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Ausschnitt des Covers von "I'm every woman".

© Avant

Neuer Comic von Liv Strömquist: Im Schatten der Männer

Die schwedische Comiczeichnerin Liv Strömquist hat einen neuen Band mit feministischen Comics veröffentlicht. "I'm every woman" schaut auf die Frauen von Künstlern und Politikern.

Listen gehen immer. Alle lieben Listen. Und im Internet scheint es sie von den „Zehn gefährlichsten Hunden“ bis zu den „Zwanzig peinlichsten Momenten im Live-Fernsehen“ wirklich zu jedem erdenklichen Thema zu geben. Eine ganz eigene Listenform hat sich die schwedische Comiczeichnerin Liv Strömquist ausgedacht: feministische Grusel-Charts. So beginnt etwa ihre großartige Vulva-Kulturgeschichte „Der Ursprung der Welt“ mit einer Liste von sieben „Männern, die sich zu sehr dafür interessieren, was als das ,weibliche Geschlechtsorgan‘ bezeichnet wird“ – eine irre Ansammlung von Hexenjägern, Grabschändern und anderen Misogynen.

Mit einer neuen Horror-Typen-Liste startet Strömquist in ihrem Band „I’m every woman“. Diesmal hat sie die sieben „unsäglichsten Lover der Weltgeschichte“ gezeichnet, die allerdings nicht ganz so überzeugen und überraschen wie ihre früheren Top-Charts. Denn diesmal thematisiert sie in farbigen Sequenzen teils schon deutlich Bekannteres: etwa Pablo Picassos Vorliebe für sehr junge „Musen“ oder Phil Spectors obsessives bis tödliches Verhalten gegenüber seinen Geliebten. Unverständlich ist, dass sie Sting wegen des Police-Hits „Every Breath You Take“ auf Platz fünf wählt, obwohl sich – auch dank #MeToo – etwa R. Kelly oder Dieter Wedel mehr aufdrängen.

Priscilla Presley verlässt Elvis

Größere Prägnanz und Tiefe haben die schwarz-weiß gehaltenen Einblicke in die Beziehungen von Prominenten wie Elvis Presley, Jackson Pollock oder Josef Stalin. Dabei stellt Strömquist deren Partnerinnen in den Vordergrund und zeigt, wie sie in wartende, dienende Positionen im Schatten dieser oft kultisch verehrten Männer gedrängt werden. Auf einer Seite, die Priscilla Presley in vier Panik-Posen porträtiert, heißt es, sie „versuchte, sich an alles zu erinnern, was Elvis gesagt hatte, um die perfekte Ehefrau zu werden. Sie musste ihm einen Schritt voraus sein, sie musste immer makellos sein, damit er keinen Grund hätte, sie zu verlassen.“ Dass sie ihn schließlich verlässt, wirkt wie ein Happy End.

In weiteren Comics, die sie offenbar nach dem Motto "Was ich schon immer mal sagen wollte" zusammengestellt hat, illustriert Strömquist ihre feministischen Standpunkte etwa zur stereotypen Genderdarstellung in Zeichentrickserien. Mit „Schwule Tiere“ ist ihr dabei ein extrem lustiger Comic gelungen, der alle Leserinnen und Leser in Zukunft davon abhalten dürfte, menschliches Verhalten mit tierischem zu vergleichen.
Liv Strömquist: „I'm every woman“, Avant-Verlag, 112 S., 20 €

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