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Menschen stehen am Ufer des Flusses Tigris, auf dem eine Fähre gesunken ist.

© Farid Abdulwahed/AP

Update

Nordirak: Über 100 Tote bei Fährunglück auf dem Tigris

Mossul war eine Hochburg der Terrormiliz IS. Mittlerweile ist die Stadt befreit. Nun erschüttert ein Unglück auf dem Tigris die Menschen.

Bei einem Fährunglück nahe der nordirakischen Stadt Mossul sind nach Behördenangaben vom Freitagvormittag mehr als 100 Menschen gestorben. Am Donnerstagabend war noch von 85 Toten die Rede. Rettungskräfte zogen nach Angaben von Augenzeugen Körper aus dem Fluss und übergaben sie an Angehörige. Unter den Opfern seien hauptsächlich Frauen und Kinder, teilte das irakische Innenministerium am Freitag mit.

Das Unglück war eines der schwersten im Irak seit mehreren Jahren. Aufnahmen in den sozialen Medien zeigten Menschen, die im starken Strom des Flusses mitgerissen wurden. Einige klammerten sich an Gegenstände, die im Wasser schwammen. 55 Überlebende seien aus dem Fluss Tigris gerettet worden, erklärte der irakische Ministerpräsident Adel Abdel Mahdi am Donnerstag, wie die staatliche Nachrichtenagentur INA berichtete. Abdel Mahdi ordnete eine dreitägige Trauerzeit an. Die Justiz ordnete die Festnahme von neun Verantwortlichen des Fährbetreibers an und stellte Haftbefehle gegen die Eigentümer der Fähre und des angesteuerten Erholungskomplexes aus.

Ruf um Hilfe in den sozialen Medien

Die Fähre war nördlich von Mossul unterwegs und kenterte nahe einer beliebten Ausflugsinsel, zu der sie am kurdischen Neujahrsfest Passagiere bringen sollte. Einem Sicherheitsvertreter zufolge war die Fähre überladen. Der Parlamentsabgeordnete Abdel Rahim al-Schamari erklärte, die Fähre sei für 50 Menschen gebaut worden, habe aber rund 200 an Bord gehabt. Augenzeugen berichteten, sie sei alt gewesen.

Da es in den vergangenen Wochen in der Region viel geregnet hatte, ist der Wasserstand des Tigris derzeit hoch, was die Rettungsarbeiten erschwerte. Mossuls Einwohner wurden in sozialen Medien aufgerufen, sich an der Rettung der Opfer zu beteiligen. Auch Hubschrauber waren im Einsatz. Die einstige Millionenstadt Mossul war im Sommer 2014 von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) überrannt worden. Irakische Truppen konnten sie 2017 mit Luftunterstützung der internationalen Anti-IS-Koalition wieder befreien. Große Teile der Stadt sind aber bis heute stark zerstört. Die Altstadt Mossuls wurde im Kampf gegen die Dschihadisten fast vollständig in Trümmer gelegt. Der milliardenteure Wiederaufbau kommt nur sehr langsam voran. (dpa, AFP)

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