Temporäre Spielstraßen: Vorfahrt für die Kinder

Es braucht nicht viel für eine veränderte Stadt. Eine rot-weiße Absperrungsparke reicht, um die Einfahrt in die Templiner Straße zu sperren. Schon an der Einmündung weht der Lärm spielender Kinder herüber und vor allem ihr Lachen. Jeden Dienstag gehört die Straße in Prenzlauer Berg nun von 15 bis 18 Uhr den Kindern.

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Einige Kindern stakeln mit Stelzen herum, andere sitzen einfach auf dem Asphalt und spielen hingebungsvoll mit Knete, andere spielen fangen oder malen. Dazwischen steht das bunt lackierte Pankower Spielmobil. Bis September wird es jetzt wieder im Bezirk unterwegs sein, um die zwei bezirklichen Spielstraßenprojekte mit allerlei Materialeien zum Spielen zu versorgen. An einer Stelle haben einige Eltern eine Decke auf die Erde gelegt und nutzen die autofreie Zone für ein Picknick, während ihre Kinder herumtollen. Inmitten des Trubels steht einsam ein Auto. Unter dem Scheibenwischer ein gedruckter Zettel: „Dienstag ist hier Spielstraße. Von 15 bis 18:00 Uhr. Bitte beachten Sie die Halteverbote und parken in dieser Zeit woanders. Danke !!!!“ Vielleicht lernt der Besitzer es ja noch.
Wie in Prenzlauer Berg hat auch in fünf anderen Bezirken die Spielstraßenzeit begonnen: in Neukölln, Steglitz-Zehlendorf, Mitte, Tempelhof-Schöneberg und Friedrichshain-Kreuzberg. Insbesondere Friedrichshain-Kreuzberg ist Vorreiter – das Bezirksamt hat jetzt eine Liste mit neun temporären Spiel- und Nachbarschaftsstraßen veröffentlicht. Ganz neu hinzugekommen ist im Bezirk die Jessnerstraße, die jeden Dienstag zwischen 15 bis 19 Uhr für den Autoverkehr gesperrt wird.
Überall sind es Nachbarschaftsinitiativen, die sich für die zeitweiligen Sperrungen einsetzen. Es ist gerade diese Basis-Verankerung, die entscheidend ist für den Erfolg und die Akzeptanz in der Bevölkerung. Doch nahezu alle Spielstraßen brauchen noch dringend weitere Unterstützer*innen und Anwohner*innen, die regelmäßig auch mit anpacken. Wie sehr aber die Idee gewachsen ist, zeigte sich im September 2021, als es am europaweiten autofreien Tag in allen zwölf Berliner Bezirken Aktionen in Sachen Spielstraßen gab. Auf insgesamt 35 Straßen konnten Kinder nach Herzenslust und ungefährdet auf den Straßen spielen, tollen, hüpfen oder rennen.
Dabei war es ein langer Weg, seit erstmals 2015 die Initiative Gudvanger Straße beantragte, die Pankower Straße zeitweilig nur für Kinder zu nutzen und die Autos auszusperren. Erst nach jahrelanger Diskussion und auch juristischen Auseinandersetzungen durfte die Straße erstmals 2020 für einige Stunden gesperrt werden. Auch jetzt haben die Kinder die Straße nur am ersten Mittwoch im Monat nur für sich.
Der Rot-grün-rote Senat wird auch in den beiden kommenden Jahren die Spielstraßen-Initiativen finanziell unterstützen; eingeplant sind jährlich 50.000 Euro. „Die temporären Spielstraßen haben sich bewährt und werden berlinweit gut angenommen“, heißt es in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage. Außerdem wurde angekündigt, das Genehmigungsverfahren für „Temporäre Spielstraßen“ zu vereinfachen. Ein berlinweiter Leitfaden, um das Verfahren transparenter, einfacher und einheitlicher zu gestalten, sollte „noch vor Jahresende 2021 veröffentlicht werden“. Darauf warten die Engagierten vom Bündnis „Temporäre Spielstraßen“ freilich immer noch. Er sei aber „in den letzten Schleifen“, zeigt sich Cornelia Dittrich vom Spielstraßen-Bündnis optimistisch.

• Alle temporären Spielstraßen und weitere Informationen finden Sie unter http://xn--spielstraen-36a.de/