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Spanien, Palma de Mallorca: Dichtes Gedränge herrscht an der „Bierstraße“.

© Michael Wrobel/Birdy Media/dpa

Unternehmer zum Partyurlaub auf Mallorca: Sauftourismus „schlimmer als vor Corona“

Kurz bestand die Hoffnung, der Ballermann werde zum Ziel für Qualitätstourismus. Doch die Aussichten sind düster.

Der Sauftourismus um den Ballermann auf Mallorca ist nach Einschätzung von Unternehmer:innen derzeit noch schlimmer als in den Jahren vor der Corona-Pandemie.  

Manche Urlauber kämen gegen 10.00 Uhr morgens in den Hotels an, und um 14.00 Uhr könnten sie schon nicht mehr gehen, zitierte die Zeitung „Última Hora“ am Mittwoch Juan Miguel Ferrer, Geschäftsführer der Initiative „Palma Beach“ für mehr Qualität an der Playa de Palma.  

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Initiative „Palma Beach“
Die Initiative wurde 2016 von Privatunternehmer:innen gegründet, um die Gegend aufzuwerten und den Qualitätstourismus an der Playa de Palma zu fördern. Mittlerweile zählen 52 Unternehmen zu dem Zusammenschluss. Seit der Gründung wurden etliche Bars und Restaurants aufwendig renoviert. Damit richten sie sich nun an ein eher gehobeneres, zahlungskräftigeres Publikum. 

Die Urlauber buchten in der Regel zehn Tage im Voraus und blieben im Durchschnitt drei oder vier Nächte. Pro Tag würden sie nur 30 bis 40 Euro ausgeben, davon das meiste für Alkohol, klagte Ferrer.  

Touristen feierten noch um 4.00 Uhr morgens, manchmal mit Megafonen, die unerklärlicherweise weiterhin frei verkauft würden. Zum Teil würden volltrunkene Urlauber von ihren Freunden einfach auf der Straße liegen gelassen. 

Eine „verlorene Saison“

Laut Ferrer sei die Situation auf den Straßen schon jetzt schlimmer als in den Jahren vor der Pandemie. „Wir betrachten die Saison bereits als verloren, was die Kontrolle der Exzesse angeht“, sagte der Geschäftsführer auf einer Pressekonferenz.

Juan Miguel Ferrer, Geschäftsführer der Initiative „Palma Beach“ für mehr Qualität an der Playa de Palma.  
Juan Miguel Ferrer, Geschäftsführer der Initiative „Palma Beach“ für mehr Qualität an der Playa de Palma.  

© Mar Granel Palou/dpa

Vor einigen Wochen hatte er sich im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur noch optimistisch geäußert. Corona habe wie ein Katalysator für die eigenen Bemühungen gewirkt und einen neuen Typ Urlauber angezogen. Dieser wolle Dinge wie gutes Essen mit lokalen Produkten und einen umweltfreundlichen Nahverkehr.  

„Das Spätjahr 2021 und das Frühjahr 2022 waren spektakulär”, sagte Pedro Marín, Manager von „Palma Beach“. Es habe Gäste gegeben, die bereit waren Geld auszugeben und die das tolle Angebot, welches in den vergangenen Jahren aufgebaut wurde, zu schätzen wussten, so der Manager.  

Ferrer fordert neue Regeln – daran würden sich Deutsche halten

Diese positive Entwicklung sei leider mit dem 10. Mai zu Ende gegangen. „Kaum waren die großen Partytempel wieder geöffnet, wurde dieser neue Typ Urlauber vom alten Feierpublikum verdrängt“, bedauerte Ferrer. „Seither leiden wir unter der Ankunft großer Gruppen von Touristen, die nur darauf aus sind, sich auf den Straßen, an der Strandpromenade oder am Strand zu betrinken“, zitierte die Mallorca Zeitung Ferrer.  

2020 wurde ein abendliches Verkaufsverbot von Alkohol eingeführt, das auch bei All-inclusive-Hotels den Alkoholausschank regulierte –  aber nicht überall funktionierte: „In den Hotels wird kontrolliert, das Problem ist aber die fehlende Kontrolle auf der Straße“, sagte Ferrer.  

Urlauber tummeln sich dicht an dicht in der Hochsaison am Strand von El Arenal, Mallorca, Spanien.
Urlauber tummeln sich dicht an dicht in der Hochsaison am Strand von El Arenal, Mallorca, Spanien.

© picture alliance/dpa

Er habe zwei Forderungen, so das Mallorca Magazin: „Wer gegen die Benimmregeln verstößt, sollte direkt vor Ort zur Kasse gebeten werden. Außerdem wünschen wir uns, dass das Polizei-Aufgebot bereits im April und nicht erst während der laufenden Saison aufgestockt wird, damit man präventiv tätig werden kann.“ 

Grundsätzlich habe der Geschäftsführer von „Palma Beach“ aber nichts gegen junge Menschen, die auf der Insel feiern wollen: „Das ist und war die Essenz der Playa de Palma, schon immer“. Mit strengeren Regeln hoffe er aber auf einen gewissen Erziehungseffekt: „Die Deutschen lieben Regeln und sie sind auch meist sehr vorbildlich, wenn es darum geht, diese einzuhalten.“ (mit dpa)

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