zum Hauptinhalt
Glühwein-Cornern. Wer schon nicht ins Restaurant darf, stellt sich eben mit dem Glühwein davor.

© Daniel Reinhardt/dpa

Von Glühweinstand bis privater Party: Diese Corona-Hotspots bereiten Politikern und Experten Sorgen

Es gibt Orte, an denen sich Kontakte kaum vermeiden lassen – und Menschen, die sich nicht an Regeln halten. Vier Beispiele verdeutlichen die Gratwanderung.

Der Dezember ist in der derzeitigen Corona-Situation ein in vielerlei Hinsicht schwieriger Monat. Die Spitzenpolitiker versuchen, die Infektionszahlen in den Griff zu bekommen, ohne das öffentliche Leben komplett herunterzufahren.

Neben weiterhin geöffneten Schulen heißt das: Das Bewegen im Freien, die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln und der Außer-Haus-Verkauf von Restaurants bleibt erlaubt. Zudem dürfen sich die Menschen unter Auflagen auch in den eigenen vier Wänden mit anderen Leuten treffen.

Doch diese Freiheiten führen gleichzeitig offensichtlich dazu, dass die Zahlen eben nicht stark sinken, sondern eher stagnieren. Politikern und Experten sind sie deshalb teilweise ein Dorn im Auge. Und dafür gibt es auch gute Gründe. Anhand von vier Infektionshotspots lässt sich erahnen, was sie meinen.

Glühweinstände

SPD-Politiker und Epidemiologe Karl Lauterbach ist bekannt dafür, einen restriktiveren Weg bei den Corona-Freiheiten einschlagen zu wollen (lesen Sie hier das aktuelle Interview mit Lauterbach im Tagesspiegel). Das bewies er einmal mehr am Samstag: „Glühweinstände unterlaufen unsere Kontaktbeschränkungen“, twitterte Lauterbach, der in Köln wohnt. Er verstehe nicht, warum die Stadt zulasse, dass Menschen sich zum Glühweintrinken im Freien treffen dürfen. „Das kostet zum Schluss Neuinfizierte und Tote“, so Lauterbach.

Zuvor hatte er ein Foto gepostet von Menschen, die dicht gedrängt im Belgischen Viertel in Köln ohne Maske und Abstand mit Glühwein und Flaschenbier tranken. „Ordnungskräfte sehe ich keine. Die heute Infizierten stecken nächste Woche andere an. Ist es in anderen Städten ähnlich katastrophal?“, fragte er. Und ja, ein alleiniges Kölner Problem ist es nicht.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Am Samstag hatte die Polizei in Heidelberg eine Gruppe von rund 200 Menschen aufgelöst, die zum Glühweintrinken zusammengekommen waren. In fast allen Fällen hätten sie weder Abstand gehalten noch eine Mund-Nase-Bedeckung getragen, teilte die Polizei am Sonntag mit. Die Beteiligten hätten sich am Samstag wegen eines „Glühweinspaziergangs“ getroffen, hätten dann aber dicht gedrängt auf der Straße gestanden, statt zu spazieren.

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Es seien mehr als 20 Polizisten im Einsatz gewesen, um die Gruppe aufzulösen. Von rund 70 Menschen seien die Personalien aufgenommen und Bußgeldverfahren wegen Verstoßes gegen die Corona-Verordnung eingeleitet worden. Gegen die Betreiber der Gaststätten werde ermittelt. Der kommunale Ordnungsdienst hatte den Verkauf der Gaststätten laut Polizei am Abend beendet. Ein für Sonntag geplanter erneuter „Glühweinspaziergang“ solle streng kontrolliert werden, hieß es von der Polizei.

Öffentliche Verkehrsmittel

Dass in Bus und Bahn derzeit viele Menschen unterwegs sind, dürfte jedem Bürger aufgefallen sein, der in in den vergangenen Wochen in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs war. Zwar trägt der Großteil der Menschen dort Masken und hält Abstand – allerdings ist das nicht immer möglich, weil die Anzahl der Verkehrsteilnehmer nicht kontrolliert wird.

Am Freitag kursierte ein Foto aus Frankfurt am Main im Netz, auf dem ein überfüllter Bahnsteig einer U-Bahn zu sehen ist. Die Menschen tragen alle Masken, stehen aber erkennbar viel zu dicht zusammenstehen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Zwar sagt das Robert-Koch-Institut (RKI), dass man bei mehr als 80 Prozent den Ort der Infektion nicht nennen könne. Aber der Hinweis von Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass Alltagsmasken zwar einen gewissen, aber keinen wirklichen Schutz gegen Infektionen bieten, lässt darauf schließen, dass der ÖPNV durchaus ein Faktor sein kann.

