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Das FBI untersucht den Tatort in Garland, Texas. Zwei Angreifer hatten das Feuer auf dem Parkplatz eines Veranstaltungszentrums eröffnet, in dem Mohammed-Karikaturen gezeigt wurden.

© rtr

Update

Nach Attacke am Sonntag in Texas: IS bekennt sich zu Anschlag auf Karikaturen-Ausstellung

Bei einer Ausstellung mit Mohammed-Karikaturen in Texas wurden zwei Angreifer von der Polizei erschossen. Einer der Täter war seit Jahren im Visier der Behörden und soll den Terroranschlag auf Twitter angekündigt haben. Nun hat sich der "Islamische Staat" zu den Angriffen bekannt.

Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat sich zu dem Angriff auf eine islamfeindliche Veranstaltung am Sonntag in Texas bekannt. "Zwei Soldaten des Kalifats haben die Attacke auf die Ausstellung in Garland verübt", sagte ein Sprecher am Dienstag im Radiosender des IS. Dort seien "negative Bilder des Propheten Mohammed gezeigt worden".

Zwei Männer hatten am Sonntag vor dem Veranstaltungszentrum in einem Vorort von Dallas das Feuer eröffnet. Dabei verletzten sie einen Wachmann. Polizisten erwiderten das Feuer und töteten die Angreifer. Die Ausstellung in Garland war von der islamfeindlichen Amerikanischen Initiative zur Verteidigung der Freiheit (AFDI) organisiert worden, an ihr hatte auch der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders teilgenommen.

Ein IS-Kämpfer hatte bereits am Montag verkündet, der Anschlag sei von zwei "IS-Sympathisanten" verübt worden. Nach Informationen der "Washington Post" gingen US-Ermittler aber nicht davon aus, dass der Anschlag wirklich von der Miliz gesteuert wurde.

Einer der beiden Täter des Anschlags war seit Jahren im Visier der US-Sicherheitsbehörden. US-Medien zufolge handelt es sich um den 30-jährigen Elton S. aus dem Bundesstaat Arizona. Wie aus Gerichtsdokumenten hervorgeht, stand der Mann seit 2006 unter Beobachtung. Hintergrund waren seine Verbindungen zu einer Person, die nach Vermutungen der Bundespolizei FBI eine Terrorzelle in Arizona aufbauen wollte. Zudem soll er den Wunsch geäußert haben, sich dem Kampf von Islamisten in Somalia anzuschließen. Wegen falscher Angaben gegenüber dem FBI dazu wurde er 2011 zu einer Bewährungsstrafe von drei Jahren verurteilt.

Attentäter sollen zusammen gewohnt haben

Der Verdächtige soll die Attacke in Garland im Onlinedienst Twitter angekündigt haben. Polizisten durchsuchten in der Nacht die Wohnung des Mannes in Phoenix. Bei dem Komplizen soll es sich laut US-Medien um den Mitbewohner von S. gehandelt haben.

Die Karikaturen-Ausstellung in Garland hatte unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen stattgefunden. AFDI-Mitbegründerin Pamela Geller verurteilte auf ihrer Website die Schüsse als "Krieg gegen freie Meinungsäußerung" und fügte hinzu: "Werden wir uns diesen Monstern ergeben?" Die AFDI hatte 10.000 Dollar (8900 Euro) als Preis bei dem Karikaturenwettbewerb ausgelobt. Wilders schrieb in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur AFP, er sei "schockiert" über den Vorfall. "Das ist ein Angriff auf uns alle", erklärte der für seine islamfeindlichen Äußerungen bekannte niederländische Politiker.

Immer wieder Proteste gegen Mohammed-Karikaturen

Im Westen veröffentlichte Mohammed-Karikaturen hatten in der Vergangenheit immer wieder Protestwellen in islamischen Ländern ausgelöst. Im Januar wurde in Paris ein islamistischer Anschlag auf die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" verübt, die für ihre Mohammed-Karikaturen bekannt ist. Die beiden Attentäter töteten zwölf Menschen. Mitte Februar tötete ein 22-Jähriger in Kopenhagen bei einem Anschlag auf eine Diskussionsveranstaltung über Meinungsfreiheit und Islam sowie auf eine Synagoge zwei Menschen.

Der Chefredakteur von "Charlie Hebdo", Gérard Biard, wandte sich am Montag dagegen, Parallelen zwischen der Tat in Texas und dem islamistischen Angriff auf die französische Satirezeitung zu ziehen, bei der im Januar zwölf Menschen getötet worden waren. "Wir organisieren keinen Wettbewerb. Wir machen nur unsere Arbeit", sagte Biard am Montag in der US-Nachrichtensendung "Charlie Rose". "Charlie Hebdo" kommentiere lediglich die Nachrichtenlage und wenn der islamische Prophet dort eine Rolle spiele, werde er gezeichnet. "Wir kämpfen gegen Rassismus. Und wir haben nichts mit diesen Leuten zu tun", fügte Biard mit Blick auf die AFDI hinzu.

"Gewalt ist niemals gerechtfertigt"

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat den Angriff verurteilt. Derartige Taten "haben nicht mit Religion oder Glauben zu tun", sagte Bans Sprecher Stéphane Dujarric am Montag. "Man muss Vorstellungen durch demokratischen Dialog und Debatte verteidigen, Gewalt ist niemals gerechtfertigt", ließ Ban weiter erklären. US-Heimatschutzminister Jeh Johnson rief die Öffentlichkeit derweil auf, ihre Wut und ihre Verdächtigen nicht gegen irgendjemand nur wegen seines Glaubens zu richten". Zum Stand der Ermittlungen äußerte er sich nicht.

Die liberale dänische Tageszeitung „Politiken“ (Kopenhagen) schreibt am Dienstag: „Kann dieser ewige Streit um die Zeichnungen eines gewissen Propheten nicht bald einmal aufhören? Nein, das kann er nicht. Es gibt immer noch Menschen, die wegen einer Zeichnung töten würden. Sollen die von uns, die zeichnen können, also aufhören, den Propheten zu zeichnen? Wir kennen die Argumente bis zum Erbrechen. Und das tun die Täter auch. (...) Ein Wettbewerb, Mohammed zu zeichnen - das kann zweifellos wie Mobbing wirken. Wenn viele Menschen es provozierend finden, ihren Propheten gezeichnet zu sehen - wieso weitermachen? Aber selbst, wenn es Mobbing ist, gibt es ihnen keinen Freifahrtsschein dafür, zu schießen oder zu töten.“

Die niederländische Zeitung „De Telegraaf“ schreibt: „Möglicherweise war (der Rechtspopulist) Geert Wilders die Zielscheibe. Der Vorsitzende der Partei für die Freiheit (PVV) steht auf einer Al-Kaida-Todesliste, die als Vergeltung für die „Beleidigung des Propheten“ konsequent vollstreckt zu werden scheint.

Wilders reagierte schockiert. Das sei „ein Anschlag auf die Meinungsfreiheit. Inakzeptabel“, schrieb er am Montag in einer SMS an das niederländische Fernsehen. Er twitterte außerdem ein Foto, das ihn mit schwer bewaffneten Sicherheitskräften zeigt. „Gott sei Dank verhinderten die Helden des SWAT-Teams das Schlimmste“, schrieb er dazu. (dpa, AFP, rtr)

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