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Blitze entladen sich während eines Gewitters Ende Juni über Frankfurt am Main.

© Arne Dedert/dpa

Siebenschläfertag 2022: Erwartet Deutschland ein heißer, von Unwettern geplagter Sommer?

Einer alten Bauernregel zufolge sagt das Wetter am 27. Juni den Trend für den Sommer voraus. An dem Grundsatz ist laut Meteorologen nur teilweise etwas dran.

Am 27. Juni ist Siebenschläfertag – der Tag, an dem sich das Wetter für den restlichen Sommer ablesen lassen soll. Das besagen zumindest alte Bauernregeln, wie „Ist der Siebenschläfer nass, regnet’s ohne Unterlass“ und „Regnet’s am Siebenschläfertag, der Regen sieben Wochen nicht weichen mag“.

Optimistische Varianten der Bauernregel prophezeien eher gutes Wetter: „Das Wetter am Siebenschläfertag noch sieben Wochen bleiben mag“. Aber trifft diese Redewendung meteorologisch betrachtet wirklich zu?

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Siebenschläfer ist mehr als ein Tag

Bis ins 16. Jahrhundert galt der 7. oder 8. Juli als Siebenschläfertag. Die Verschiebung um etwa elf Tage lässt sich auf die Einführung des gregorianischen Kalenders im Jahr 1582 zurückdatieren. Dieser korrigierte eine Ungenauigkeit des zuvor gültigen julianischen Kalenders.

Aus meteorologischer Sicht macht das genaue Datum des Siebenschläfers aber keinen großen Unterschied: Sowohl die letzte Juni- als auch die erste Juli-Woche sind für die Wettervorhersage nämlich relevant. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) stabilisiere sich in diesem Zeitraum in den meisten Jahren die Wetterlage.

Entscheidend ist dabei der Verlauf des Jetstreams, ein Starkwind-Band in der oberen Atmosphärenschicht. Verläuft er relativ weit südlich über Europa, kommt es zu einem Tief beim Luftdruck, wodurch die Wahrscheinlichkeit von einem kühlen und feuchten Sommer steigt, so der DWD. Verläuft er dagegen relativ weit nördlich, weitet sich das Azorenhoch in Form eines Keiles nach Mitteleuropa aus. Das verspricht eher warme, sonnige Tage.

Trefferquote bei Siebenschläfer nicht besonders hoch

Eine gewisse Berechtigung hat die Siebenschläfer-Regel also. Dennoch ist auf sie nicht zu hundert Prozent Verlass. Statistisch betrachtet liegt die Trefferquote des Siebenschläfers bei etwa 55 bis 70 Prozent in Deutschland. Im Norden fällt sie etwas niedriger aus, im südlichen Alpenvorland etwas höher.

Diese Trefferquote gilt aber auch nur, wenn man die Regel auf drei oder vier Wochen auslegt statt auf sieben. Zudem lässt sich das Wetter mit Computermodellen viel besser vorhersagen.

Gewittergefahr: So wird das Wetter am Siebenschläfertag 2022

Aktuell herrscht eine explosive Wetterlage über Deutschland, in vielen Regionen müssen sich die Menschen auf Unwettergefahren einstellen. Bis zum Wochenende kann es laut DWD in weiten Teilen des Landes zu heftigem Starkregen, schweren Sturmböen und Hagel kommen, im Einzelfall können die Körner so groß wie Tischtennisbälle sein. „Es ist weiterhin Dampf im Kessel, denn an der eingefahrenen Wetterlage ändert sich quasi nichts“, sagte ein DWD-Meteorologe am Montagvormittag in Offenbach.

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Ursache für hohe Gewittergefahr sind den Angaben zufolge ein Tiefdruckgebiet bei den Britischen Inseln und ein Hochdruckgebiet über Osteuropa. Sie sorgen dafür, dass aus Süden und Südwesten feuchte Mittelmeerluft nach Deutschland zieht. „Genau über dem Land liegt dabei eine Luftmassengrenze, in deren Bereich es immer wieder zu Schauern und Gewittern samt erhöhtem Unwetterpotential kommt“, erklärte der Meteorologe.

Dabei kommt es zu gewaltigen Temperaturunterschieden: Während der DWD am Montag für den Osten bis zu 36 Grad erwartet, liegen die Werte im Westen bei gerade einmal knapp über 20 Grad. Dort gibt es den Angaben zufolge leichte Regenschauer.

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In den östlichen Bundesländern hingegen gab es bereits am Vormittag amtliche Warnungen vor „extremer Hitze“. Dort erwartete der DWD auch die stärksten Gewitter. Am Dienstag dürften sich vor allem in der Südhälfte Gewitter und Unwetter zusammenbrauen, die dann in der Nacht zum Mittwoch in den Norden ziehen. „Am Mittwoch wird es daher fast im gesamten Land recht unbeständig bei schwülwarmen Temperaturen“, sagte der Wetterkundler.

Was hat der Siebenschläfer mit dem Wetter zu tun?

Ein Siebenschläfer schläft friedlich vor sich hin.
Ein Siebenschläfer schläft friedlich vor sich hin.

© mgkuijpers - Fotolia

Mit dem nachtaktiven Nagetier hat es erst einmal nichts zu tun. Stattdessen bezieht sich „Siebenschläfer“ auf eine christliche Legende.

Im Jahr 251 sollen sieben Brüder, die wegen ihres Glaubens verfolgt wurden, in einer Höhle bei Ephesus in der heutigen Türkei eingemauert worden sein. Fast 200 Jahre später entdeckte man die sieben Schläfer und sie erwachten wieder zum Leben. (mit dpa)

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