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Der Trophäenjäger bringt die Landesregierung in Schwierigkeiten.

© privat

Thüringen: Elefantenjäger unter Polizeischutz

Der umstrittene Spitzenbeamte im Umweltministerium wird nach Berichten über seine Elefantenjagd bedroht und steht unter Polizeischutz. Kritik gibt es an der Entscheidung, ihm in einen neuen Chefposten zu geben.

Der Spitzenbeamte in Thüringens Umweltministerium, der in Botswana einen Elefanten erlegt hat, steht nach Morddrohungen unter Polizeischutz. Eine Sprecherin der zuständigen Polizei in Jena sagte dem Tagesspiegel, es seien „geeignete Maßnahmen zum Schutz seiner Person“ eingeleitet worden. Zuvor habe man eine Anzeige wegen Bedrohung aufgenommen. Mehrere hundert kritische Mails sind im Umweltministerium eingegangen, in dem der Großwildjäger bisher als Abteilungsleiter arbeitete. Ministeriumssprecher Andreas Maruschke bestätigte, dass Morddrohungen dabei waren.

Der Beamte erlegte einen Elefanten in Afrika und brüstete sich damit

„Es gibt ein Ausmaß an Eskalation, das nicht mehr lustig ist“, sagte Maruschke. So würden viele Mitarbeiter des Ministeriums mit aggressiven E-Mails regelrecht bombardiert, in denen etwa die Entlassung des „Elefantenmörders“ gefordert werde. Bei der Staatsanwaltschaft Erfurt sind unterdessen vier Strafanzeigen gegen den Jäger eingegangen, darunter wegen Tierquälerei. Der Spitzenbeamte erlegte im Dezember – was zu diesem Zeitpunkt offenbar legal war – einen rund 40 Jahre alten Elefantenbullen. Entsprechende Informationen und Fotos verbreitete er per Mail im Kollegenkreis. Nach Medienberichten soll er auch von einer langen Hetzjagd auf den angeschossenen Elefanten berichtet haben. Mehr als 20 Schüsse seien dabei abgefeuert worden. In seinem Ministeriumsbüro hing angeblich ein Foto, das ihn mit einem erlegten Löwen zeigt. In der vorigen Woche wurden die kolonial anmutenden Jagdszenen an die Grünen-Fraktion im Landtag weitergegeben, die den Fall publik machte. Seitdem fegt ein Sturm der Entrüstung durch Thüringen. Umweltminister Jürgen Reinholz (CDU), der die Jagd zunächst als private Freizeitbeschäftigung abgetan hatte, versetzte den Spitzenbeamten inzwischen in die nachgeordnete Landesanstalt für Landwirtschaft. Hier soll er allerdings Präsident werden. Deshalb gibt es erneut heftige Reaktionen. Da werde der Bock zum Gärtner gemacht, ließ etwa der Thüringer Bauernverband verlauten. Auch Regierungspartner SPD ging auf Distanz. Umweltpolitikerin Eleonore Mühlbauer sagte, die Landesanstalt „taugt nicht als Verschiebebahnhof für Beamte, die sich selbst diskreditiert haben“.

Die Linken-Fraktion sieht in der Affäre eine Regierungskrise heraufziehen, die auch Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) treffen könnte, wenn sie nicht handele. Fraktionschef Bodo Ramelow forderte Reinholz auf, ein Disziplinarverfahren gegen den Elefantenjäger einzuleiten und ihn sofort zu beurlauben. Zugleich sei dessen Wechsel an die Spitze der Landesanstalt rückgängig zu machen. Passiere das nicht, müsse Lieberknecht ihren Umweltminister entlassen.

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