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Stammgast vor Gericht: Jacob Zuma steht im Zentrum zahlreicher Verfahren. Vor allem deshalb gibt sich Südafrikas Ex-Präsident nun als verarmter Mann aus.

© Kim Ludbrook/Reuters

Südafrikas Ex-Präsident: Warum dem Polygamisten Jacob Zuma seine vielen Ehen nun zu kostspielig sind

Südafrikas Ex-Präsident Jacob Zuma will die meisten seiner Ehen auflösen – weil er angeblich fast pleite ist. Viele Südafrikaner bezweifeln das.

Auf immerhin vier parallel verlaufende Ehen hat es der ehemalige südafrikanische Präsident Jacob Zuma gebracht, abgesehen von einer geschiedenen und einer verstorbenen Gattin. Allein diese Tatsache mag sonderbar klingen und hat ihm schon viel Kritik eingebracht. Nun macht Zuma damit Schlagzeilen, die meisten seiner Ehen wieder auflösen zu wollen, weil der 78 Jahre alte Patriarch sich die kostspieligen Verbindungen nach eigener Aussage angeblich nicht mehr leisten könne. Viele Südafrikaner bezweifeln jedoch, dass das stimmt.

Bei seiner Amtseinführung im Mai 2009 hatte Zuma Südafrikas Protokoll-Beamte in helle Aufregung versetzt: Der traditionelle Zulu war der erste Präsident des Landes, der mit mehr als einer Ehefrau - in Südafrika ist Polygamie erlaubt - in die Residenz des Staatschefs in Pretoria einzog. Seither war der Titel First Lady zu präzisieren: Handelte es sich um First Lady eins oder First Lady zwei? Später kamen noch zwei weitere First Ladies hinzu. Obwohl der Staatschef bei Gelegenheit auch außerhalb seiner Ehen aktiv war und zumindest zwei uneheliche Kinder zeugte, schien das komplexe Beziehungsgeflecht zunächst überraschend reibungslos zu funktionieren.

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Zuma war schon als Befreiungskämpfer für seine amourösen Abenteuer berüchtigt: Sein damaliger Kamerad Ronnie Kasrils weiß von so mancher Affäre zu berichten, die dem Chef der Inneren Sicherheit des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) beinahe zum Verhängnis geworden wäre. Außerdem habe ihn der Unterhalt seiner wachsenden Großfamilie vor immer größere finanzielle Herausforderungen gestellt, schreibt Kasrils in seiner Zuma-Biographie „A Simple Man“.

Kate Mantsho, Zumas dritte Ehefrau, brachte sich nach 18 Ehejahren um: Für sie seien es „Jahre der Hölle“ gewesen, schrieb sie in ihrem Abschiedsbrief. Und verfügte, dass der Gatte der Beerdigung gefälligst fernbleiben solle.

Als Staatspräsident holte sich Zuma noch mehr Frauen an seine Seite

Kurz vor seinem Amtsantritt wurde Zuma sogar eine Vergewaltigung vorgeworfen: Er hatte Sex mit der 32 Jahre jüngeren Tochter eines Familienfreunds. Die Frau beschuldigte ihn, sie dazu gezwungen zu haben. Auf die Frage des Richters, wie er sich vor der HIV-Infektion der Aids-Aktivistin geschützt habe, antwortete Zuma damals: „Ich habe anschließend heiß geduscht.“ In einem umstrittenen Urteil sprach ihn der Richter vom Vorwurf der Vergewaltigung frei.

Als Staatspräsident holte sich Zuma noch mehr Frauen an seine Seite. Zu den bisherigen zwei simultanen Gemahlinnen kamen zwei weitere, zwei zusätzliche Partnerinnen wurden als Verlobte geführt. Die Zahl der Kinder – ehelicher und nichtehelicher – durchbrach die Zwanziger-Marge. Zumindest musste sich das Großfamilienoberhaupt keine Geldsorgen mehr machen: Gemeinsam mit anderen plünderte er die Staatskasse.

Der Segen im Zuma-Haus geriet erstmals mit Zumas Ehefrau Nompumelelo Ntuli in Schieflage, deren angeblicher Geliebter (und Bodyguard) tot in seiner Badewanne gefunden wurde. Später warf ihr Zuma vor, sie habe versucht ihn zu vergiften: Er war während eines USA-Besuchs plötzlich erkrankt, Ärzte diagnostizierten eine Vergiftung. Obwohl die Frau den Vorwurf bestritt, wurde sie aus Nkandla, dem Familiensitz Zumas, verbannt. Ein Verfahren gegen sie stellte die Staatsanwaltschaft später allerdings ein: Dafür seien die Vorwürfe viel zu vage, hieß es. Zeitungsberichten zufolge ist Ntuli mit ihren drei Kindern heute sehr arm.

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Die Situation in Nkandla spitzt sich zu, seit Zuma vor zweieinhalb Jahren aus dem Amt entlassen wurde. Eine seiner Verlobten, die über 50 Jahre jüngere Nonkanyiso Conco, bezichtigt den Ex-Präsidenten, seinen Unterhaltszahlungen nicht nachzukommen, Gemahlin Nummer sechs, Thobeka Madiba, erhebt denselben Vorwurf. Vor Gericht klagte sie kürzlich über ihr „emotionales Leiden“ im Zuma-Haushalt: Im Krach um eine Telefonkarte habe sie der Hausherr schließlich von seinem Anwesen verbannt.

Angeblich muss Zuma sich inzwischen „mit dem Verkauf meiner Socken“ über Wasser halten. Die Armutsbeteuerungen sind vor dem Hintergrund der zahlreichen Gerichtsverfahren zu sehen, die Zuma inzwischen erwarten. Allerdings bezieht der gefeuerte Präsident eine stattliche Pension und hat vermutlich Millionen Rand veruntreuter öffentlicher Mittel über ein weites Netzwerk an Strohleuten verteilt. Doch offenbar bangt Zuma auch um diese Reserven.

Johannes Dieterich

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