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Spice Girls

© AFP

Musikbranche: Die Spice Girls im Dessous-Laden

Popdiva Madonna kehrt ihrem Label den Rücken und wird künftig exklusiv über einen Konzertveranstalter vermarktet. Die CD der Spice Girls wird es für die ersten sechs Monate nur bei der Dessous-Kette Victoria's Secret oder im Internet geben.

Madonna setzt ein Zeichen für den drastischen Wandel der Musik-Branche: Die 49-jährige Pop-Ikone verließ ihre langjährige Plattenfirma Warner Music für einen Konzertveranstalter. Die US-Konzertagentur Live Nation und Madonna gaben bei der offiziellen Bekanntgabe des Deals keine finanziellen Details bekannt. Laut Medienberichten erhielt Madonna einen Zehn-Jahres-Vertrag im Gesamtwert von rund 120 Millionen Dollar für Konzerttourneen, drei neue Studioalben und den Verkauf von Fan-Artikeln. Unabhängig davon wurde bekannt, dass die neue CD der Spice Girls in den USA zunächst exklusiv von dem Dessous-Anbieter Victoria's Secret verkauft wird.

Die Nachrichten sind der jüngste Beleg dafür, dass der Verkauf von CDs längst nicht mehr die entscheidende Gewinn-Quelle in der Musikbranche ist. Top-Künstler wie Madonna oder die Spice Girls können viel mehr Geld mit Konzerten als mit CD-Verkäufen verdienen. Madonnas vergangenes Album "Confessions On A Dance Floor" verkaufte sich in den USA 1,6 Millionen Mal. Die Tournee dazu brachte dagegen Einnahmen von fast 200 Millionen Dollar. Die Tickets für das Londoner Auftaktkonzert der Spice-Girl-Tournee waren in 38 Sekunden ausverkauft. Tour-Rekordhalter sind die Rolling Stones mit mehr als 558 Millionen Dollar für ihre knapp zweijährige "A Bigger Bang"-Tour.

Madonna komplett

Madonna sei nun auch Anteilseignerin von Live Nation, hieß es ohne nähere Angaben. Der Deal umfasst alles, was in den kommenden Jahren unter Madonnas Namen passieren wird, ob DVDs, Filmprojekte oder Internet-Aktivitäten. Live Nation will auch weitere Künstler unter Vertrag nehmen und bildete dafür die Sparte Artist Nation. Madonna schuldet Warner Music laut Medienberichten allerdings noch ein Studioalbum. Dem Vernehmen nach unterlag Warner Music im Bieterwettstreit.

Im März hatte bereits Ex-Beatle Paul McCartney für Schlagzeilen gesorgt als er vom Musikkonzern Emi zum kleinen Label der Kaffeehauskette Starbucks wechselte. Die CD wurde dann auch bei Starbucks verkauft.

Spice-Girls-Album nur im Internet und bei Victoria's Secret

Das Best-Of-Album der Spice Girls wird man in den USA als CD von November bis Januar nur bei Victoria's Secret kaufen können. Der Dessous-Spezialist nehme bis zu 600.000 CDs ab, berichtete das "Wall Street Journal". Das Album mit einer neuen Single und zwölf älteren Hits werde es aber auch bei verschiedenen Anbietern als Internet-Download geben.

Im Konkurrenzkampf bei Internet-Downloads macht unterdessen Marktführer Apple unter dem Preisdruck der Wettbewerber Musik ohne Kopierschutz in seinem Online-Shop iTunes erheblich billiger. Statt bisher 1,29 Dollar werden kopierschutzfreie Songs künftig wie alle anderen 99 US-Cent kosten, sagte Apple-Chef Steve Jobs dem "Wall Street Journal". Die Preise würden spätestens am Mittwoch umgestellt. Es war zunächst unklar, ob die Preissenkung nur in den USA oder auch in anderen Regionen gelten soll. In Europa kosten Songs ohne Kopierschutz bei iTunes 1,29 Euro.

Konkurrenz für Apple

Apple ist unangefochtener Marktführer bei legalen Musik-Downloads in den USA mit einem Anteil von mehr als 70 Prozent. Zuletzt erschienen jedoch neue aggressive Wettbewerber: Der Online-Einzelhändler Amazon.com verkauft Musik ohne Kopierschutz ab 89 US-Cent pro Song, beim Einzelhandelsriesen Wal-Mart gibt es die meisten MP3-Dateien für 94 Cent. Beobachter vermuten, dass Musikkonzerne den iTunes-Konkurrenten günstige Konditionen bei kopierschutzfreien Songs gewährt haben, um die Marktmacht von Apple einzudämmen. Jüngsten Medienberichten zufolge würde Branchenprimus Universal Music als Gegenpol zu iTunes gern einen eigenen Internet-Shop zusammen mit den Konkurrenten Sony BMG und Warner Music aufbauen.

Verbraucher schätzen kopierschutzfreie Musik, weil sie auf allen Musikplayern abgespielt werden - und eben beliebig oft kopiert werden kann. Die Musikindustrie versuchte lange, sogenannte DRM-Software durchzusetzen (Digital Rights Management), die die Weiterverbreitung von digitaler Musik unter Kontrolle bringen sollte. Die Flut illegaler Kopien konnte sie damit jedoch nicht stoppen. (mit dpa)

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