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Ein norwegischer Polizist betritt ein Hotel in Sandvika.

© Lefteris Karagiannopoulos/ REUTERS

Update

Mutmaßlicher Täter mit rechtsextremer Gesinnung: Polizei wertet Moschee-Angriff als versuchten Terrorakt

In Norwegen gab es nach Schüssen auf eine Moschee einen Verletzten. Auch eine Frauenleiche wurde gefunden. Die Polizei mutmaßt ein rechtsextremes Motiv.

Die Polizei in Norwegen wertet den Angriff auf eine Moschee am Samstagabend als „versuchte terroristische Tat“. „Die Ermittlungen haben ergeben, dass der Täter rechtsextremistische Ansichten hatte“, sagte Polizeisprecher Rune Skjold am Sonntag. Der Mann habe Sympathie für den norwegischen Nazi-Kollaborateur Vidkun Quisling (1887-1945) zum Ausdruck gebracht und sich feindselig gegen Einwanderer geäußert.

Nach Informationen norwegischer Medien stellte der junge Mann wenige Stunden vor dem Angriff eine Nachricht in ein Online-Forum, in der von einem "Krieg der Rassen" die Rede ist. Zudem werde dort der Attentäter von Christchurch in Neuseeland gepriesen, der bei Angriffen auf zwei Moscheen im März 51 Menschen getötet hatte. Es konnte zunächst nicht überprüft werden, ob diese Nachricht tatsächlich von dem Festgenommenen stammte.

Der gebürtige Norweger war am Samstagabend mit zwei Schrotflinten und einer Pistole bewaffnet in die Moschee in Baerum bei Oslo eingedrungen. Dort hielten sich zu dem Zeitpunkt nur drei Gläubige auf. Einer von ihnen konnte den Angreifer überwältigen, der dann festgenommen wurde.

In der Wohnung des Angreifers wurde später die Leiche einer Frau gefunden, die mit dem mutmaßlichen Täter verwandt sein soll. Die Polizei leitete Ermittlungen wegen Mordes ein.

Norwegens Ministerpräsidentin Erna Solberg besuchte am Sonntag Mitglieder der Gemeinde in Baerum, die sich zur Feier des Opferfestes Eid al-Adhain einem Hotel versammelt hatten. Sie erklärte, der Angriff auf die Moschee sei ein "direkter Angriff auf die norwegischen Muslime" und auf die "Religionsfreiheit". In Norwegen leben laut amtlichen Schätzungen rund 200.000 Muslime, was einem Anteil von rund vier Prozent an der Gesamtbevölkerung entspricht.

Moschee-Leiter Mushtaq sagte der Zeitung "VG", er sei bei seinem Eintreffen am Tatort Patronenhülsen und Blut auf dem Teppich des Gotteshauses gesehen. "Und dann sehe ich eines unserer Gemeindemitglieder auf dem Angreifer sitzen, blutbeschmiert".

Der Mann, der den Angreifer überwältigt habe, sei ein 75-Jähriger, der offenbar nach dem Gebet noch zur Koranlektüre geblieben sei, sagte Mushtaq. Die Moschee habe vor dem Angriff keinerlei Drohungen erhalten. Der Sender NRK berichtete, die Polizei habe mehrere Waffen im Inneren der Moschee gefunden.

Polizeiautos in der Nähe der Al-Noor-Moschee.
Polizeiautos in der Nähe der Al-Noor-Moschee.

© AFP/Terje Pedersen / NTB Scanpix

In Norwegen hatte sich im Juli 2011 einer der schwersten rechtsextremen Anschläge überhaupt ereignet. Der Rechtsextreme Anders Behring Breivik tötete damals bei einem Bombenanschlag in Oslo acht Menschen. Weitere 69 Menschen erschoss er auf der Insel Utøya, die meisten Jugendliche.

Im vergangenen März erschoss dann ein Rechtsextremer bei Anschlägen auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch 51 Menschen. Eine der angegriffenen Moscheen trägt den selben Namen wie die Al-Noor-Moschee in Baerum. Der mutmaßliche Täter von Christchurch veröffentlichte vor seiner Tat ein Manifest, wonach er unter anderem von Breivik inspiriert war. (dpa/AFP)

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