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Immer mehr Nashörner fallen in Südafrika skrupellosen WiIderern zum Opfer. Die Ermittler wie hier im Kruger-Nationalpark sind oft machtlos gegenüber den organisierten Banden, die es allein auf die Hörner der Tiere abgesehen haben.

© Salym Fayad/EPA/dpa

Schutz vor Wilderern: Südafrikanische Nashörner ins Outback

Weil sie in Südafrika von Wilderern bedroht sind, sollen 80 Nashörner umgesiedelt werden – mit Frachtflugzeugen nach Australien.

Der Plan hört sich verrückt an und auch ein wenig absurd: Um eine Tierart vor dem Aussterben zu retten, will der Südafrikaner Ray Dearlove 80 Nashörner aus seiner Heimat nach Australien fliegen lassen. Von dort sollen sie zunächst in Zoos im australischen Busch gebracht werden. Die ersten Tiere sollen noch in diesem Jahr ankommen. „Einige Leute schauen mich an, als wäre ich verrückt, wenn ich ihnen den Plan berichte, andere denken, es ist weit hergeholt“, sagt Ray Dearlove.

Doch Dearlove ist die Sache ernst. Seit drei Jahren arbeitet der 68-Jährige an dem Plan, eine kleine Population der südlichen Breitmaulnashörner umzusiedeln, um sie vor den Wilderern zu schützen, die sich in Afrika laut Dearlove bereits in Syndikaten formiert haben und die Tiere erbarmungslos jagen.

Pro Tag werden im Durchschnitt drei bis vier Nashörner getötet – allein im vergangenen Jahr waren es 1338 Tiere. Auch in den zwei Jahren zuvor fielen jeweils über tausend Tiere in die Hände der Wilderer, denen es rein um die Hörner der Tiere geht.

Die Hörner werden für Höchstpreise nach Asien verkauft. Dort herrscht der Glaube, dass das Horn der Tiere medizinische und potenzsteigernde Fähigkeiten besitzt, obwohl es aus Keratin besteht wie menschliche Haare und Fingernägel auch. Vor allem in China und Vietnam floriert der illegale Handel. Auf dem Schwarzmarkt erzielt ein Kilo Horn bis 57 000 Euro, damit ist es teurer als Gold, heißt es von Seiten des World Wildlife Fund (WWF).

Die Situation der Tiere ist nach Aussagen von Ray Dearlove, der das „Australian Rhino Project“ in Sydney gegründet hat, so ernst, dass er und sein Team mit dem Projekt eine Art „Versicherung“ für die bedrohten Tiere schaffen wollen. „Ein Nashornbaby ist 16 Monate im Bauch seiner Mutter und es wird nur ein Kalb pro Schwangerschaft geboren“, sagt Dearlove.

„Das heißt, wir sind an einem Wendepunkt, an dem die Rate der getöteten Tiere die der neugeborenen übertrifft.“ Sollte es so weitergehen, könnten die südlichen Breitmaulnashörner, deren Population derzeit auf etwas über 20 000 Tiere geschätzt wird, in den kommenden zehn Jahren aussterben.

62.000 Euro kostet der Transport - pro Tier

Die meisten administrativen Hürden hat der Südafrikaner, der in Sydney lebt, bereits genommen. Die südafrikanische als auch die australische Regierung stehen dem Projekt durchaus offen gegenüber, auch wenn sie es nicht finanzieren wollen. „Doch die Quarantäne-Bestimmungen in Australien sind sehr streng“, sagt Dearlove.

Australien will keine Krankheiten einschleppen und wird die Tiere deswegen erst einmal in Outback-Zoos abschirmen. Letzendlich sollen sie in einer Art Safari-Park leben, dessen genauer Ort geheim gehalten wird.

Und auch die Kosten für den Transport der Tiere sind enorm. „Wir rechnen mit 70.000 US-Dollar pro Tier“, sagt Ray Dearlove. Das sind umgerechnet über 62.000 Euro. Denn die Tiere sind mit durchschnittlich 2500 Kilo nicht nur enorm schwer, sondern auch unförmig und passen nur in ein Frachtflugzeug. Am liebsten würde Dearlove deswegen noch eine Fluglinie als Sponsor mit an Bord holen, die einen solches Transportflugzeug zur Verfügung stellen würde. Aber letztendlich zählt jede kleine Spende. „Ich bin jetzt seit drei Jahren an dem Projekt – es ist wirklich zu meiner Leidenschaft, zu meinem Leben geworden“, sagt er.

Bei aller Leidenschaft hat Dearlove aber auch durchaus Angst, dass die Tiere trotz der relativ idealen Bedingungen in Australien – die savannenähnliche Landschaft im Outback und die bestmögliche tierärztliche Verpflegung – eingehen könnten. Eine Machbarkeitsstudie fiel jedoch positiv aus und auch die Veterinärmediziner der Sydney University und des Taronga Zoos in Sydney unterstützen das Projekt.

Wilderer könnten natürlich auch im fernen Australien noch eine Gefahr für die Tiere darstellen. „Sie klauen ja selbst noch Hörner aus Museen in Europa“, sagt Dearlove. „Aber in Australien wären die Tiere so sicher wie eben möglich.“ Zumindest bis die Situation in Afrika unter Kontrolle ist und die Tiere wieder heimkehren könnten.

Sicherlich sei der Aufwand enorm, gibt der Artenschützer zu, und 62.000 Euro pro Tier eine Menge Geld. „Doch“, wendet Ray Dearlove ein, „welchen Preis soll die Welt dafür zahlen, damit ein Tier nicht ausstirbt?“

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