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Prinz Philip ist tot.

© Karel Prinsloo/EPA/dpa

Stets zwei Schritte hinter der Queen: Prinz Philip im Alter von 99 Jahren gestorben

Es ist ein großer Einschnitt für die britischen Royals: Der Ehemann von Queen Elizabeth ist tot. Ein Nachruf auf einen Mann, der nie klagte.

Prinz Philip, Ehemann der britischen Königin Elizabeth II., ist tot. Er starb im Alter von 99 Jahren in Windsor, wie der Buckingham-Palast am Freitag mitteilte.

Erst vor wenigen Wochen war er nach erfolgreicher Herzoperation aus dem Krankenhaus entlassen worden. Nun ist er „friedlich entschlafen“, wie es in der Mitteilung im Namen der „zutiefst betrübten“ Queen hieß. Im Juni hätte Philip seinen 100. Geburtstag gefeiert.

Es ist ein großer Einschnitt für die britischen Royals und Großbritannien. Die BBC spielte die Nationalhymne im Fernsehen - Premierminister Boris Johnson hielt eine live im Fernsehen übertragene Ansprache und würdigte Philip als „Stärke und Stütze“ der Queen. „Wir trauern heute mit Ihrer Majestät der Queen“, so der Premier.

Als Prinzgemahl war der Herzog von Edinburgh bis ins hohe Alter von Königin Elizabeths II Seite nicht wegzudenken. Stets ein, zwei Schritte hinter der Queen, kerzengerade, diskret, formvollendet – an dieser Aufgabe wäre so mancher Mann aus Philips Generation verzweifelt.

Wenn er wehleidig veranlagt gewesen wäre, hätte der aus ursprünglich deutschem Adel Stammende viel zu klagen gehabt über die Ungerechtigkeit der Welt. Aber alles Zartfühlende wurde dem Enkel des Urgroßvaters des letzten griechischen Königs und Ururenkel Königin Victorias schon als Kind ausgetrieben, spätestens auf dem Internat im schottischen Gordonstoun.

"Beispielhafte Loyalität" für seine Frau

Er gab selten Auskunft über sich und klagte nie. „Ich will jetzt kürzer treten”, teilte er in einem TV-Porträt zum 90. Geburtstag mit. „Ich habe meinen Beitrag geleistet.”

In Wirklichkeit machte der rüstige, stets kerzengerade stehende Marineoffizier noch Jahre lang weiter, ehe er im zarten Alter von 96 Jahren alle öffentlichen Termine zur Unterstützung jener 780 Organisationen, bei denen er als Schirmherr agiert hatte, einstellte. Bei großen royalen Terminen tauchte er dennoch weiterhin in der Öffentlichkeit auf, beispielsweise mit gerade frisch eingesetzter künstlicher Hüfte bei der Hochzeit seines Enkels Prinz Harry mit Meghan Markle.

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Philips Beitrag zum Fortbestand der Monarchie bestand vor allem in der “beispielhaften Loyalität” für seine Frau, wie der deutsche Queen-Biograph Thomas Kielinger schreibt. Elizabeth hatte sich mit 13 Jahren in den mittellosen Leutnantsanwärter verliebt und eisern gegen manche Widerstände bei Hof an Philip festgehalten. Der Hochzeit 1947 folgten rasch die beiden Kinder Charles und Anne, später kamen die Prinzen Andrew und Edward hinzu.

Königin Elizabeth II. von Großbritannien und Prinz Philip.
Königin Elizabeth II. von Großbritannien und Prinz Philip.

© Georg Spring/dpa

Nur kurz war dem jungen Paar die glückliche, unbeschwerte Zeit auf Malta vergönnt, wo der Marineleutnant Philip stationiert war. Der Tod Georges VI im Februar 1952 bedeutete für den gerade 30-Jährigen ambitionierten Offizier das Aus der eigenen beruflichen Karriere. Dass die Kinder laut Beschluss des Kronrats Windsor statt Mountbatten heißen sollten, ärgerte den Prinzen maßlos: “Ich bin eine verdammte Amöbe.”

