasst es zu verlieren. Diesmal soll ihm das nicht passieren. Eine Woche vor seinem 71. Geburtstag will er an diesem Sonntag der erste Milliardär im Weltall sein. Sein Konkurrent, Amazon-Gründer Jeff Bezos, hat für Ende Juli seinen Start ins All angekündigt.

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Ihm gilt es zuvorzukommen, auch wenn Branson im Vorfeld bestritten hat, dass es da einen Wettbewerb gebe. Auf dem Spaceport America in der Wüste von New Mexico ist für den Vormittag Ortszeit der Start einer Unity Rocket geplant – mit Branson als Passagier auf dem Rücksitz.

Auch die Ehefrau war überrascht

Ursprünglich war nicht vorgesehen, dass Branson selbst bei diesem Erstflug einer Unity-Rakete mit Passagieren mitfliegt. Mit dieser Ankündigung hat er nicht nur seinen Konkurrenten überrascht, sondern offenbar auch seine Ehefrau. Sie habe ihm gesagt: „Wenn Du verrückt genug bist, diese tollen Dinge zu tun, dann mach es. Aber ich werde nicht zu Deiner Beerdigung gehen.“

Seine Frau, sagte der Abenteurer der Nachrichtenagentur Reuters, würde nicht mal in ein Virgin-Flugzeug steigen. „Sie wäre die Letzte, Dinge wie diese zu tun. Aber sie kennt mich, seit ich versucht habe, mit dem Ballon den Atlantik und den Pazifik zu überqueren oder die Welt zu umrunden. Und sie scheint mich immer noch zu lieben.“ Die beiden sind seit 32 Jahren verheiratet.

Zunächst wird, wenn alles wie geplant läuft, ein Flugzeug die Raumkapsel bis in eine Höhe von mehr als 11 000 Metern schleppen. Nach dem Ausklinken bringt ein Raketentriebwerk die Unity dann bis auf gut 90 Kilometer Höhe.

Nur ein paar Minuten Schwerelosigkeit und ein recht kurzer Blick auf die Weltkugel, dann beginnt schon wieder der Abstieg. Es ist ein Parabelflug, wie ihn die ersten US-Astronauten vor 60 Jahren vollführten. Die für eine Umlaufbahn nötige Höhe wird längst nicht erreicht, die internationale Raumstation ISS fliegt auf einer Bahn etwa 300 Kilometer höher.

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17 Jahre Entwicklungsarbeit stecken in Bransons Projekt. Erst vor wenigen Tagen hat die US-Luftfahrbehörde dem Unternehmen Virgin Galactic die Lizenz für kommerzielle Weltraumflüge erteilt.

Im vorigen Jahrzehnt spielte der Weltraum-Tourismus keine Rolle, doch jetzt scheinen solche Projekte wieder in Mode zu kommen. Der erste Versuch, einen nicht speziell für den Raumflug ausgebildeten Menschen ins All zu schicken, hatte in einem Desaster geendet.

Jeff Bezos will ebenfalls ins All.
Jeff Bezos will ebenfalls ins All.

© dpa

1986 hob die Lehrerin Christa McAuliffe gemeinsam mit sechs weiteren Crew-Mitgliedern im Space Shuttle Challanger von der Startplattform ab. Wenige Minuten später explodierte das Raumschiff. In der Folge verbot die US-Raumfahrtbehörde Nasa den Mitflug von „Touristen“.

In russischen Sojus-Raumschiffen flogen ab 2001 sieben zahlende Gäste zur internationalen Raumstation ISS. Der Amerikaner Dennis Tito, der Erste von ihnen, zahlte 20 Millionen Dollar für einen Sitzplatz. Doch 2009 stellte auch die Weltraumagentur Roskosmos ihr Programm ein. Statt der Touristen zahlte da nämlich die Nasa für die Flüge ihrer Astronauten zur ISS, weil sie viele Jahre über keine eigenen Kapazitäten für die bemannte Raumfahrt verfügte.

