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Mitglieder eines "Star Wars"-Fanclubs posieren in Hamburg mit ihren Kostümen, die die Filmfiguren Jedi Ritter, Snowtrooper, Greedo, Darth Vader und Darth Revan darstellen.

© dpa

"Star Wars"-Hysterie: Überwunden werden es muss

Die ganze Welt lässt sich mit dem "Star Wars"-Fieber infizieren. Sogar die Aussagen der Kanzlerin. Eine Glosse.

Was stimmt an diesem Zitat von Angela Merkel nicht? „Wir schaffen das, und wo etwas im Wege steht, überwunden werden es muss.“ Klingt komisch? Ja, hier liegt eine kleine Manipulation in der Wortreihenfolge vor, ich habe unter dem Druck der aktuellen „Star Wars“-Hysterie die Aussage der Kanzlerin mit der eigenwilligen Syntax von Meister Yoda remixt. Aber so beim mehrfachen Lesen finde ich: Das steht ihr eigentlich ganz gut, das Jediritterhafte. Ganz sanft schwebend über einem Templiner Tümpel die schwarze Seite der Macht erklären ...

Man könnte sich die Kanzlerin in ihrer aktuellen Erscheinungsform aber auch ganz gut dabei vorstellen, wie sie den von ihr erfundenen humanitären Imperativ mit dem Laserschwert in dessen Feinde reinprügelt. Oder nein, das Laserschwert passt jetzt nicht so ganz, die Bundeswehr hat Probleme mit der Modernisierung ihrer Technik: Sie würde der Kanzlerin für den finalen Kampf allenfalls einen rostigen Totschläger zur Verfügung stellen können.

So. Das war jetzt ein Beispiel dafür, wie sich die eigentlich ganz normale Welt mit dem „Star Wars“-Fieber infizieren lässt. Der galaktische Kampf zwischen Guten und Bösen sowie Guten, die zu Bösen werden, und umgekehrt – er hat eigentlich alle Voraussetzungen für eine zünftige modische Wellness-Religion, er ist einfach strukturiert, und die wesentlichen Glaubenssätze können im weichen Kinosessel zusammen mit einem Eimer Popcorn eingenommen werden. Die britische „Kirche des Jediismus“ gewinnt täglich tausend Mitglieder, 250 000 sollen es schon sein.

Möglicherweise war es eine solche Assoziation, die uns am Sonntag in Prenzlauer Berg einen evangelischen „Star Wars“-Gottesdienst beschert. Mit Filmbeispielen! Oder, wie der frühe Jedimeister Jesus Christus sagte: „Ohne mich keiner zum Vater kommen er kann.“

Es geht bei diesem Gottesdienst offenbar darum, den evangelischen Glauben auf seine Kompatibilität zu prüfen, ihn fit zu machen fürs neue Jahrtausend und seine spirituellen Herausforderungen. Der Coup ist geglückt, womöglich sitzen sogar Journalisten auf den harten Bänken der Zionskirche und versorgen von dort einen Live-Ticker.

Ist das nun albern oder zeitgemäß? Der Protestantismus macht es sich immer leicht mit dem Weltlichen, aber das ist ja auch das Sympathische an ihm. Wir haben andere Religionen, die mit dem aktuellen Kinoprogramm nicht so gelassen und interessiert umgehen.

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