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Drei Neugeborene liegen nebeneinander im Kreißsaal.

© Waltraud Grubitzsch/dpa

Studie des Statistischen Bundesamtes: Brandenburgs Geburtenrate ist am höchsten

2017 wurden in Deutschland weniger Kinder geboren als im Jahr zuvor. Ostdeutsche Bundesländer liegen vorne. Nur Berlin ist das bundesweite Schlusslicht.

Wer viele kleine Babys sehen möchte, sollte im Sommer nach Brandenburg fahren: Dort lag die Geburtenziffer pro Frau im vergangenen Jahr bei 1,64 Kindern. Das ist bundesweiter Spitzenwert. Vor allem in den Monaten Juli, August und September kommen neue Einwohner für das Nachbarbundesland von Berlin hinzu. In der Hauptstadt liegt die Geburtenziffer nur bei 1,48 – das ist der Tiefstwert aller 16 Länder.

Diese Zahlen hat das Statistische Bundesamt am Mittwoch veröffentlicht. Frauen brachten demnach 2017 in Deutschland 785000 Babys zur Welt, die Geburtenziffer liegt bei 1,57. Mit dieser Zahl gibt das Amt an, wieviele Kinder Frauen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren im Durchschnitt bekommen haben. Insgesamt ist ein leichter Rückgang im Vergleich zum Jahr zuvor zu erkennen, wo der Wert von 1,59 erreicht wurde.

Expertin sieht eine "Stabilisierung auf hohem Niveau"

Dennoch sieht die Expertin des Bundesamts Olga Poetzsch keinen Grund zur Sorge. Sie erkennt eher eine „Stabilisierung auf hohem Niveau“ und warnt davor, den leicht negativen Trend zu überschätzen: „Es gibt immer noch eine positive Entwicklung in Deutschland“.

Ein Grund für die hohen Zahlen im Jahr 2016 seien viele Geburten von zugewanderten Frauen gewesen. Sie hätten das Kinderkriegen womöglich „aufgeschoben“, bis sie in einem sicheren Umfeld lebten. Aber auch die verbesserten politischen Rahmenbedingungen sieht Poetzsch als Ursache dafür, dass in Deutschland mehr Kinder zur Welt kommen als noch vor zehn Jahren. „Zwar ist es nicht zu quantifizieren, aber das Elterngeld und der Ausbau der Kleinkinderbetreuung scheinen sich positiv auszuwirken“, sagt Poetzsch.

Berlins Senatsverwaltung reagiert gelassen

Auch ein interessantes Ergebnis der Studie: Bei der Geburt des ersten Kindes waren Frauen im Schnitt 29 Jahre und zehn Monate alt. Außerdem ist die Geburtenziffer mit durchschnittlich 1,61 Kindern in ostdeutschen Ländern höher als in westdeutschen (1,58). „Ostdeutsche Frauen werden früher Mutter“, stellt Poetzsch fest. Zudem seien dort mehr Frauen Mütter, was einen großen „Ansteckungseffekt“ haben könnte. Wenn viele Freundinnen aus dem nahen Umfeld Babys bekommen, sei es wahrscheinlicher, dass man sich selber für ein Kind entscheide. Berlin bildet in Ostdeutschland mit einer geringen Geburtenquote die Ausnahme.

Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie reagiert darauf gelassen. Man lege einen Schwerpunkt auf familienfreundliche Politik, Berlin bleibe „Baby-Town“. Sorgen um zu wenige Kinder habe man nicht. Neben Geburten seien ja auch Zuzüge zu bedenken, heißt es aus der Verwaltung auf Anfrage des Tagesspiegels.

In Zukunft dürften die absoluten Geburtenzahlen sinken, weil weniger Frauen im gebärfähigen Alter sein werden. Dies sei die Folge der geringeren Geburten in den 90er Jahren, meint Poetzsch. Doch in zwanzig bis dreißig Jahren könnte der Trend schon wieder anders aussehen – zumindest im Bundesland Brandenburg.

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