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Ungarn: Zahl der Toten nach Giftschlammunfall steigt auf neun

Mehr als eine Woche nach der Giftschlammkatastrophe in Ungarn ist die Zahl der Todesopfer auf neun gestiegen. Am Mittwochmorgen erlag ein Bewohner aus dem am schlimmsten betroffenen Dorf Kolontar im Krankenhaus seinen Verletzungen.

Bei den im Krankenhaus von Ajka gestorbenen Opfer handelt es sich um einen älteren Menschen, wie der Katastrophenschutz mitteilte. Bei dem Unfall wurden 150 Menschen verletzt. Noch immer befinden sich 45 von ihnen im Krankenhaus, einer ist in einem ernsten Zustand.

Vor einer Woche war nahe der Stadt Ajka, 160 Kilometer westlich von Budapest, das Auffangbecken für hochgiftigen Bauxitschlamm einer Aluminiumfabrik gebrochen. Eine Flut von rotem Schlamm ergoß sich daraufhin über die umliegenden Dörfer und verbreitete sich auf einem 40 Quadratkilometer großen Gebiet über Bäche und Flüsse bis hin zur Donau. Die Katastrophe ist der größte Chemieunfall in der Geschichte des osteuropäischen Landes.

Das ungarische Regierungskabinett fuhr am Mittwoch in die Region, um die Aufräumarbeiten in Kolontar und Umgebung zu begutachten und in der Nähe von Veszprem eine Kabinettssitzung abzuhalten. Im Anschluss wollte Ministerpräsident Viktor Orban mitteilen, wann die Aluminiumfabrik wieder die Produktion aufnimmt. Das für das Werk verantwortliche Unternehmen MAL wurde inzwischen unter staatliche Kontrolle gestellt.

Der Bau eines zweiten Damms, der die Bewohner des Dorfes Kolontar vor einer drohenden weiteren Giftschlamm-Welle aus der Aluminiumfabrik schützen soll, wurde inzwischen abgeschlossen, wie die Regierung im Internet mitteilte. Zwei weitere Dämme sind demnach noch im Bau. Wegen eines Risses in einem Auffangbecken wird ein erneutes Auslaufen von Giftschlamm befürchtet. Das Becken werde durchgehend beobachtet, erklärte die Regierung. Das Leitungswasser in der betroffenen Region ist demnach trinkbar. Die Bewohner werden jedoch dazu aufgefordert, wegen einer hohen Staubkonzentration in der Luft Atemschutzmasken zu tragen.

Eine Expertengruppe der Weltgesundheitsorganisation (WHO) soll die ungarischen Behörden bei der Untersuchung der Folgen des Chemieunfalls unterstützen. Die Mission solle die kurz-, mittel- und langfristigen Gesundheitsfolgen der Überschwemmung mit rotem Giftschlamm untersuchen, teilte die UN-Organisation in Genf am Dienstag mit. Die Ergebnisse sollten den ungarischen Behörden helfen, entsprechende Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Der Mitteilung zufolge soll die Mission zudem klären, welche Folgen die Katastrophe für die Anrainerländer der Donau haben könnte. (AFP)

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