Prinz Philip interessierte sich für Hockey und Cricket

Zähneknirschend fügte sich Philip in sein Schicksal. Was das Geheimnis einer glücklichen Ehe ausmache, hat er später so definiert: “unterschiedliche Interessen”. Während Elizabeth sich vor allem für ihre Pferde und Hunde interessierte, spielte der Prinzgemahl mit hoher Energie Hockey und Cricket, präsidierte dem WWF, versuchte sich als Maler und Photograph.

[Mehr zum Thema: Prinz Philip und die Queen in Berlin: Sehen Sie hier historische Fotos von Staatsbesuchen der Royals an der Spree (T+)]

Früh schon hatte der Abkömmling des Hauses Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg seine lebenslange Liebe zu schnellen Autos entdeckt. Sein geliebter Onkel und Ersatzvater, Admiral Louis Mountbatten hat der Nachwelt, darunter dem Queen-Biographen Ben Pimlott, dazu eine wunderbare Anekdote hinterlassen.

Auf dem Weg zu einem Polomatch sei der Prinz viel zu schnell unterwegs gewesen, weshalb die Königin spürbar verkrampft neben ihm saß und immer wieder hörbar einatmete. Da habe sich der Fahrer wütend an seine Frau gewandt: „Wenn Du das noch einmal machst, schmeiße ich Dich raus!“ Im Auto kehrte Stille ein.

Weshalb sie sich denn diese Behandlung habe gefallen lassen, fragte Admiral Mountbatten später seine Nichte: „Schließlich hattest Du Recht, er fuhr viel zu schnell.“ Elizabeth II erwiderte: „Aber Du hast doch gehört, was er gesagt hat“ – offenbar hatte Ihre Majestät berechtigte Sorge, auf offener Straße an die Luft gesetzt zu werden.

Kritik für politische Unkorrektheit

Die feinen Herrenschneider der Savile Row lobten Philip für seine “wundervoll zurückhaltende Eleganz”, mit der er “in vielerlei Hinsicht den britischen Gentleman verkörpert” habe. Zum Diplomaten freilich brachte es der Prinzgemahl nicht. „Niemand hat je ein Treffen mit ihm vergessen“, hat dies Prinz Edward einmal ein wenig zweideutig ausgedrückt.

Britische Studenten in China warnte der Prinzgemahl vor allzu langem Verweilen; sie könnten sonst “Schlitzaugen” bekommen wie ihre Gastgeber. An den Ungarn fielen ihm die “Bierbäuche” auf, in Schottland sah er sich von “Alkoholikern” umgeben.

Die festliche Stammesbekleidung des nigerianischen Präsidenten bei einem Staatsbankett kommentierte der Herzog, sein Gegenüber sei wohl “schon fertig fürs Bett”. Den damaligen deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl begrüßte er bei einem offiziellen Termin jovial als „Guten Tag, Herr Reichskanzler“.

Mit solcherlei politischer Unkorrektheit zog sich Philip immer wieder Kritik der Medien zu und erfüllte damit die wichtige Funktion eines Blitzableiters, der von der unantastbaren Monarchin ablenkt. Gegen Ende seines Lebens zeigte die Nation ihm zunehmend Respekt, ja Dankbarkeit. Bei einer Umfrage nach dem beliebtesten Einwanderer belegte er 2012 Platz Eins.

Reaktionen auf den Tod von Prinz Philip

Nach dem Tod von Prinz Philip haben sich am Buckingham-Palast in London und am Schloss Windsor viele Menschen versammelt, um dem Ehemann von Queen Elizabeth II. (94) die letzte Ehre zu erweisen. In London wurde eine Bekanntmachung am Zaun des Buckingham-Palasts wegen der Abstandsregeln in der Corona-Pandemie nach kurzer Zeit wieder entfernt, als sich Menschen davor versammelten. In Windsor, wo sich Philip bis zu seinem Tod aufgehalten hatte, kamen nach einem Bericht der britischen Nachrichtenagentur PA Hunderte Menschen zusammen, um Blumen und andere Beileidsbekundungen am Tor des Schlosses niederzulegen.

