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Die Synagoge «Beith Shalom» in der Innenstadt von Speyer in Rheinland-Pfalz.

© dpa

Weltkulturerbe der Unesco: Limes und Schum-Stätten aus Deutschland sind nun Welterbestätten

Die Unesco hat die Schum-Stätten Mainz, Worms und Speyer in die Liste der Welterbestätten aufgenommen. Auch der deutsche Teil des Limes ist dabei.

Deutschland hat weitere neue Welterbestätten erhalten. Das Unesco-Welterbekomitee entschied am Mittwoch bei seiner Online-Jahrestagung in China, dass das mittelalterliche jüdische Kulturgut in Mainz, Speyer und Worms sowie die römische Grenze des Niedergermanischen Limes zwischen Bad Breisig bei Bonn und dem niederländischen Katwijk in die Welterbeliste aufgenommen werden. Deutschland verfügt damit über 50 Welterbestätten.

Die jüdischen Gemeinden in Mainz, Speyer und Worms wurden im Mittelalter auch als SchUM-Stätten bezeichnet; sie waren eng miteinander verwoben. SchUM ist abgeleitet aus den mittelalterlichen hebräischen Anfangsbuchstaben Schin (Sch), Waw (U) und Mem (M), die für die drei Städtenamen Schpira, Warmaisa und Magenza stehen.

In den drei Städten seien unter anderem richtungsweisende Synagogen, Frauenschulen, Ritualbäder, Talmudschulen und nicht zuletzt Friedhöfe entstanden, die über mehrere Jahrhunderte hinweg beispielgebend für jüdische Ritualbauten in Mitteleuropa gewesen seien, heißt es in der Bewerbung, die das Land Rheinland-Pfalz seit 2006 unterstützt hatte.

Mit ihren Talmudschulen, vor allem aber mit Gelehrten wie dem damals als „Leuchte des Exils“ verehrten Mainzer Rabbi Gerschom ben Jehuda, hatten die drei Gemeinden großen Einfluss, wenn es etwa um die Auslegung religiöser Schriften oder um Fragen der Rechtsprechung ging.

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Michelle Müntefering, Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, erklärte dazu, die Anerkennung dieses jüdischen Gemeindeverbundes sei die Krönung der Feierlichkeiten im Festjahr 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland.

385 Kilometer langer Teil der Außengrenze des Römischen Reichs

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) würdigte die Bauwerke der SchUM-Gemeinden als steinerne Zeitzeugen einer außergewöhnlich reichen jüdischen Geschichte. „Sie stehen auch für den Kulturtransfer zwischen Christentum und Judentum und mahnen uns, dies als gemeinsame, große Chance zu sehen.“

Der Niedergermanische Limes war ein 385 Kilometer langer Teil der Außengrenze des Römischen Reichs. Er bestand nicht aus befestigten Wallanlagen, sondern folgte der Flussgrenze und wird deshalb auch als „nasser Limes“ bezeichnet.

Mit einem Abschnitt von rund 220 Kilometern hat NRW den größten Anteil. Die Rheinlinie war mit einer Kette von Kastellen gesichert, die zur Keimzelle von Städten wurden. Zwischen Kleve und Bonn sind 19 Kommunen mit archäologischen Spuren aus der Römerzeit beteiligt - darunter etwa der Palast des militärischen Statthalters in Köln und die römische Stadt Colonia Ulpia Traiana bei Xanten.

Besucher Besucher besichtigen das Amphitheater im Archäologischen Park in Xanten.
Besucher Besucher besichtigen das Amphitheater im Archäologischen Park in Xanten.

© dpa/Oliver Berg

Die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer, erklärte, am Niedergermanischen Limes fänden sich einige der ältesten Zeugnisse der Grenzen des Römischen Reiches. „Entlang des Rheins entwickelten die Römer Kastelle und Siedlungen, aus denen große Städte wie Köln, Bonn und Nijmegen erwachsen sollten“, so Böhmer. „Ihr Aufblühen verdanken sie der Tatsache, dass der Limes nicht der Abschottung, sondern immer auch dem Austausch zwischen Rom und seinen Nachbarn diente.“

Noch offen ist, was mit dem Welterbe-Antrag für den westlichen Teil des Donau-Limes geschieht, der von Bayern, Österreich, der Slowakei und Ungarn eingereicht worden war. Ungarn hat sich in einem ungewöhnlichen Schritt kurzfristig zurückgezogen, so dass 400 Kilometer des Donaulimes und 98 von insgesamt 175 römischen Bauten entlang der Donau wegfallen würden. Die Unesco richtete auf Vorschlag Chinas deshalb eine Arbeitsgruppe ein, die das weitere Vorgehen klären soll.

Die Unesco hat zudem die französische Mittelmeerstadt Nizza auf die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Die UN-Kulturorganisation begründete die Entscheidung am Dienstag mit dem architektonischen, landschaftlichen und städtebaulichen Erbe des „Winterkurortes an der Côte d'Azur“.

Die Stadt im Süden Frankreichs gesellt sich damit zu den bereits mehr als 40 Weltkulturerbe-Stätten in Frankreich, darunter das Seine-Ufer in Paris, der Mont-Saint-Michel in der Normandie oder die Kathedrale von Amiens.

Mit fast einer Million Einwohnern ist der Großraum Nizza nach Marseille die zweitgrößte Stadt an der französischen Mittelmeerküste und die fünftgrößte Frankreichs. Sie ist ein touristisches Zentrum mit mehreren Millionen Besuchern pro Jahr.

Seit dem 18. Jahrhundert zog die Stadt den europäischen Adel, aber auch zahlreiche Maler und Schriftsteller an, unter ihnen Marc Chagall, Henri Matisse, Anton Tschechow und Friedrich Nietzsche.

Das Unesco-Welterbekomitee tagt noch bis zum 31. Juli virtuell. Weltweit stehen auf der Liste des Unesco-Welterbes mehr als 1100 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. (KNA, AFP)

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