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So soll es vor Millionen Jahren ausgesehen haben: Rekonstruktion eines Archaeopteryx albersdoerferi.

© Zhao Chuang/dpa

Weniger Dino – mehr Vogel: Neue Archaeopteryx-Art entdeckt

Vom Urvogel zum Nur-Vogel: Die jetzt detailliert untersuchten Überreste zeigen weniger Dinosaurier-Merkmale als andere Funde.

Die Kalksteinplatte ist nicht größer als ein Blatt Papier. Doch in ihr eingeschlossen sind Überreste des jüngsten je gefundenen Urvogels. Der gehörte auch zu einer bislang unbekannten Art. Und diese sei auch vogelähnlicher als die bislang untersuchten Fossilien von „Archaeopteryx“, die noch stärker ausgeprägte Dinosaurier-Merkmale gezeigt hätten. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher um Per Ahlberg von der Universität Uppsala in Schweden in einer Studie, die sie im Fachjournal „Historical Biology“ veröffentlicht haben.

Der Fund, ausgegraben Anfang der achtziger Jahre im bayerischen Daiting, sei 400.000 Jahre jünger als die anderen bekannten Exemplare. Die Paläontologen hatten das lange verschollene und erst vor wenigen Jahren wieder aufgetauchte Fossil in der European Synchrotron Radiation Facility (ESRF) in Grenoble mit hochauflösender Computertomografie untersucht. „Es war das erste Mal, dass wir die vielen Knochen und Zähne des Archaeopteryx von allen Seiten anschauen konnten, inklusive ihrer inneren Struktur“, sagte der Hauptautor Martin Kundrát von der Pavol Jozef Safárik-Universität im slowakischen Kosice.

Flog er? Oder glitt er?

Die Knochen seien dünner als bei anderen Exemplaren gewesen und hätten luftgefüllte Hohlräume gehabt. Außerdem sei die Fläche, an der die Flugmuskeln befestigt waren, größer gewesen. Dieser Archaeopteryx müsse deshalb auch besser flugfähig gewesen sein, schließen die Wissenschaftler. Ob er wirklich aktiv flog oder nur glitt, sei jedoch noch ungewiss.

Martin Röper, Museumsdirektor in Solnhofen, Fundort der meisten Archaeopteryx-Exemplare, widerspricht hier. Die Fähigkeit, aktiv zu fliegen, sei längst nachgewiesen. Er und niederländische Kollegen hatten im März eine entsprechende Studie publiziert. „Der Fund wird jetzt als Sensation bezeichnet, für mich ist er das nicht“, sagt Röper. Auch luftgefüllte Knochen seien bereits bei anderen Exemplaren nachgewiesen worden. „Er passt aber sehr gut in das Puzzle, das wir haben.“ Dazu gehört, dass auch der junge Archaeopteryx ähnlich wie der zuletzt von Röper ebenfalls in Grenoble untersuchte offenbar ein Archipel bewohnte, auf dem die Fähigkeit, mit Flügelhilfe große Sprünge zu machen und letztlich auch zumindest kurze Strecken zu fliegen, sehr von Vorteil gewesen sein muss. „Insel-Hopping“ nennt der Solnhofener Paläontologe diesen Urflug des Urvogels.

Die Unterteilung in Arten ist noch schwierig

Darüber, ob es sich um eine neue Art handelt, sind sich die Fachleute auch nicht einig. Röper hält es für wahrscheinlich, vor allem, weil fast eine halbe Million Jahre zwischen den Lebensdaten der Funde zu liegen scheint. Oliver Rauhut von der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie ist allerdings skeptisch. Beim Archaeopteryx habe man noch ein sehr schlechtes Verständnis der Unterteilung in Arten, sagt der Paläontologe. Das Daitinger Exemplar sei zudem mit einer extrem detaillierten Computertomografie untersucht worden. Die Frage sei, was man finden würde, wenn man die anderen Urvögel genauso untersuchen würde. (mit dpa)

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