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Die Menschen suchen ein kühleren Platz im Park.

© AFP

Pakistan: 49 Grad im Schatten

Nach Indien erreicht die Hitzewelle nun Pakistan. Hunderte sind allein in den vergangenen vier Tagen gestorben.

Hospitäler und Leichenhallen bersten über. Selbst die Häftlinge in den Gefängnissen gehen auf die Barrikaden, weil sich ihre Zellen wie Backöfen aufheizen. In Südasien jagt eine Hitzewelle die nächste. Ächzte im Mai zunächst Indien unter Temperaturen von bis zu 45 Grad, wird nun das Nachbarland Pakistan von einer mörderischen Hitzewelle heimgesucht. Zwischen 450 und 550 Menschen sollen binnen vier Tage an den Folgen der Hitze gestorben sein, melden pakistanische Medien. In Karatschi rief die Regierung den Notstand aus und bat das Militär um Hilfe. Premierminister Nawaz Sharif ordnete die Nationale Katastrophenbehörde an, Notmaßnahmen zu ergreifen.

Aus einigen Regionen des Landes wurden Spitzenwerte von 48 und 49 Grad gemeldet. Besonders schlimm ist es in Südpakistan und der 20 Millionen Einwohner zählenden, feuchtschwülen Hafenmetropole Karatschi, dem Wirtschafts- und Finanzzentrum des Landes. Selbst nachts sinken die Werte nicht unter 30 Grad. Die Menschen leiden unter Hitzschlag, Dehydrierung, Durchfall und niedrigem Blutdruck. Verschärft wird die Lage durch den Fastenmonat Ramadan, an dem gläubige Muslime tagsüber auf Essen und Trinken verzichten. Allerdings gibt es ausdrücklich Ausnahmen für Kranke, Schwangere, Alte und Kinder.

17 Stunden ohne Strom

Während sich viele Männer und Knaben tagsüber zumindest in Seen, Flüssen, Brunnen oder Teichen abkühlen, ist den meisten Frauen ein solches Bad in der Öffentlichkeit verwehrt. Mit den Temperaturen steigt auch die Wut auf Regierung und Stromkonzerne. Stundenlage Stromausfälle machen die Hitze zur Folter. In einigen Städten fiel der Strom 17 Stunden lang aus. Klimaanlagen und Generatoren können sich ohnehin nur die Reichen leisten. Doch ohne Strom können die Armen nicht mal Ventilatoren oder Wasserkühler betreiben – und sind der Hitze schutzlos ausgeliefert.

In ihrer Verzweiflung übernachten Tausende am Strand und in Parks, weil sie es in ihren überhitzten Häusern nicht mehr aushalten. In mehreren Städten kam es schon zu wütenden Protesten. Aufgebrachte Demonstranten blockierten Straßen, verbrannten Reifen und attackierten Polizeiautos mit Steinen. Die Opposition forderte am Dienstag, mit einem Tag der Staatstrauer am Freitag der Toten zu gedenken. Zugleich warf sie der Regierung von Nawaz Sharif vor, für die Hitzetoten verantwortlich zu sein. Sharif habe sein Versprechen gebrochen, für ausreichend Strom zu sorgen. Pakistan leidet seit Jahren unter einer schweren Stromkrise. Die erschöpften Menschen hoffen nun auf den Monsun. In den nächsten Tagen sollen erste Schauer für eine leichte Abkühlung sorgen. Doch Meteorologen warnen davor, dass die nächste Gluthitze könnte bereits bevorstehen könnte.

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