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Peugeot 508 SW: Säbelzahn mit großer Klappe

Ein Kombi, der Schwung in die gehobene Mittelkasse bringt: Mit dem 508 SW zeigt Peugeot, dass sich Dynamik und Eleganz durchaus vertragen

Wer nicht wagt, hat schon verloren, sagen sich die Strategen von Peugeot offenbar. Und ein Wagnis scheint es ja schon zu sein, einen Kombi zu bringen in einer Zeit, in der die SUV-Welle nicht aufzuhalten scheint. Wer sich mit einem SUV nicht anfreunden kann, der bekommt in der Mittelklasse mit dem neuen 508 SW nun eine echte Alternative. Die eigenwillig-ausdruckstarke Limousine des 508 hat im Sommer schon viel Anerkennung gefunden, jetzt legt Peugeot mit dem ebenso gelungenen Kombi nach. Die Franzosen, die in Deutschland nach langem herumdümpeln mit ihrer designstarken Modelloffensive in der Gunst der Käufer langsam wieder ihren Marktanteil ausbauen, setzen viel Hoffnung in den ab Anfang 2019 lieferbaren Wagen. Im Kombiland Deutschland sollen über 60 Prozent der Verkäufe auf den Wagen mit der großen Klappe entfallen, heißt es bei den Marketing-Fachleuten.

Sieht nur bissig aus: Das Säbelzahn-Taglicht macht die Front des 508 SW unverkennbar.
Sieht nur bissig aus: Das Säbelzahn-Taglicht macht die Front des 508 SW unverkennbar.

© Promo

„Body Drama“ als Konzeptidee

Von wegen - Kombi ist gleich langweilige Familienkutsche. Was Peugeot vorstellt, muss man erst einmal schaffen: Der Kombi wirkt fast noch sportlicher als die Limousine. Extrem flache 1,42 Meter ist der Wagen hoch und die rahmenlosen Fenster tragen zu einem bei Kombis ungewohnten Gefühl der Leichtigkeit bei. Dazu kommt die eindrucksvolle Front mit dem Waben-Kühler, den flachen LED-Scheinwerfern und dem aggressiven Säbelzahn-Taglicht. Langweilig ist anders. Insgesamt ist der Wagen sechs Zentimeter niedriger und mit 4,79 Metern vier Zentimeter kürzer als sein Vorgängermodell.

Von „Body Drama“ als Konzeptidee spricht Chef-Designer Gilles Vidal: „Viel Skulptur, viel Licht und Schatten, viel Kontraste in der Oberfläche“. Die elegant konturierte Seitenlinie mit den kräftigen Schultern über der Hinterachse läuft im schrägen Heck aus. Das ist noch pointierter als bei der Limousine mit dem integrierten Spoiler. Das sportlich breite Heck ziert eine durchgehende Blende mit den LED-Rückleuchten, darunter eine schwungvolle Hohlkehle. Hinter der Klappe zeigt der Säbelzahn zudem, dass er ein ganz schön großes Maul hat. Werden die Lehnen der Rücksitze umgelegt, wächst der Kofferraum von 530 auf 1780 Liter. Unter der Konkurrenz in der oberen Mittelklasse schafft das niemand. Die niedrige und flache Ladekante erleichtert zudem das Verstauen von schweren und sperrigen Gegenständen, auch wenn das auf Dauer nicht ohne Kratzer auf der ausladenden Stoßstange abgehen dürfte. Dass die Heckklappe auf Wunsch auch per Bewegungssensor unter dem Stoßfänger öffnet, ist eine Wohltat für jene Gelegenheiten, bei der man alle Hände voll hat.

Flach kommt weiter: Die Dachhöhe von nur 1,42 Metern betont die sportliche Linie.
Flach kommt weiter: Die Dachhöhe von nur 1,42 Metern betont die sportliche Linie.

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Selbstbewusst kommt weiter

Besonders im Innenraum wird spürbar, dass Peugeot hier einen Mittelklasse-Wagen mit Oberklasse-Anmutung auf die Straße bringt, der sich gegen die Konkurrenten VW Passat, Audi A4 oder dem Skoda Superb behaupten kann. Hoher Sitzkomfort, gediegene Materialien wie Leder, Echtholz und Klavierlack, gute Verarbeitung und französisch elegantes Design machen sich positiv bemerkbar - auch wenn der ziemlich zerklüftete Frontbereich auf den ersten Blick überraschend ausfällt.

Große Klappe mit viel dahinter: Der Kofferraum kann bis auf 1780 Liter vergrößert werden.
Große Klappe mit viel dahinter: Der Kofferraum kann bis auf 1780 Liter vergrößert werden.

© Promo

Auffällig ist das ungewöhnlich kleine und abgeflachte Sportlenkrad vor dem digitalen Cockpit, das gut zu der festen Lenkung passt. Angenehm für ein konzentriertes Fahren ohne Ablenkung ist, dass das elektronische I-Cockpit sehr hoch angeordnet ist, und so im Blickfeld des Fahrers liegt, dass der Wunsch nach einem head-up-Display gar nicht erst aufkommt: Ein Beitrag zum sichereren Fahrvergnügen. Wer möchte, kann sich auch die Navigationsinfos auf das Cockpit schalten oder wählen, ob er den Tacho als Rundinstrument oder in Zahlen -Form angezeigt bekommen will. Gewöhnen muss man sich freilich daran, dass links hinter dem Lenkrad auf engstem Raum gleich drei Hebel positioniert sind – neben dem Licht- und Blinkerhebel auch die Schaltwippen für die manuelle Gangauswahl und der Hebel für die adaptiv-cruise-control-Funktion einstellt. Für den Fahrer ist zudem der Blick nach hinten wegen der sehr flachen Scheibe etwas eingeschränkt.

