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Böse Überraschung: Die Zahl der Fälle wächst.

© Victoria Jones/PA Wire/dpa

Update

Nach Rückrufen wegen Salmonellen-Verdachts: Belgische Behörde entzieht Ferrero vorerst Lizenz für ein Werk

Nach weltweiten Rückrufaktion muss Ferrero nun alle Produkte aus einem Werk vom Markt nehmen. In vielen Länder hatte es schon Lebensmittelwarnungen gegeben.

Wegen Salmonellen-Fällen in mehreren Ländern muss der Süßwaren-Riese Ferrero die Produktion in einer Fabrik in Belgien vorerst stoppen. Die Aufsichtsbehörde Afsca kündigte am Freitag an, die Produktionslizenz für die Fabrik in Arlon in Folge von Ermittlungen zu entziehen.

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Ferrero habe in den Ermittlungen nicht ausreichend Informationen geliefert, so die Mitteilung. Mitten im wichtigen Ostergeschäft müssen demnach alle Produkte aus dem Werk zurückgerufen werden, unabhängig von ihrem Produktionsdatum.

Der Mitteilung von Afsca zufolge sind hiervon alle Kinder Surprise, Kinder Mini Eggs, Kinder Surprise Maxi und Schoko-Bons betroffen, die in Arlon gefertigt wurden. Afsca bat auch alle Vertriebsfirmen, die entsprechenden Produkte aus dem Einzelhandel zu nehmen.

Das Werk in Arlon dürfe erst wieder öffnen, wenn alle Regeln und Anforderungen der Lebensmittelsicherheit erfüllt seien.

Erster Fall bereits im Dezember

Schon im Dezember ist Ferrero ein Salmonellen-Fall in jener Fabrik bekannt geworden, die schon seit Tagen im Fokus der Lebensmittelbehörden steht. Dies geht aus einer Mitteilung von Ferrero France in Luxemburg hervor.

Dieser Mitteilung zufolge wurden am 15. Dezember am Standort Arlon Salmonellen in einem Sieb am Auslass von zwei Rohstofftanks festgestellt. Die daraus gefertigten Produkte seien daraufhin zurückgehalten worden. Der Filter sei ausgetauscht und Kontrollen der unfertigen und fertigen Produkte seien gesteigert worden, so Ferrero.

Warum Ferrero nicht schon damals die bereits im Umlauf befindlichen Produkte zurückrief, geht aus der Mitteilung nicht hervor. In den vergangenen Tagen hat das Unternehmen in etlichen Ländern Produkte seiner Kinder-Süßwarenserie zurückgerufen - nun auch in den USA, wie aus einer Unternehmensmitteilung hervorgeht, die die US-Lebensmittelbehörde FDA am Donnerstag veröffentlichte.

Betroffen von den Rückrufen der vergangenen Tage ist auch der deutsche Markt, unter anderem mit ausgewählten Chargen von Kinder-Überraschungseiern und Kinder-Schoko-Bons sowie einigen Osterartikeln.

Zuvor hatte das Unternehmen betont, dass es sich bei den Rückrufen um reine Vorsichtsmaßnahmen handle. Obwohl keines der Kinder-Produkte positiv auf Salmonellen getestet worden sei, nehme Ferrero die Angelegenheit sehr ernst, „denn der Schutz der Verbraucher hat für uns oberste Priorität“, hieß es dort zuletzt. Doch allein der Verdacht eines Salmonellen-Befalls könnte Spuren in den Supermarktregalen hinterlassen - zumal das Ostergeschäft bei Süßwarenherstellern als lukrativ gilt.

Rückrufe gibt es weltweit

Schon am Dienstag hatte der italienische Ferrero-Konzern Kinder-Produkte in mehreren europäischen Ländern zurückgerufen. Betroffen waren demnach bestimmte Chargen, die in einer Fabrik im belgischen Arlon hergestellt und in Frankreich, Belgien, Großbritannien, Deutschland, Schweden und den Niederlanden vertrieben wurden. Ferrero erklärte, es arbeite mit den Behörden zusammen wegen eines "möglichen Zusammenhangs mit gemeldeten Fällen von Salmonellen" bei in Belgien hergestellter Schokolade. Es handele sich um einen "freiwilligen" Rückruf einer Reihe von in Belgien hergestellten Produkten.

Nach Angaben der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch hätten die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA und die EU-Gesundheitsbehörde ECDC bisher 105 Salmonellenfälle sowie 29 Verdachtsfälle bestätigt, die meisten davon bei Kindern. Ungewöhnlich viele der Kinder mussten ins Krankenhaus, teilweise mit schweren Symptomen wie blutigem Durchfall, zitiert Foodwatch die Behörden.

In Deutschland habe es bislang keine Fälle der Durchfallkrankheit gegeben, so Ferrero. Auch in Australien und Israel ruft Ferrero als strenge Vorsichtsmaßnahme mehrere Kinder-Produkte zurück. Allerdings gebe es in Israel bisher keine Berichte über eine Belastung mit Salmonellen, teilte das dortige Gesundheitsministerium am Mittwoch mit.

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In Belgien rief die Behörde für die Sicherheit der Nahrungsmittelkette (FASNK) die Verbraucher dazu auf, diese Produkte "nach einer Reihe von gemeldeten Ausbrüchen von Salmonellen in verschiedenen Mitgliedstaaten" der EU nicht zu verzehren, auch in den USA wurden Kinder-Produkte zurückgerufen.

Foodwatch: Verbraucher werden viel zu spät gewarnt

Heftige Kritik an dem Unternehmen übte indes die Verbraucherorganisation Foodwatch. „Wenn so ein Fehler passiert, muss die Bevölkerung sofort gewarnt werden“, sagte Andreas Winkler von Foodwatch am Freitag.

Seiner Ansicht nach sind Eigenverantwortung und Eigenkontrollen der Hersteller nicht ausreichend, notwendig seien „Transparenzpflichten für Behörden, damit Fälle wie Ferrero umgehend öffentlich gemacht werden müssen“.

Sowohl Ferrero als auch die Überwachungsbehörden hätten bereits seit Dezember von Salmonellen-Funden gewusst – trotzdem kam es erst fast fünf Monate später zu öffentlichen Rückrufen. Zudem sei nach wie vor nicht klar, was der Grund für den Salmonellen-Befall ist.

Foodwatch forderte Ferrero und die zuständigen Lebensmittelbehörden in Deutschland auf, für Aufklärung zu sorgen. "Wie konnten offenbar monatelang gesundheitsgefährdende Produkte die Fabrik verlassen und verkauft werden?", sagte Foodwatch-Sprecher Andreas Winkler. „Der Fall Ferrero zeige, dass Eigenkontrollen und die Eigenverantwortung der Hersteller nicht ausreichen. "Lebensmittelhersteller müssen gesetzlich verpflichtet werden, die Verbraucher:innnen sofort auf allen Kanälen deutlich zu warnen", forderte Winkler. (mit AFP, dpa)

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