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Sollen eben andere jetzt das Traumpaar sein. Die Gottschalks gehen getrennte Wege.

© Franz Neumayr/dpa

Thomas und Thea Gottschalk: Trennung nach gut 40 Jahren Ehe – warum denn nicht?

Zwei erwachsene Kinder, meine Güte: Die Gottschalk-Trennung sorgt für Aufregung. Doch auch im Alter darf man nach Glück streben, findet unsere Autorin.

„Die Gottschalks getrennt – hätten Sie das erwartet?“ So lautet der unfreiwillig komische Titel einer Umfrage, die ein großes deutsches Nachrichtenportal derzeit durchführt. Eine der beiden Antwortmöglichkeiten lautet: „Nein, die beiden waren DAS Traumpaar“. Daran lässt sich gut ablesen, mit welcher Haltung derlei Klatschmeldungen in einigen Teilen der Gesellschaft aufgenommen werden. Empörung, Bestürzung. Hat sie? Hat er? Gut 40 Jahre Ehe, zwei erwachsene Kinder, meine Güte.

Die wenigsten der bislang angeblich 76.000 Nutzer, die abgestimmt haben, dürften das Noch-Ehepaar persönlich kennen, dennoch nehmen so viele Anteil, als ginge es um die Meiers von nebenan. Vielleicht, weil es Meiers von nebenan sein könnten. Weil es einem selbst einmal passieren könnte. Und weil Trennungen noch immer als existenzielle Katastrophe gelten, in einer Liga mit Todesfällen.

Früher kam mit 70 der Tod, heute die ultimative Freiheit

Natürlich, mehr als 40 Jahre gemeinsames Leben zu entwirren, das ist nie leicht. Nicht für die Gottschalks und nicht für die Meiers. Vor allem die Trennung im besten Rentenalter ist ein gefühltes Tabu. Warum denn jetzt noch? Gegenfrage: Warum denn nicht? Das Recht auf Streben nach persönlichem Glück erlischt nicht automatisch nach vier Jahrzehnten Ehe. 

Früher war das Alter eine Phase im Leben, in der man nicht mehr viel erwarten durfte außer das „Stadl“-Programm im Fernsehen und vielleicht einen sanften Tod. Düstere Zeiten. Heute legt diese demografische Gruppe zunehmend und völlig zu Recht ein gesundes Selbstbewusstsein an den Tag. Wer jetzt um die 70 ist, kann 80, 90, 100 Jahre alt werden, hat nicht selten Erspartes und keine Verantwortung mehr für Kinder. Die ultimative Freiheit.

Wenn Thea oder Thomas oder beide Gottschalks also glauben, dass sie mit diesem Schritt eine schwierige Situation beenden und neuen Dingen eine Chance geben können, dann ist so eine Trennung das einzig Richtige. Verheiratet bleiben, weil es nun schon so viele Jahre sind, das ist Verlogenheit sich selbst und dem Partner gegenüber, hübsch verkleidet als Loyalität. Verheiratet bleiben aus Angst, keinen neuen Partner zu finden, ist feige. Die Gottschalks gehen insofern als gutes Beispiel voran. DAS Traumpaar können ja andere sein, was soll’s.

In der Umfrage zur Erwartbarkeit der Gottschalk-Trennung lautet die zweite Antwortoption übrigens: „Heutzutage ist das doch normal.“

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