Georg Friedrich Prinz von Preußen, Ururenkel des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II., hat sich nach dem Tod von Prinz Philip ebenfalls erschüttert gezeigt. „Die Nachricht vom Tode Prinz Philips hat mich sehr getroffen“, teilte er am Freitag in Potsdam auf Anfrage mit. „Ich habe ihn besonders verehrt. Er war eine große Persönlichkeit, gleichzeitig aber auch ein nahbarer und warmherziger Mensch.“

In Dänemark hat die Monarchin Margrethe II. (80) den Briten zum Tod von Prinz Philip kondoliert. Dazu habe sie eine persönliche Beileidsbekundung an die britische Königin Elizabeth II. geschickt, teilte das dänische Königshaus am Freitag mit.

Auch Berlin trauert um Prinz Philip: Die Flagge an der britischen Botschaft ist auf Halbmast gesetzt worden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ehrte den Prinzen als Versöhner von Großbritannien und Deutschland. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) würdigte den Prinzen ebenfalls: „Er hat über die vielen Jahrzehnte in seiner Rolle als Gemahl der Königin auch das Herz vieler Berlinerinnen und Berliner erreicht, die am Wohlergehen des britischen Königshauses seit jeher Anteil nehmen. Unsere Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger fühlen mit der Queen“, betonte Müller. „Wir denken daran, dass die Queen das Staatsoberhaupt einer unserer früheren Schutzmächte gewesen ist. Uns ist bewusst, dass der Tod von Prinz Philip auch für unsere britischen Freundinnen und Freunde ein tiefer Einschnitt ist.“

Beileidsbekundungen von Putin und Erdogan

Russlands Präsident Wladimir Putin hat ebenfalls in einem Kondolenztelegramm an die britische Königin Elisabeth II. ihren gestorbenen Ehemann Prinz Philip als historische Persönlichkeit gewürdigt. „Mit dem Namen seiner königlichen Hoheit sind viele wichtige Ereignisse in der neueren Geschichte Ihres Landes verbunden“, schrieb Putin nach Kremlangaben am Freitag. „Er genoss zu Recht die Wertschätzung der Briten und internationales Ansehen.“ Putin wünschte der Königin und ihrer gesamten Familie Mut und „seelische Stärke angesichts des schweren Verlusts“.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan twitterte: „Im Namen meines Landes spreche ich mein tiefstes Beileid aus. Ich teile die Trauer der königlichen Familie und der Menschen im Vereinigten Königreich.“

Italiens Staatschef Sergio Mattarella hat an die „beispielhafte Hingabe“ Prinz Phillips erinnert, mit der der Ehemann der britischen Königin Elizabeth II. der Krone gedient habe. „Bei vielen Menschen auf der ganzen Welt lebt die Erinnerung fort an eine Persönlichkeit, die mehr als 70 Jahre lang mit beispielhafter Hingabe der Krone und dem Vereinigten Königreich gedient und die Entwicklung des Landes mit Offenheit und Innovation begleitet hat“, schrieb Mattarella am Freitag in Rom.

Aus Polen schreibt Präsident Andrzej Duda: „Der Herzog von Edinburgh war eines des Symbole der britischen Krone, welcher er so viele Jahre treu gedient hat.“ Prinz Philip sei eine starke Unterstützung für die Königin und alle Bürger des Königreichs gewesen, sowohl im privaten Leben wie auch im Dienste des Staates. Sein Tod sei ein unwiederbringlicher Verlust für Großbritannien, das Commonwealth und die internationale Gemeinschaft, so Duda. (mit dpa)

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