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Alfons Schuhbeck ist einer der bekanntesten Köche Deutschlands, bekocht Reiche und Schöne und ist inzwischen selbst ein Promi.

© imago/APress

Starkoch meldet Insolvenz an: Schuhbeck beklagt fehlende Corona-Hilfen

Der Münchner Starkoch Alfons Schuhbeck meldet Insolvenz an. Als Grund nennt er ausgebliebene Corona-Hilfen für seine Gastronomie.

In München war er erst der Fonsä, dann der Platzl-Hirsch – und a Hund sowieso, wie sie im Bayrischen die Cleveren nennen, die sich keine noch so windschiefe Chance entgehen lassen. Alfons Schuhbeck ist als Koch und Gastronom einer der Großen, die Leib und Seele der Landeshauptstadt zusammenhalten, und das ist, wie wir aus manch nur leicht karikierender TV-Serie wissen, ein hartes Geschäft. 

Deshalb haben die Leute vom Finanzamt ihn schon seit Jahrzehnten in Manndeckung, immer wieder wurde ermittelt und geflüstert und geraunt. Doch nun hat die Coronakrise das Schuhbeck-Reich am Platzl, dem lauschigen Treffpunkt in der Münchener Innenstadt, gepackt und eine Art vorläufigen Schlusspunkt gesetzt: Vor einigen Tagen musste er Insolvenz anmelden.

Zur Begründung erklärte der 72-jährige Starkoch in einer Mitteilung vom Sonntag lediglich: „Nachdem die vollmundig angekündigten Staatshilfen bei mir bis heute ausgeblieben sind, muss ich für meine Betriebe Insolvenz anmelden.“ Betroffen sind demzufolge alle Gastronomiebetriebe am Platzl sowie das Cateringgeschäft, nicht aber der Gewürzhandel und die Beratertätigkeit. Über den Grund des Ausbleibens der Finanzhilfen ist nichts bekannt. 

Wegen Steuerverfahren in den Schlagzeilen

Möglicherweise standen sich aber die Hilfsrichtlinien und die Steuerverfahren im Weg, mit denen Schuhbeck 1994 sowie 2019 in die Schlagzeilen geraten war. Die Stadt München ist nicht dafür bekannt, Milde mit ihren gefallenen Engeln walten zu lassen, das musste sogar ein noch bedeutenderer Koch hinnehmen: Eckart Witzigmann, der Anfang der Neunziger mit einem Gramm Kokain festgenommen worden war und dort offiziell immer noch eine Art Unperson zu sein scheint.

Schuhbeck ist einer der bekanntesten Schüler Witzigmanns, holte sich in dessen frisch eröffneter „Aubergine“ 1979 den letzten Schliff. Geboren wurde er 1949 als Alfons Karg, später aber vom Waginger Gastronomen Sebastian Schuhbeck adoptiert und als Erbe eingesetzt. 

Prominente Gäste: Merkel, Beatles, FC Bayern

Nach Lehre und Wanderjahren übernahm er 1980 dessen Waginger „Kurhausstüberl“, das schnell mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde. Er widmete sich der Bajuwarisierung der französischen Küche so intensiv, dass er die klassischen „Amuses gueules“, die Häppchen zum Menübeginn, in „Magentratzerl“ umtaufte und für die Speisekarte eine Art Schmankerl-Sprache entwickelte; sein Buch „Meine bayerische Küche“ ist ein Haushalts-Klassiker.

In Waging konnte er sich als Prominenten-Koch etablieren und einen erfolgreichen Partyservice gründen, der ihm nach der Schließung in Waging 2002 als Sprungbrett nach München diente. Zunächst eröffnete er dort die „Südtiroler Stuben“ mit denen er sich den Stern zurückholte, später Schuhbecks Orlando, Orlando Bar und Lounge, Orlando Sportsbar sowie das Fine-Dining-Restaurant „Alfons“, das bis zur Schließung 2020 ebenfalls einen Michelin-Stern trug, in dem er allerdings die Arbeit am Herd wechselnden Küchenchefs überließ – sein Abend bestand darin, die Runde zu machen und überall nach dem Rechten zu sehen. 

Außerdem betrieb er dort eine Eisdiele, den mehrgeschossigen Gewürzladen, ein Tee- und Schokoladengeschäft sowie einen Müsliladen und eine Kochschule, beschäftigte zu Spitzenzeiten bis zu 250 Mitarbeiter.

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Schuhbeck hat einige der Beatles bekocht, dazu Angela Merkel und die Queen, und er ist für die Bewirtung des FC Bayern verantwortlich. 

Seine Geschäftsentwicklung lief nicht gradlinig, immer wieder blieben auch gescheiterte Projekte zurück, und 1994 wurde er wegen Steuerhinterziehung zu einer Bewährungsstrafe und 250000 Mark Strafe verurteilt, weil er in seinem Restaurant Kapitalanlagen vermittelt hatte, hinter denen ein betrügerisches Schneeballsystem steckte; auch 2019 ging es wieder um Steuern, zu einem Urteil kam es aber offenbar nicht.

Dauerpräsenz im Fernsehen

Landesweit bekannt wurde er allerdings durch seine Dauerpräsenz im Fernsehen. Als Dauergast bei „Kerners Köchen“ 2017 bis 18 gab er den grantelnden Patriarchen, der gern in den Zubereitungen seiner Kollegen herumstocherte. 

Dabei ließ er keine Gelegenheit aus, für seinen florierenden Gewürzhandel zu trommeln und ausführlich die angeblich wundersamen Heilwirkungen von Ingwer, Kurkuma & Co zu preisen wie ein kochender Heilpraktiker. Kritik an seiner enormen Umtriebigkeit wies er zurück: „Sollen die anderen doch erst mal 17, 18 Stunden am Tag arbeiten.“

Das hat sich ausgezahlt: Schuhbeck steht, was die Bekanntheit angeht, in einer Reihe mit den TV-Köchen Johann Lafer, Tim Mälzer und Alexander Herrmann. Was von seinem Werk übrig bleibt, muss sich erst noch zeigen. 

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