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Roberto Blanco, 1972

© Sven Simon/Imago stock&people

Roberto Blanco erzählt: Du lebst besser, wenn Du lachst

Gute Laune zieht sich durch Roberto Blancos Leben, seit 60 Jahren steht er auf Bühnen und dabei soll es bleiben. Tauben füttern sei noch nicht sein Ding, erzählt der Entertainer.

Als Kind saß er Zarah Leander auf dem Schoß, später klopfte Josephine Baker an seine Garderobentür, Gunter Sachs und Rudi Carrell waren seine Freunde. Das Leben hielt viel Gutes für Roberto Blanco bereit, erzählt er. Mit inzwischen 80 Jahren hält er Rückschau – ohne Rücksicht.

1972, der letzte Tag des Jahres. Die Stimmung im Studio ist ausgelassen, schon bei den ersten Takten tanzt der Saal. „Shalalaaalalaaalalala“ singt Blanco, tänzelt die Showtreppe hinab und grüßt noch vor dem ersten Refrain Bandleader Max Greger per Handschlag. „Ich komm zurück nach Amarillo“ heißt der Titel und Blanco macht daraus eine Performance à la Harry Belafonte. Breite Silberkette vor blauem Hemd, ein wild gemustertes Jackett – das ZDF feiert Silvester und der 35-Jährige becirct mit einer Mischung aus eleganter Zurückhaltung und rhythmischer Begeisterung das Publikum.

Hellwach und seiner selbst sicher erzählt der Sänger im Berliner Ritz-Carlton Hotel von den besten Jahren des Showbusiness in Europa, die er in den Sechzigern und Siebzigern erleben durfte. Die 80 ist für ihn nur eine Zahl. Seit mehr als 60 Jahren steht er auf der Bühne – Grund genug, endlich einmal zu erzählen „Wer ist Roberto Blanco?“, findet er. Der Titel seiner Autobiografie „Von der Seele“ bedeute nicht, dass er sich noch etwas von der Seele habe schreiben wollen oder gar müssen, erklärt der Entertainer. Es gehe ihm, wie eigentlich immer in seinem Berufsleben, vielmehr um die Fans: Sie sollten ihn noch besser kennenlernen.

Roberto Blanco, 2017 im Berliner Ritz-Carlton Hotel
Roberto Blanco, 2017 im Berliner Ritz-Carlton Hotel

© Mike Wolff

Manches, was auf den gut 200 Seiten in locker-leichtem Ton zu lesen ist, haben die bereits geahnt: Sein sonniges Gemüt zieht sich schließlich wie ein roter Faden durch seine Lieder mit Titeln wie „Ein bisschen Spaß muss sein“, „Ich bin ein glücklicher Mann“ oder „Du lebst besser, wenn Du lachst“. Dabei kann Blanco ja auch ganz anders. Er liebt Jazz, lateinamerikanische Songs und Gospel. Doch diese Seite hat er in Deutschland kaum zum Klingen gebracht. Auch welch ein Kosmopolit der Sänger quasi per Geburt ist, dass er sieben Sprachen spricht und sich eher in der weiten Welt als in einem bayerischen Bierzelt zu Hause fühlt, ist vielen neu. Vielleicht wurde das von den roten Jacketts, vom vielen Spaß und der Inszenierung des eigenen Lebens als glitzernder Bühnenshow verdeckt. – Hat er nie daran gedacht, den Spaß Spaß sein zu lassen? „Das ist mein Leben!“, insistiert er – und wie wundervoll es doch sei, dass alle in Deutschland seinen Hit um das bisschen Spaß kennen würden: „Ich bin in jedem Wohnzimmer zu Hause“, freut er sich, als hätte er es gerade erst erfahren.

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Geboren wird Roberto Zerquera am 7.Juni 1937 in Tunis – als Kind des Showbizz: Beide Eltern, Vater Alfonso Zerquera und Mutter Mercedes Blanco, treten in jenem Sommer als kubanische Varieté-Künstler in der tunesischen Hauptstadt auf. Wegen ihrer beeindruckenden Darbietungen haben Investoren sie aus Kuba in die Welt geschickt, in ganz Europa sind sie unterwegs gewesen. Der frühe Tod seiner Mutter 1939 in Beirut – der Libanon galt der Familie als sicheres, neutrales Land im kriegerischen Europa – hat zur Folge, dass der zweijährige Roberto zunächst in der Mädchenschule des Klosters zum Heiligen Josef und ab seinem siebten Lebensjahr im Jungen-Internat Sacre Coeur in Beirut aufwächst.

