zum Hauptinhalt
Hilfkräfte versorgen eine bei den prodemokratischen Protesten in Eswatini verletzte Person.

© AFP

Prodemokratische Proteste eskalieren: Krankenhauspersonal und Zivilisten im afrikanischen Eswatini angeschossen

Seit Wochen kommt es im ehemaligen Swasiland zu Protesten. Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen wurden nun Menschen mit teils scharfer Munition beschossen.

Bei der Niederschlagung von prodemokratischen Protesten im südafrikanischen Kleinstaat Eswatini sind am Mittwoch ein Mensch getötet und mindestens 80 weitere verletzt worden. Dies teilte die Beamtengewerkschaft Napsawu mit. 50 Mitglieder der Gewerkschaft seien nach dem Beschuss mit Tränengas und Gummigeschossen in ein Krankenhaus in der Hauptstadt Mbabane gebracht worden. Nach Protesten in Manzini mussten nach Angaben einer Pflegegewerkschaft mindestens 30 Menschen im Krankenhaus behandelt werden.

Zudem seien Pflegekräfte noch am späten Abend auf dem Weg zu ihren Nachtschichten beschossen worden, teilte die Gewerkschaft am Donnerstag mit. Die Sicherheitskräfte setzten den Angaben zufolge in Manzini auch scharfe Munition gegen die Demonstranten ein. Die Pro-Demokratie-Proteste im Königreich Eswatini drohen den Gesundheitssektor des südafrikanischen Landes lahmzulegen. Vor dem Wochenende trat nun laut lokalen Berichten das Pflegepersonal von mindestens drei großen Krankenhäusern in Streik. Die Pflegekräfte fordern ein Ende der Gewalt, mit der Polizei und Armee in Afrikas letzter absoluter Monarchie seit Tagen gegen Demonstranten vorgehen.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Lehrer und Krankenhausmitarbeiter forderten diese Woche höhere Gehälter, ein Ende von Medikamentenengpässen sowie die Freilassung von zwei inhaftierten Parlamentariern. Wie die „Times of Eswatini“ berichtet, wurden nach Gewerkschaftsangaben am Mittwoch mindestens 30 Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes angeschossen. Zwei Krankenpfleger sollen sich nach den Übergriffen durch die Polizei auf der Intensivstation befinden. Ihre Kollegen hätten daraufhin einen „Schwur“ abgegeben, Polizisten und deren Verwandte nicht länger zu behandeln.

Unterdessen berichtet der Regionaldirektor von Human Rights Watch, Dewa Mavhinga, von einem Massaker, zu dem es Mitte der Woche gekommen sei: „Eswatinis Polizei feuerte scharfe Munition und Tränengas in einen vollen Bus, als dieser auf dem Weg in die Hauptstadt Mbabane war.“ Die Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrikas (SADC) suchte am Donnerstag den Dialog mit König Mswati III. Die aus 16 Staaten bestehende Gemeinschaft vermittelt regelmäßig in regionalen Konflikten.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Keine Parteien, dafür ein König

Seit mehreren Jahren fordern Aktivisten in dem Königreich zwischen Südafrika und Mosambik mehr Mitsprache. Seit Juni sind bei Unruhen in dem Kleinstaat mindestens 29 Menschen getötet worden. Staatsoberhaupt König Mswati III. ist der letzte absolutistische Herrscher des Kontinents. Er ist dafür bekannt, seinen Reichtum zur Schau zu stellen und seine 15 Ehefrauen mit üppigen Geschenken zu überhäufen. Mswatis dekadenter Lebensstil steht im krassen Gegensatz zu der weit verbreiteten Armut der 1,2 Millionen Menschen des Binnenlandes, das an Mosambik und Südafrika grenzt. Politische Parteien sind in Eswatini seit 1973 verboten.

Die Inhaftierung der regimekritischen Parlamentsabgeordneten Mduduzi Bacede Mabuza und Mthandeni Dube im Juli führte zu einer Eskalation der Proteste. Dutzende Menschen starben seitdem bei gewaltsamen Auseinandersetzungen. Obwohl die Regierung weitere Kundgebungen untersagt hat, kündigten Aktivisten für kommende Woche weitere Massenproteste an.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Sorge über die Lage äußerte auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres. Seine besondere Aufmerksamkeit gelte der „Entsendung von bewaffneten Sicherheitskräften an etliche Schulen, Berichten von übertriebener Gewaltanwendung gegen Schülerdemonstranten und der unbefristeten Schließung von Schulen“, erklärte er am Montag. Guterres rief die Regierung von König Mswati III. auf, Menschenrechtsstandards zu wahren, darunter namentlich die UN-Kinderrechtskonvention.

Südafrikas Regierung entsandte inzwischen Vermittler in das Nachbarland, die König Mswati III. und andere Akteure treffen sollen. (AFP/dpa/KNA)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false