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Kreuzfahrtschiffe kommen im Hafen von Palma de Mallorca an und bringen zahlreiche Touristen auf die Insel.

© Clara Margais/picture alliance/dpa

Tourismus auf Mallorca: Bürgerinitiativen wollen Kreuzfahrttourismus drastisch reduzieren

Täglich erreichen Kreuzfahrtschiffe mit tausenden Besuchern den Hafen von Palma. Der Protest dagegen wird immer lauter.

Erst ging es auf Mallorca dem Party- und Sauftourismus an den Kragen. Dann wurden die sich ausbreitenden illegalen Touristenappartements mit harten Sanktionen bekämpft. Nun nimmt sich Europas beliebteste Urlaubsinsel die boomende Kreuzfahrtbranche vor: Umweltgruppen und Bürgerinitiativen fordern, die Zahl der schwimmenden Urlaubshotels, die täglich den Hafen der Inselhauptstadt ansteuern, deutlich zu reduzieren.

Der Grund: Es seien zu viele, und sie würden mit ihren Dieselabgasen die Luft verpesten. „Der Kreuzfahrttourismus, der nach Palma kommt, hat in unserer Stadt auf unerträgliche Weise zugenommen und provoziert eine schwerwiegende Belastung für die Umwelt und das Territorium“, heißt es in einem Manifest, das 23 mallorquinische Bürgerinitiativen verabschiedeten. Der Seeverkehr verschmutze die Umwelt sehr viel stärker als der Straßenverkehr, erklärte Mallorcas bekannteste Ökogruppe GOB, welche den Protestaufruf mitträgt.

Die Bürgerverbände fordern, dass künftig nur noch ein Kreuzfahrtriese mit maximal 4000 Passagieren pro Tag in Palma einlaufen darf. Bisher kommen in der Hochsaison an einem Tag oftmals vier oder fünf solcher Schiffe, die je nach Größe mehr als 6000 Reisende transportieren können. Zudem solle die mallorquinische Touristensteuer für die Kreuzfahrttouristen, auch wenn sie nur wenige Stunden in der Stadt seien, von bisher zwei Euro auf fünf Euro erhöht werden. Schließlich müsse die Abgasbelastung durch die Schiffsgiganten, die im Hafen für die Stromerzeugung ihre mächtigen Dieselmotoren laufen lassen, stärker kontrolliert werden.

Bis zu 15.000 Kreuzfahrttouristen innerhalb weniger Stunden

Bei der Regionalregierung der Baleareninseln, zu denen Mallorca, Ibiza, Menorca und Formentera gehören, stoßen die Demonstranten auf Verständnis. Die von den Sozialisten geführte Mitte-Links-Regierung will aber versuchen, den Konflikt nicht durch Hafenverbote, sondern durch eine bessere Koordinierung der Schiffe zu entschärfen. Der Kreuzfahrttourismus sei wichtig für die Inseln, sagt der Chef der Hafenverwaltung, Xavier Ramis. Die Liegeplätze werden derzeit sogar erweitert. „Aber wir müssen die Überfüllung vermeiden“, räumt auch der Hafendirektor ein.

Palma mit seiner historischen Altstadt gehört zusammen mit Barcelona, Venedig und Dubrovnik zu den beliebtesten Kreuzfahrtzielen im Mittelmeer. An manchen Tagen landen binnen weniger Stunden 15000 Kreuzfahrttouristen in Palmas Hafen und werden dann mit Bussen in die Altstadt transportiert. Der Touristenandrang vor der Kathedrale und in den umliegenden Gassen sei manchmal so groß, dass das Viertel zum Vergnügungspark mutiere, heißt es im Protestmanifest. Bewohner vergleichen es mit einem „Tsunami, der durch die Altstadt schwappt“.

Tourismusbranche befürwortet Kreuzfahrten

Im kroatischen Dubrovnik haben die Behörden bereits die Notbremse gezogen. Seit 2019 dürfen dort nur noch zwei Kreuzfahrtschiffe pro Tag festmachen. Auch in Venedig und Barcelona werden die Rufe nach einer Regulierung lauter. In Barcelona protestierten im vergangenen Jahr Demonstranten gegen den Besuch der „Symphony of the Seas“, das mit knapp 6700 Passagieren derzeit größte Kreuzfahrtschiff der Welt.

Nach Palma kamen 2019 mehr als 2,6 Millionen Touristen auf rund 560 schwimmenden Urlaubspalästen und ließen mit ihren Tagesausflügen die Kassen der einheimischen Wirtschaft klingeln. In 2019 könnten es noch mehr werden. Mallorcas Tourismusbranche sieht den wachsenden Kreuzfahrttourismus als willkommenen Ausgleich für jene Verluste, die sich in einem anderen Bereich abzeichnen: Die Hotelbuchungen für diesen Sommer liegen auf der Insel derzeit deutlich unter jenen des Vorjahres. Nach Angaben der Branche vor allem, weil andere Mittelmeerziele wie etwa die Türkei, Ägypten oder Tunesien mit günstigeren Angeboten locken.

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