Immer im Blick: Die Instrumente sind über dem ungewöhnlich kleinen Lenkrad angeordnet - direkt im Sichtfeld des Fahrers.
Immer im Blick: Die Instrumente sind über dem ungewöhnlich kleinen Lenkrad angeordnet - direkt im Sichtfeld des Fahrers.

© Promo

Touchscreen ist nicht alles

Anders als andere Hersteller versucht Peugeot nicht, möglichst alle Schalter einzusparen. Sieben Pianotasten an dem leicht zum Fahrer zugewandten 12-Zoll-Touchscreen über der sehr kräftigen Mittelkonsole erleichtern es, per Knopfdruck alle Fahrzeugfunktionen direkt ins jeweilige Menü anzusteuern, etwa für Navigation oder Klima. Das lästige und bei unruhiger Straßenlage fehlerträchtige herumfingern auf dem Touchscreen entfällt und unterstützt damit, dass sich der Fahrer auf die Verkehrslage konzentrieren kann.

Trotz der geringen Wagenhöhe muss übrigens niemand fürchten, sich in der zweiten Reihe den Kopf zu stoßen, weil Peugeot die Rückbänke tiefer gelegt hat. So ist die Kopffreiheit gegenüber dem Vorgängermodell sogar um vier Zentimeter gewachsen. Und bequem sitzen tut man allemal.

Konsole mit Innenleben: Die Ladeschale für das Smartphone befindet sich unter dem Schalthebel.
Konsole mit Innenleben: Die Ladeschale für das Smartphone befindet sich unter dem Schalthebel.

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Plug-In-Hybrid kommt 2020

Drei Diesel – 130, 160 und 180 PS - und zwei Benziner mit 180 und 225 PS hat Peugeot im Angebot. Mit dem Basis-Diesel, der aus eineinhalb Litern Hubraum 130 PS holt, wirkt der 508 SW etwas untermotorisiert. Als spurtstark erweist sich der 1460 Kilo schwere Wagen da nicht gerade. Besser bedient ist man da mit dem Zwei-Liter Aggregat und 160 PS. Der klingt beim kräftigen Gas geben auch deutlich weniger knurrig als sein kleiner Bruder. Nur beim kleinsten Diesel kann zwischen einer manuellen Sechsgang-Schaltung und einem neu entwickelten achtgängigen automatischen Getriebe gewählt werden. Alle anderen Aggregate sind serienmäßig mit der Schaltautomatik ausgestattet, die geschmeidig und gut abgestimmt auf alle Fahrsituationen reagiert. Vor allem aber der große Benziner mit 225 PS präsentiert sich mit kultivierter Laufruhe. Das Fahrwerk des 508 SW, der einen Frontantrieb hat, bewältigt selbst schroffe Bergfahrten mit heftigen Kurven sehr souverän. Wer es noch besser haben möchte, kann gegen Aufpreis eine elektronisch gesteuerte Fahrwerkregelung wählen.

Alle Aggregate entsprechen der neuen Euro6d-Temp-Norm. Der kleinste Diesel soll nach Peugeot-Angaben 3,8 Liter verbrauchen und selbst der 225 PS starke Motor sich mit 5,7 Liter im kombinierten Betrieb zufriedengeben. Angekündigt ist auch schon ein Plug-In-Hybrid, der eine rein elektrische Reichweite von 50 Kilometer haben soll – und mit insgesamt zwei Litern  Sprit auskommt. Die Batterien werden dann unter den Rücksitzen positioniert – der Kofferraum verkleinert sich dadurch also nicht.

Vorne Säbelzahn, hinten Krallen: Die LED-Rückleuchten passen sich selbstständig den Lichtverhältnissen an - je dunkler es ist, um so heller werden sie.
Vorne Säbelzahn, hinten Krallen: Die LED-Rückleuchten passen sich selbstständig den Lichtverhältnissen an - je dunkler es ist, um so heller werden sie.

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Wärmebildkamera schützt in der Nacht

Der Kombi ist in der preiswertesten Variante 1100 Euro teurer als die Limousine. Das fängt an mit 32 350 Euro für den kleinsten Diesel in der Basisversion „Active“. Bei der GT-Ausstattung

mit dem 225 PS starken Motor ist man freilich schon bei happigen 46 700 Euro. Zahlreiche Sicherheitssystemen von der aktiven Spurhalte-Funktion, Tempomat mit Abstandsregelung, Notbremsassistent, über eine Verkehrsschild-Erkennung bis zur Einpark-Hilfe finden sich aber schon in der Basisversion. Dazu kommen viele weitere optionale Sicherheitssysteme in den Ausstattungsstufen „Allure“ und „GT“. Bemerkenswert ist etwa die auf einer Wärmebildkamera basierende Nachtsichtfunktion, mit der in der Dunkelheit bis zu 200 Meter Entfernung Tiere und Menschen auf der Fahrbahn erkannt werden – was also deutlich weiter in die Nacht blickt als die Fernlicht-Scheinwerfer. Auch das ein Beitrag zu aktiver Sicherheit.

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