Das Leben seines Vaters ist nicht wirklich kindgerecht, trotzdem holt Alfonso den Sohn so oft wie möglich an seine Seite. Schon mit sechs Jahren fliegt Klein-Roberto alleine nach Kairo – dort sitzt er bei einer Party König Faruqs auf dem Schoß von Zarah Leander. Wie er überhaupt vielen Großen und Schönen jener Zeit begegnet.

Dass Blanco eigentlich Mediziner werden sollte, das Fach sogar zwei Semester studiert hat, bleibt eine Randnotiz. Der Zufall lässt ihn beim Film landen: Der Agent seines Vaters verhandelt eine für den Anfänger sensationelle Gage für eine Nebenrolle in „Der Stern von Afrika“, der 1957 in die Kinos kommt, dem Jahr, in dem seine Karriere beginnt: Er gewinnt den ersten Preis im Wettbewerb „Gib dem Nachwuchs eine Chance“ und dazu gleich einen Plattenvertrag. Dass Josephine Baker zwei Jahre später nach einem Auftritt in Wiesbaden an die Garderobentür klopft und fragt, ob er sie auf ihrer Tournee begleiten wolle, macht ihn sprachlos vor Stolz – und öffnet weitere Türen. „Sie hat mir gezeigt, wie man auf die Bühne kommt“, erinnert er sich, immer noch stolz: Man solle „reinkommen als Sieger“, habe sie ihm geraten. Zusätzlich habe er immer seinen „südamerikanischen Touch“ gepflegt.

Wer ihn im Duett „Resi bring Bier“ mit Tony Marshall sieht, erkennt die bis heute geschmeidigen Hüften beim kubanisch-tunesischen Blanco. Seine Hautfarbe, das wird er nicht müde zu betonen, habe ihm keine Probleme bereitet: „Ich habe nie gemerkt, dass ich schwarz bin“, sagt er in Erinnerung an Kindheit und Jugend. Auch in Deutschland, dessen Staatsangehörigkeit er seit 1971 besitzt, sei er immer als „einer von allen“ behandelt worden.

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In seinem Buch wird selbst die Begegnung mit ein paar Neonazis in Warnemünde zur Anekdote. Mit dem Komiker Karl Dall macht er sich nach einem Auftritt zu Fuß auf den Weg zum Hotel, als sie an einem Kiosk auf etwa zehn Neonazis treffen. „Mir war etwas mulmig zumute", erinnert sich Blanco, als ein junger Typ mit Glatze und Tattoos ganz dicht vor seinem Gesicht stand – und ihn aufforderte: „Gib mir mal ein Autogramm für meine Mutter! Sie ist ein großer Fan.“

Politisch will er nicht sein - engagiert sich aber für Entwicklungshilfe und die CSU

Blanco sagt: „Ich bin kein politischer Mensch, ich bin Entertainer.“ Trotzdem ist er Ehrenmitglied der CSU – „Schwarze müssen zusammenhalten“ – und engagiert sich für Obdachlose, in der Entwicklungshilfe und für Ärzte ohne Grenzen.

Blanco, in zweiter Ehe verheiratet, ist mit sich im Reinen, sagt er – auch was die Detailtreue angeht, mit der er sich auch im Buch seinen zahlreichen Affären widmet. Die hat zum Bruch mit seiner ersten Frau Mireille geführt, mit der er fast 50Jahre verheiratet war. Tochter Patricia störte seine Lesung auf der Frankfurter Buchmesse und wirft ihm vor, „übel gegen uns nachzutreten“. Blanco sagt entschieden, er habe mit diesem Kapitel abgeschlossen und jetzt keine Rücksichten mehr nehmen wollen: „Ich will transparent sein und ich will nicht lügen. Take it or leave it.“ Schon 2014 hat er seine finanzielle Misere in einem Spot für einen Autovermieter thematisiert: „Ich hab alles verloren, nur wegen meiner Ex-Frau“ heißt es in der Persiflage „Ein bisschen Spar’n muss sein“. Dazu rappt er mit 77 Jahren zu harten Beats und steuert zwei junge Frauen im Cabrio durch die Sonne – take it or leave it.

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Blanco setzt den Song aber auch ein, um Gutes zu tun: Vor Jahren drehte er einen Videoclip für die Deutsche Alzheimer Gesellschaft, in dem er versehentlich die Bühne der Heavy-Metal-Band Sodom entert, um voller Enthusiasmus sein „Ein bisschen Spaß“ anzustimmen – und verstummt angesichts der Metal-Fans, wirkt orientierungslos und sehr verloren.

Im wahren Leben wirkt er längst nicht am Ende seiner Kräfte: „Wenn ich mich jetzt auf die Bank setze und Tauben füttere – erst dann werde ich alt.“ Das hat er nicht vor.

Roberto Blanco: Von der Seele, Plassen Verlag, Kulmbach 2017, 220 S., 19,99€

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