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Der Staffordshire-Terrier-Mischling Chico steht in einem Gehege im Tierheim Hannover.

© Hauke-Christian Dittrich/dpa

Nach tödlicher Hundeattacke in Hannover: Mitarbeitern des Veterinäramts drohen ernste Konsequenzen

Bereits vor sieben Jahren hatte das Veterinäramt Hinweise auf einen gefährlichen Hund, der nun in Hannover zwei Menschen totgebissen hat. Dass damals nichts geschah, könnte für die Behördenmitarbeiter Folgen haben.

Das vor der tödlichen Hundeattacke auf zwei Menschen versäumte Durchgreifen der Stadt Hannover kann für die Mitarbeiter des Veterinäramts straf- und arbeitsrechtliche Folgen haben. Das kündigte Ordnungsdezernent Axel von der Ohe am Montag an.

2011 bereits habe das Veterinäramt vom Amtsgericht Hinweise auf eine gesteigerte Aggressivität des Hundes und eine mangelnde Eignung des Halters erhalten. Dieser sei einer angeordneten Begutachtung aber nicht nachgekommen. Dass ihm der Hund daraufhin nicht entzogen wurde und die Veterinärbehörde die Sache auf sich beruhen ließ, sei ein gravierender und unverständlicher Mangel. Der Sachverhalt werde nun der Staatsanwaltschaft vorgelegt und arbeitsrechtliche Schritte würden geprüft.

Der Staffordshire-Terrier-Mischling „Chico“ hatte am Dienstag voriger Woche seine 52 Jahre alte, im Rollstuhl sitzende Besitzerin und deren 27 Jahre alten Sohn totgebissen. Dieser sei der Halter des Hundes gewesen, bei der Anschaffung des Tieres vor Jahren sei eine Sachkundeprüfung noch nicht erforderlich gewesen.

Neben Hinweisen des gesetzlichen Betreuers der Familie, die das Amtsgericht dem Amt übermittelte, lag 2011 auch ein psychiatrisches Gutachten vor. Demnach war der junge Mann nicht in der Lage, sich um den Hund zu kümmern. Eigentlich hätte die Haltung deshalb untersagt und der Hund entzogen werden müssen, sagte der Ordnungsdezernent. Es sei aber nichts geschehen.

Tausende wollen, dass der Hund am Leben bleiben darf

Die Stadt prüft unterdessen weiter, ob „Chico“ - wie nach tödlichen Attacken üblich - eingeschläfert wird oder ob er in eine Spezialeinrichtung kommt. Das hatte das Tierheim vorgeschlagen, wo der Hund vorübergehend untergebracht ist. Eine Viertelmillion Menschen hätten sich inzwischen einer Online-Petition angeschlossen, den Hund nicht zu töten, sagte der Dezernent. Ausschlaggebend sei, dass von dem Tier keine Gefahr mehr ausgehen könne. Wann über „Chicos“ Schicksal entschieden wird, ist noch offen.

Der Deutsche Tierschutzbund lobte die Überlegung der Stadt, „Chico“ in eine Spezialeinrichtung zu geben. „Es ist eine kluge Entscheidung, den Hund nicht sofort einzuschläfern, sondern zuerst die Ursachen zu untersuchen, warum er zugebissen hat“, sagte der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, der Deutschen Presse-Agentur. Kein Hund sei von sich aus gefährlich: „Er wird gefährlich gemacht, von Menschen die entsprechend züchten oder erziehen“, meint Schröder: „Hunde sind Mitgeschöpfe, die die Chance zur Resozialisierung verdient haben.“ (dpa)

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