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Inzwischen ist jedoch ein weiterer Milliardär im Spiel. Elon Musk stellt jetzt der Nasa die nötige Technik zur Verfügung. Russland wiederum will sein Angebot für Touristen mit dem nötigen Kleingeld wiederbeleben. Dabei sollen offenbar gleich zwei Amateure mit einem professionellen Piloten zur ISS fliegen. Einer von den beiden soll sogar in den freien Weltraum aussteigen dürfen. Kostenpunkt rund 33 Millionen Euro.

Bei dem Kräftemessen der Milliardäre geht es um mehr als nur Prestige. In einigen Jahren, so die Hoffnung, könnte sich ein lukrativer Markt für den Weltraumtourismus öffnen. Für einen Flug mit dem Virgin-Unternehmen ist ein Preis von 250 000 Dollar im Gespräch. Massentourismus ist das auf absehbare Zeit sicher nicht.

Elon Musk investiert viel Geld für seine All-Traüme.
Elon Musk investiert viel Geld für seine All-Traüme.

© REUTERS

In den USA hat Jeff Bezos derweil Zweifel gesät, dass Branson tatsächlich in den Weltraum fliegt. Sein Argument: Bei einer maximalen Höhe von 90 Kilometern sei die sogenannte Karman-Linie noch nicht überschritten. Die Karman-Linie bezeichnet das Ende des Luft- und den Beginn des Weltraums – und tatsächlich liegt sie nach allgemeiner Ansicht bei gut 100 Kilometern. Anders sehen es die US Air Force und die Luftfahrtbehörde, die den Beginn des Weltraums in einer Höhe von 80 Kilometern ansetzen, und auch schon Astronauten-Zertifikate für Menschen ausgestellt haben, die in dieser Höhe waren.

Eine 82-Jährige fliegt mit

Bezos’ Raumschiff „Blue Shepard“ wird höher fliegen, als die ominösen 100 Kilometer. Aber für eine Erdumrundung reicht es auch hier nicht. Bezos, so heißt es, habe seit 2016 jedes Jahr Amazon-Aktien für eine Milliarde Dollar verkauft, um sein Hobby zu finanzieren. Zu seinem Flug hat er drei Menschen eingeladen: seinen Bruder Mark, eine bisher unbekannte Person, die ihren Sitz im Raumschiff bei einer Auktion für 28 Millionen Dollar ersteigerte, und Wally Funk.

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Sie gehörte in den 60er Jahren zu einer privat finanzierten Gruppe von Frauen, die sich auf einen Weltraumflug vorbereiteten. Alle erfüllten damals die physischen und psychischen Kriterien der Nasa, doch starten ließ man sie nicht. Wally Funk war Zeit ihres Lebens überzeugt, dass sie doch noch ins All fliegen würde. Jetzt scheint sie am Ziel. Sie ist inzwischen 82 Jahre alt.

Elon Musk ist der Milliardär, der seine Weltraum-Ambitionen bisher am weitesten vorangetrieben hat. Sein Unternehmen SpaceX brachte bisher 70 Raketen auf Umlaufbahnen. Er ist Vertragspartner der Nasa, der US Air Force und von Satelliten-Herstellern.

Musk ist dafür bekannt, dass er seine Projekte gern spektakulär vermarktet. So schickte er beispielsweise ein Tesla-Auto in einer seiner Trägerraketen ins All. Mit der Nasa treibt Musk ein Projekt für eine permanente Basis auf dem Mond voran. Obwohl er mit seiner Trägerrakete FalconX einige Rückschläge hinnehmen musste, gab Musk schon mal bekannt, dass ein japanischer Milliardär der erste Tourist auf dem Mond sein werde.

Zuvor jedoch gehört die Bühne Branson. Nur noch das Wetter oder ein technischer Defekt können verhindern, dass er der erste Milliardär im All ist.

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