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Einen Schritt hinter der Queen. Das Protokol verlangt von Prinz Philip, in der zweiten Reihe zu stehen. Zu Hause soll er aber den Ton angeben, heißt es von Vertrauten.

© dpa

Prinz Philip wird 95: Der Mann an der Seite der Queen

Er gehört zur Queen wie ihre farbenfrohen Kostüme. Prinz Philip ist eine Stütze für seine Frau - und ein Gegengewicht zu seiner disziplinierten Gattin.

Angela Merkel wäre ohne ihre Mundwinkel und ihre Sakkos nicht Angela Merkel. Bei Barack Obama ist es vor allem das charismatische Lächeln, das ihn unverkennbar macht. Sogar bei Fidel Castro würde etwas fehlen, wenn er nicht mehr seine Jogginganzüge mit den berühmten drei Streifen tragen würde. Es gibt diese Dinge, die untrennbar mit einer öffentlichen Person verbunden sind. Bei Queen Elizabeth II. sind es ihre farbenfrohen Kostüme – und mehr noch: ihr Ehemann.

Denn während die britische Monarchin im Laufe ihrer bisher 63 Jahre auf dem Thron die Outfits immer mal wieder getauscht hat, ist Prinz Philip immer an ihrer Seite. Genauer gesagt: Meist bleibt er ein paar Schritte hinter der Königin. So sieht es das strenge Protokoll am Hofe vor. Seit fast 70 Jahren sind die beiden verheiratet. Doch auch wenn sich der Herzog von Edinburgh bei Terminen meist im Hintergrund hält und zwangsläufig ein Stück weit ein Leben im Schatten seiner Gattin führt: Für Elizabeth ist ihr Mann eine Stütze. Es gibt wohl kaum eine zweite Person, die im Leben der 90-jährigen Queen so wichtig ist wie ihr Gatte. An diesem Freitag wird Prinz Philip 95 Jahre alt.

Geboren wurde er am 10. Juni 1921 auf der griechischen Insel Korfu, als jüngstes Kind von Prinz Andreas von Griechenland und Dänemark und Prinzessin Alice von Battenberg. Er stammt väterlicherseits aus dem Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg und hat als Kind vor dem Zweiten Weltkrieg einige Zeit in Deutschland verbracht. Er besuchte das Internat Schloss Salem in Baden-Württemberg.

Philip spricht fließend Deutsch

Als der Krieg tobte, wechselte er auf Internate in Frankreich und Großbritannien. Dadurch spricht er fließend Englisch, Deutsch und Französisch. Philips Eltern trennten sich kurz nach seiner Geburt. Die Mutter wurde psychisch krank und musste später stationär behandelt werden, er sah sie nur selten. Zu seinem Vater hielt er Briefkontakt. 1947 wechselte er die Staatsangehörigkeit und änderte damit auch seinen Namen, nun hieß er Mountbatten. Im gleichen Jahr, am 20. November 1947, heiratete er die damalige Prinzessin Elizabeth. Für sie musste er seine Offizierslaufbahn bei der Royal Navy aufgeben.

Gefunkt hat es zwischen beiden, als Elizabeth gerade mal 13 Jahre alt war. Philip war damals 18. Er sei ein „blonder griechischer Apollo“ gewesen, schrieb 1946 die Zeitung „Sunday Pictorial“, die Vorgängerzeitung des heutigen „Sunday Mirror“. Als sie sich 1939 auf dem Royal Naval College in Dartmouth begegneten, bemerkte Elizabeth' Kindermädchen: „Lilibet ( ) konnte ihre Augen nicht von ihm lassen.“ Sieben Jahre später hielt Philip um ihre Hand an, Elizabeth sagte sofort ja. Während einer Reise nach Südafrika vor der Hochzeit, ohne Prinz Philip, hatte Elizabeth ein Foto von ihm auf ihrem Ankleidetisch stehen, erinnerte sich ihr Kindermädchen. Mit der Vermählung setzte sich Elizabeth auch gegen den Willen ihrer Eltern durch. Vor allem in schwierigen Zeiten stand Philip fortan immer an der Seite der Königin.

Während sie als britisches Staatsoberhaupt über allem thront und sich die Briten ihr Land kaum ohne „Her Majesty“ vorstellen können, ist Prinz Philip mit seiner raubeinigen und kauzigen Art ein ideales Gegengewicht zur disziplinierten Königin. Legendär sind seine undiplomatischen Witze. Bei öffentlichen Auftritten ist der Ehemann der Queen schon in manches Fettnäpfchen getreten. Den einstigen Bundeskanzler Helmut Kohl begrüßte er mit „Herr Reichskanzler“, zum nigerianischen Präsidenten sagte er einmal: „Sie sehen aus, als wollten sie gleich ins Bett gehen.“

Selbst an seinem Tag geht es um sie

Selbst an seinem Geburtstag steht nicht er, sondern seine Gattin Elizabeth im Vordergrund: An diesem Freitag feiert sie in der St.-Pauls-Kathedrale in London den Dankgottesdienst anlässlich ihres 90. Geburtstags, der schon im April war. Einen Tag später ist die traditionelle Geburtstagsparade für die Queen geplant.

Seine Cousine, Lady Pamela Hicks, sagt über die Ehe der beiden, zu Hause sei Philip das Familienoberhaupt. „Es gibt niemanden sonst, der sie (Elizabeth) zurechtweisen darf – und meine Güte, das tut er, und sie ist dankbar dafür“, wird sie in einer Biografie über die Queen zitiert. Elizabeth sagte einmal über ihren Mann: „Er war, ganz einfach, meine Stärke und Ausdauer in all den Jahren.“ Prinz Philip dagegen hat eine andere Theorie, warum die Ehe so lange schon hält: „Das Geheimnis einer glücklichen Ehe besteht nicht darin, die gleichen Interessen zu haben, sondern darin, nicht darüber zu streiten.“

Auch beim Prinzgemahl macht sich das hohe Alter bemerkbar. 2011 wurde ihm ein Stent am Herzen gelegt, im Jahr darauf erkrankte er an einer Blasenentzündung. Doch auch mit 95 wird er weiter seine Frau auf Terminen begleiten – immer ein Paar Schritte hinter ihr, versteht sich. (mit AFP, EPD)

Daniel Godeck

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