Die Gefahr wurde politisch eher heruntergespielt. Am 25. November etwa strichen die Ministerpräsidenten in der Bund-Länder-Runde einen vom Bund vorgeschlagenen Passus, nach dem die Deutsche Bahn nur noch Fensterplätze reservieren solle, um den Abstand zwischen Passagieren zu erhöhen. Nach Teilnehmerangaben wurde die Ablehnung der Länder damit begründet, dass man diesen Standard im öffentlichen Nahverkehr nicht einhalten könne.

Einkaufsläden

Ein weiterer Ort, der nicht recht kontrolliert wird und deshalb ein Infektionshotspot sein dürfte, ist die Einkaufsstraße. Gerade jetzt in der Vor-Weihnachtszeit sind viele Menschen im Einzelhandel unterwegs, um sich mit Geschenken einzudecken. Zwar wird der Geschenkekauf in diesem Jahr besonders ins Netz verlagert – der Andrang ist trotzdem hoch.

Auch deshalb, weil sich Kommunen und Länder bisher gegen Schließungen des Einzelhandels gerade im Weihnachtsmonat gewehrt haben. Auch das Wirtschaftsministerium sorgt sich um den Erhalt belebter Innenstädte, weil der stationäre Handel ohnehin schon gegen die Online-Konkurrenz ankämpfen muss. Als Mini-Kompromiss beschlossen Bund und Länder am 25. November, dass es eine Begrenzung der Kundenzahl pro Quadratmeter der Verkaufsfläche geben soll.

Viele Menschen, wenig Abstand. So sieht Einkaufen in der Vor-Weihnachtszeit aus.
Viele Menschen, wenig Abstand. So sieht Einkaufen in der Vor-Weihnachtszeit aus.

© Imago/Jochen Tack

Aber in keinem anderen Bereich ist so offensichtlich, wie gegensätzlich die Interessen sind: Um die Pandemie eindämmen zu können, müsste die Zahl der Kunden eigentlich deutlich sinken. Aber die Geschäfte und auch die Städte wollen genau das Gegenteil: Die Stadt Frankfurt etwa gab gerade eine Pressemitteilung mit dem Titel heraus: „Weihnachtsbeleuchtung soll Frankfurter auf die Einkaufsmeile locken.“

Private Feiern

Fünf Leute aus maximal zwei Haushalten: Diese Regel, an die sich die Deutschen derzeit halten sollen, ist einfach. Warum das notwendig ist, ließ das RKI im Corona-Situationsbericht vom Dienstag erneut erahnen. Während schon im Frühjahr und Sommer häufig der Arbeitsplatz und der private Haushalt als wahrscheinliches Infektionsumfeld angegeben wurde, stellte seit dem Sommer die Anzahl der Fälle in Ausbrüchen in privaten Haushalten den größten Anteil an Ausbruchsituationen dar.

Doch das private Verhalten lässt sich nur eingeschränkt kontrollieren. Zudem tragen Menschen beim Treffen in Wohnungen mit mehreren Personen oftmals keinen Mund-Nasen-Schutz. Wohl auch, weil sie sich in vertrauten Umgebungen sicherer fühlen. Und auch, dass sich Menschen auf Hochzeiten beispielsweise ansteckten, hatte vor allem mit der Ignoranz der Abstands- und Maskenpflicht zu tun. In einem ganz aktuellen Fall aus Berlin lässt sich das Verhalten allerdings nicht damit beschönigen.

Eine Wohnungsparty in Berlin (Symbolbild). 
Eine Wohnungsparty in Berlin (Symbolbild). 

© Kai-Uwe Heinrich

In der Nacht zu Sonntag hat die Polizei in Berlin eine illegale Karaoke-Party mit mehr als 40 Teilnehmern aufgelöst – gegen vier von ihnen hat ein Haftbefehl vorgelegen. Ein anonymer Anrufer hatte die Beamten wegen Lärms zu einem Haus in Lichtenberg gerufen, wie die Polizei am Sonntag mitteilte.

Als die Polizisten eintrafen, schallte ihnen aus einer Wohnung in der ersten Etage laute Musik entgegen. Als die Beamten klopften, wurde sie abgestellt. Mehrere Leute versuchten, über das Dach zu fliehen. Nachdem Verstärkung eingetroffen war, überprüften die Einsatzkräfte in der Wohnung und auf dem Dach 24 Männer und 17 Frauen. Niemand von ihnen trug eine Maske. Die Polizei stellte entsprechende Anzeigen aus. In der Wohnung war eine Bar mit Ausschank aufgebaut sowie eine Karaoke-Anlage. (mit dpa, Reuters)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false