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Im Januar waren die Tiere in der Nerzfarm in Rahden noch hinter Gittern.

© Deutsches Tierschutzbüro e.V.

Pelze: In der letzten deutschen Nerzfarm sind keine Tiere mehr

Im Januar waren noch etwa 4000 Tiere in dem Betrieb in Rahden. Jetzt wurde bei einer Kontrolle festgestellt, dass alle Käfige leer sind.

Die letzte deutsche Nerzfarm im nordrhein-westfälischen Rahden hat ihren Betrieb eingestellt. „In den Käfigen der Anlage befinden sich keine Tiere mehr“, sagt Fabian Steinecke, Pressesprecher des Deutschen Tierschutzbüros, das die Nachricht über das geräumte Gelände am Mittwoch veröffentlichte. Noch im Januar seien die etwa 4000 Tiere und ihre Lebensbedingungen in der „letzten bestehenden Pelzfarm in Deutschland“ durch eine Drohne gefilmt worden. Auf dem Film sind Tiere in heruntergekommenen Käfigen zu sehen, die Anlage sieht schmutzig und vernachlässigt aus.

Auch die zuständigen Behörden bestätigen, dass sich aktuell keine Tiere mehr auf dem Gelände befinden. Bei einer der regelmäßigen Kontrollen des Betriebs sei festgestellt worden, „dass derzeit keine Tiere auf der Nerzfarm in Rahden gehalten werden“, sagt Sabine Ohnesorge, Pressesprecherin des Kreises Minden- Lübbecke. Eine Abmeldung der Tierhaltung liege allerdings nicht vor. Und: „Noch bis zum Jahr 2022 hat der Betreiber eine Haltungserlaubnis.“ Dieser war am Mittwoch nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Der Zentralverband Deutscher Pelztierzüchter mit Sitz im niedersächsischen Melle ist telefonisch sogar völlig abgemeldet.

Übergangsfrist gilt bis zum Jahr 2022

Seit September 2017 gilt in Deutschland das sogenannte Tiererzeugnisse- Handels-Verbotsgesetz. Seither ist die gewerbliche Pelztierhaltung nur noch möglich, wenn der Betreiber rigide Anforderungen an die Haltung der Tiere erfüllt. „Seit dieser Verschärfung war das Unterhalten von Pelzfarmen in Deutschland de facto unrentabel“, erklärt Steinecke. Weil die verschärfte Gesetzgebung ein Eingriff in die Berufsfreiheit der Pelztierhalter war und ihr wirtschaftliches Überleben bedrohte, wurde für bestehende Anlagen eine Übergangsfrist von fünf Jahren eingeräumt. „Diese gilt auch für den Betrieb in Rahden“, sagt Sabine Ohnesorge – bis zum Jahr 2022.

Für das Tierschutzbüro mit Sitz in Berlin sieht es ganz danach aus, als ob die „Pelzproduktion“ in Rahden endgültig eingestellt wurde. Dafür spreche vor allem, dass auch die wertvollen Zuchttiere nicht mehr in der Anlage zu finden seien. Üblicherweise würden die meisten Tiere zur Gewinnung von Pelzen getötet, die besten aber zur Zucht zurückgehalten. Weltweit befänden sich viele Pelztierfarmen in Fernost, Finnland und Polen. Ihnen gemein sei, dass die Tiere in winzigen Käfigen gehalten würden, in denen es ihnen meist nicht einmal möglich sei, sich umzudrehen. Dort würden sie hochgemästet. Nach wenigen Lebensmonaten werden die Füchse, Marderhunde, Kaninchen und Nerze getötet, um ihnen das Fell abzuziehen. Der Rest der Tiere findet keine weitere Verwendung.

Echte Felle sind teils günstiger als Kunstpelz

„Die Felle der geschundenen Tiere werden zu Pelz verarbeitet und auch in Deutschland in rauen Mengen vor allem als Accessoires an Jacken und Mützen verkauft“, erläutert Fabian Steinecke. Viele Verbraucher wüssten gar nicht, dass sie Pelz kaufen – weil die Preise inzwischen für echte Felle teilweise günstiger seien als für Kunstpelz. Einige Modefirmen haben seit Jahren keine Pelzmode mehr im Programm, dazu gehören Armani, Esprit, Gucci, Gerry Weber und Marc O’Polo. Anders sieht es bei Louis Vuitton, Fendi und Escada aus.

Das Deutsche Pelzinstitut macht gegen Kunstfasern mobil

„Pelz ist Natur“, heißt es noch immer selbstbewusst beim Online-Auftritt des Deutschen Pelzinstitutes, das gegen Kunstpelz mobilmacht. Dieser würde schließlich auf der Basis fossiler Brennstoffe hergestellt, die vollsynthetischen Fasern Flüsse und Meere verschmutzen. „Zusammen mit anderem Plastikmüll landen Kunstpelze dann auf Mülldeponien, wo sie ewig lagern und mangels biologischer Abbaubarkeit unsere Umwelt vergiften“, lautet die ideologische Attacke im Kampf gegen den „Fake Fur“, den Kunstpelz. Wie auch immer der Kampf ausgeht – in Rahden werden voraussichtlich keine Tiere mehr ihr Leben lassen müssen, um zu Mode zu werden.

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