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Die australische Regierung hat den Status der Koalas nun auf "stark gefährdet" angehoben.

© PICTURE ALLIANCE / DPA

Vom Aussterben bedroht: Australien will die Koalas retten

Buschbrände, Rodungen, Krankheiten: Der Koala-Bestand in Australien gehen dramatisch zurück. Nun soll der Schutz verbessert werden.

Die Bilder von verbrannten Koalas gingen vor zwei Jahren um die Welt. Zehntausende Beutler fielen damals den verheerenden Buschfeuern zum Opfer, die im Osten Australiens wüteten. Trotzdem wurden seitdem weiter große Waldflächen gerodet - der Aufschrei vieler Umwelt- und Tierschützer verhallte im Nichts.

Inzwischen sind die Koalas, die wie die Kängurus Ikonen Australiens sind und nur dort vorkommen, so dezimiert, dass auch Australiens Regierung einknickte und ihren Bestand in den östlichen Bundesstaaten New South Wales, im Australian Capital Territory und in Queensland als „stark gefährdet“ („endangered“) einstufte.

Bislang waren Koalas in der niedrigeren Stufe „gefährdet“ („vulnerable“) geführt. Die Umweltministerin Sussan Ley kam damit einer Empfehlung des wissenschaftlichen Ausschusses für bedrohte Arten nach.

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Zum Schutz der Tiere will die Regierung in den nächsten vier Jahren 50 Millionen australische Dollar (31 Millionen Euro) aufwenden. „Wir ergreifen beispiellose Maßnahmen zum Schutz des Koalas und arbeiten mit Wissenschaftlern, medizinischen Forschern, Tierärzten, Gemeinden, Bundesstaaten, lokalen Regierungen und der indigenen Bevölkerung zusammen“, betonte Ley.

50 Prozent der Tiere mit Chlamydien infiziert

Neben Waldrodung und Buschfeuern gefährden der Klimawandel, Hundeangriffe, Verkehrsunfälle und die bakterielle Chlamydia-Infektion die Beutler auf dem fünften Kontinent. Vor allem im Südosten von Queensland und in New South Wales sind teils über 50 Prozent der Koalapopulation an Chlamydien erkrankt.

Dadurch können die Tiere unfruchtbar werden und sogar sterben. „Leider waren die Koalapopulationen, insbesondere in New South Wales, bereits lange vor den Buschbränden des Schwarzen Sommers 2019/2020 in Schwierigkeiten“, sagte die Präsidentin der Tierschutzorganisation „Friends of the Koala“, Aliison Kelly.

Bei schlimmen Buschbränden 2019 und 2020 kamen viele Koalas ums Leben. Oder überlebten mit schweren Verbrennungen.
Bei schlimmen Buschbränden 2019 und 2020 kamen viele Koalas ums Leben. Oder überlebten mit schweren Verbrennungen.

© Saeed Khan/AFP

Bereits im vergangenen September hatte eine Meldung der Australischen Koalastiftung (AKF) für Aufsehen gesorgt. Diese meldete damals, dass die Koalazahlen seit 2018 in ganz Australien um 30 Prozent zurückgegangen seien. Inzwischen leben laut der Organisation möglicherweise weniger als 60.000 Koalas in Australien - zwischen 32.000 und 58.000, so glaubt die AKF.

Obwohl dies nur Schätzungen sind, kann mit Sicherheit gesagt werden, dass allein die Buschfeuer 2019/20 zum Rückgang der Tiere beigetragen haben. Rund 60.000 Koalas sollen laut der Tierschutzorganisation WWF bei den schweren Bränden ums Leben gekommen sein.

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Besonders schlimm sei laut AKF die Lage im Bundesstaat New South Wales, in dem auch Sydney liegt. Dort sollen die Zahlen sogar um über 40 Prozent gesunken sein. Doch auch viele andere Koalaregionen in Australien verzeichneten einen Rückgang.

„Einige Regionen haben verbleibende Populationen, die auf nur noch fünf bis zehn Koalas geschätzt werden“, hieß es einer Mitteilung der AKF. Offizielle Zahlen vonseiten der Regierung fehlen dagegen. Eine Bestandsaufnahme - eine Art „Volkszählung“ der Koalas - soll aber in Arbeit sein.

Bis 1927 wurden Koalas gejagt

Der wahrscheinlich dramatische Rückgang der Koalazahlen ist in der Geschichte nicht einmalig. So mussten die Beutler schon einmal einen heftigen Einbruch verkraften. Nachdem noch vor 250 Jahren wohl Millionen Koalas den fünften Kontinent bevölkerten, wurden die Beutler um 1900 wegen ihres attraktiven, weichen Fells so gnadenlos gejagt, dass man sie fast an den Rand des Aussterbens trieb.

Erst als die Praxis Anfang 1900 in New South Wales, South Australia und Victoria schließlich verboten wurde, ging es langsam wieder bergauf. In Queensland wurde die Jagd sogar erst 1927 gestoppt.

Tierschützer wie Aliison Kelly hoffen nun, dass die Entscheidung, Koalas als „sehr gefährdet“ einzustufen, die Menschen und vor allem die Politik aufrütteln wird. Das Überleben der Art sei inzwischen so bedroht, dass „dringend Maßnahmen ergriffen werden“ müssten, sagte sie.

Um die Lage der Koalas bald wieder zu verbessern, reicht es aber nicht aus, die Tiere zu zählen. Umweltorganisationen und Forscher fordern unter anderem einen Stopp der Rodungen und mehr Waldkorridore, da Habitate inzwischen zu kleinteilig oder voneinander getrennt sind. Im schlimmsten Fall, so fürchten Experten, könnten die Koalas bereits im Jahr 2050 endgültig ausgestorben sein. Ein wenig Hoffnung gibt seit Oktober eine neue Impfung gegen die Chlamydien-Infektion. Das neue Vakzin hat inzwischen die ersten beiden Testphasen durchschritten und sich dabei als sicher und effektiv erwiesen.

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