zum Hauptinhalt
Zwei Männer schützen sich nahe dem Ferienort Kineta mit Tüchern und einem Schnorchel vor dem Rauch eines Großbrandes.

© Thanassis Stavrakis/AP/dpa

Update

Rafina bei Athen: Dutzende Tote: Waldbrände in Griechenland haben verheerende Folgen

Durch Waldbrände bei Athen sind zahlreiche Menschen gestorben und mehr als 150 verletzt worden. Fischer, Küstenwache und Urlauber mit Schlauchbooten retten mehr als 700 Menschen.

Der Petalische Golf ist Athens erholsamer Hinterhof, eine weite Bucht östlich der griechischen Hauptstadt, rund um Marathon und vor den Ausläufern der Insel Evia. Am Dienstagmorgen, nach einer Nacht rasender Feuer, bietet sich ein Bild der Verwüstung: schwarz verkohlte Wälder über Kilometer, niedergebrannte Siedlungen, Hubschrauber fliegen Kessel mit Löschwasser, die an Drahtseilen hängen, durch die Luft. Die vorläufige Bilanz ist tragisch. Bei den schwersten Waldbränden in den vergangenen zehn Jahren kamen laut Regierung mindestens 50 Menschen ums Leben. Laut dem Bürgermeister der Hafenstadt Rafina, Vangelis Bournous, sind es sogar mindestens über 60 Menschen.

„Rettungsmannschaften gehen von Haus zu Haus und suchen nach Opfern“, sagte der Bürgermeister. Er ging davon aus, dass 1200 Häuser allein im Raum seiner Stadt zerstört worden seien. Über 150 Menschen werden derzeit mit zum Teil schweren Verletzungen in Krankenhäusern in Athen behandelt, darunter auch mehrere Kinder. „Es ist eine nationale Tragödie“, sagte Innenminister Panos Skourletis dem Sender ERT. 

Die Zahl der Opfer kann noch steigen. 24 Tote meldete das griechische Staatsfernsehen in der Nacht aus dem Gebiet um die Städte Nea Makri, Rafina und Pikermi am Petalischen Golf. Die Region Rafina ist dicht bewaldet. Im Pinienwald verstreut stehen Tausende Ferienhäuser und Wohnungen. Viele Athener verbringen dort ihren Sommerurlaub. Am Dienstagmorgen berichtete der Bürgermeister von Rafina-Pikermi, Evangelos Bournos, von 26 weiteren Leichen, die in Tavernen am Strand gefunden wurden, nur 15 Meter vom Wasser entfernt. Das Feuer muss so schnell über den Tavernenort Argyra Akti hereingebrochen sein, dass die Menschen keine Chance zur Flucht mehr hatten.

Ferienort weitflächig zerstört

Rund 700 Bewohner und Urlauber aber waren in der Nacht mit Booten von den Stränden am Golf zum Hafen von Rafina gerettet worden. Der Ferienort Mati zwischen Nea Makri und Rafina war weitflächig zerstört. Flammen schlugen am Morgen noch aus Fenstern von Ferienhäusern und Wohnanlagen. Abgebrannte, von der Hitze verbeulte Autos standen auf den Straßen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker sprach Angehörigen und Freunden der Opfer am Dienstag sein Mitgefühl aus. „Mit schwerem Herzen habe ich davon erfahren, dass viele Menschen auf tragische Weise in den verheerenden Feuern in Athen ihr Leben verloren haben“, schrieb Juncker in einem Brief an Premierminister Alexis Tsipras. Er habe den zuständigen EU-Kommissar Christos Stylianides gebeten, Kontakt zu den griechischen Behörden aufzunehmen. Hilfe sei auf dem Weg, unter anderem Flugzeuge und Einsatzteams.

Stylianides selbst werde noch am Dienstag nach Athen reisen. Auch EU-Ratspräsident Donald Tusk sicherte zu: „Hilfe aus mehreren EU-Ländern ist auf dem Weg.“ Zypern, Spanien und Bulgarien sicherten Flugzeuge, Einsatzkräfte, Ärzte und Löschfahrzeuge zu, wie ein Sprecher der EU-Kommission am Dienstag in Brüssel sagte. Italien stelle zwei Löschflugzeuge zur Verfügung, twitterte der italienische Premierminister Giuseppe Conte.

Drei große Brände waren am Montag westlich und östlich von Athen nacheinander ausgebrochen. Ein Dutzend kleinere im Großraum Attika und auf dem Peleponnes kamen noch dazu. In der Region herrschte seit zwei Wochen extreme Trockenheit. Eine Hitzewelle mit Temperaturen um 38 Grad seit dem Wochenende und starke Winde ließen die Flammen rasch anwachsen. Die Gouverneurin der Provinz Attika, Rena Dourou, rief am frühen Abend den Notstand aus. Für die mit Waldbränden so erfahrenen griechischen Feuerwehren war das Ausmaß dieser gleichzeitigen Bränden viel zu groß. Hilfe aus Spanien und Zypern sowie Unterstützung durch die US-Armee werden im Lauf des Dienstags erwartet.

Zumindest der Großbrand westlich von Athen um den Ferienort Kineta am Saronischen Golf schien am Dienstag unter Kontrolle. Die Autobahn zwischen Athen und Korinth war wieder offen. Einsatzkräfte und Bewohner hofften immer noch auf Regen, den der Wetterdienst für Dienstag vorausgesagt hatte. Der Minister für Bürgerschutz, Nikos Toskas, äußerte am Montag bereits den Verdacht, bei den Bränden könnte es sich um Brandstiftung handeln. Regierungschef Tsipras war am Montagabend von einer Reise aus Bosnien zurückgekehrt und verbrachte einen Teil der Nacht im Krisenzentrum der Feuerwehr. (mit dpa)

Zur Startseite