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Carrie Fisher in "Star Wars: Episode IV - A New Hope".

© imago/United Archives

Nachruf auf Carrie Fisher: Die Sternenprinzessin

Hollywood trauert um Carrie Fisher, Anführerin der intergalaktischen Rebellion in der Star-Wars-Saga. Prinzessin Leia war nicht ihre einzige Rolle, aber die einzige, an die sich die meisten erinnern. Ein Nachruf.

Von Jörg Wunder

Hollywood trauert. Am Dienstag ist die Schauspielerin Carrie Fisher an den Folgen eines Herzinfarkts verstorben. Sie wurde 60 Jahre alt. „Sprachlos“ und „am Boden zerstört“ zeigt sich Mark Hamill auf Twitter. Harrison Ford schreibt „Carrie war ein Unikat – brillant, originell. Witzig und gefühlsmäßig ohne Furcht.“ Dave Prowse, der unter der Maske des Darth Vader steckte, verkündete: „Ich bin sehr traurig, von Carries Tod zu erfahren. Es war wunderbar, mit ihr zu arbeiten.“

Für die breite Öffentlichkeit wird der Name Carrie Fisher für immer mit ihrer berühmtesten Rolle verbunden bleiben: Als 20-Jährige spielte sie 1977 in George Lucas’ Science-Fiction-Welterfolg „Star Wars“ Prinzessin Leia, die schlagfertige, attraktive Anführerin einer intergalaktischen Rebellion gegen das dunkle Imperium mit dem Erzschurken Darth Vader.

Wie Fisher es hier und in den beiden Nachfolgefilmen „Das Imperium schlägt zurück“ (1980) und „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ (1983) gelingt, das märchenhafte Filmgeschehen mit Aufrichtigkeit und Selbstironie aufzuladen, wie sie sich mühelos gegen ihre erfahreneren Kollegen Harrison Ford und Mark Hamill behauptet, wie sie Haarschnecken und wallende Gewänder mit selbstverständlicher Würde trägt und der kindertauglichen Trilogie als mit güldenem Metallbikini geschürzte Gefangene des Krötenscheusals Jabba The Hutt sogar noch eine Dosis subversiver Erotik injiziert – all das hat sie zu einer Ikone der Popkultur gemacht.

Ähnlich wie bei Mark Hamill, der nie an den Erfolg als Luke Skywalker anknüpfen konnte, überstrahlt auch bei Carrie Fisher diese eine große Rolle ihre weitere Karriere. Dabei hat sie sich in zahlreichen Filmen als vielseitige Schauspielerin bewährt. In „Blues Brothers“ (1980) gibt sie mit Bazooka die rachsüchtige Ex von John Belushi, schon eine Verballhornung der feuerwaffenerprobten Sternenprinzessin. In Woody Allens „Hannah und ihre Schwestern“ (1986) spielt sie, autobiografisch beglaubigt, eine Schauspielerin mit Broadway-Träumen.

Der schönste Film-Abgang in "Harry und Sally"

Die 80er Jahre waren für die Tochter der Schauspielerin Debbie Reynolds und des Popsängers Eddie Fisher eine komplizierte Zeit. Der Star-Wars-Rummel und die Nachstellungen der Yellow Press setzten ihr zu. Fishers Ehe mit dem Musiker Paul Simon zerbrach nach weniger als einem Jahr, sie wurde drogen- und medikamentenabhängig, wie sie 1987 in ihrem Roman „Postcards from the edge“ schilderte, der 1990 mit Meryl Streep und Shirley MacLaine verfilmt wurde.

Ihre vielleicht schönste Filmszene hatte Carrie Fisher in der Romantic Comedy „Harry und Sally“ (1989): Als alleinstehende Freundin der von Meg Ryan gespielten Sally soll sie mit Harry (Billy Crystal) verkuppelt werden. Beim gemeinsamen Restaurantbesuch verfällt sie stattdessen dem dampfplaudernden Charme von Harrys Single-Freund Bruno (der wiederum mit Sally verkuppelt werden soll) – und stolpert mit diesem Hals über Kopf in einem der wunderbarsten Abgänge der Filmgeschichte ins nächtliche New Yorker Taxi und ins künftige Ehe(un)glück.

Bei vielen ihrer späteren Filme ist ihr Name in den Besetzungslisten weit nach hinten gerückt. Oft schien weniger die Schauspielerin als die Darstellerin von Prinzessin Leia gebucht zu werden. Gastauftritte in „Austin Powers“ (1997) oder „Fanboys“ (2009) verweisen in erster Linie auf ihren Kultstatus. Konsequent, dass sie in David Cronenbergs Celebrity-Satire „Maps to the Stars“ (2014) sich selbst spielte.

Trotzdem war die späte Carrie Fisher alles andere als eine tragische Gestalt. Selbstbewusst setzte sie sich mit ihren Problemen und Traumata auseinander und wirkte bei öffentlichen Auftritten gelöst und souverän. Eine Rückkehr auf die große Leinwand erlebte sie 2015 im siebten Star-Wars-Teil „Das Erwachen der Macht“, wo sie eine gealterte Leia verkörpert. Auch in der Weihnachten 2017 ins Kino kommenden „Episode VIII“ wird sie nochmal in ihrer Paraderolle zu sehen sein, die Dreharbeiten für ihren Part waren vor ihrem Tod abgeschlossen.

„Sie war unsere großartige und mächtige Prinzessin – temperamentvoll, weise und voller Hoffnung in einer Rolle, die schwieriger war, als viele Leute glauben mögen“, so erinnert sich George Lucas. Möge die Macht mit Carrie Fisher sein.

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