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Panorama: Montblanc-Tunnel wird eröffnet

Wenn Frankreichs Verkehrsminister Jean-Claude Gayssot heute das Band zur Wiederöffnung des Montblanc-Tunnel durchschneidet, wird nicht nur seine Hand ein wenig zittern. Drei Jahre nach der verheerenden Brandkatastrophe in dem wichtigsten Alpentunnel zwischen Frankreich und Italien haben Sicherheitsexperten, Politiker und Anwohner immer noch Angst, dass sich ein solches Unglück womöglich wiederholen könnte, trotz aller Beteuerungen, die zwölf Kilometer lange Durchfahrt sei sicher.

Wenn Frankreichs Verkehrsminister Jean-Claude Gayssot heute das Band zur Wiederöffnung des Montblanc-Tunnel durchschneidet, wird nicht nur seine Hand ein wenig zittern. Drei Jahre nach der verheerenden Brandkatastrophe in dem wichtigsten Alpentunnel zwischen Frankreich und Italien haben Sicherheitsexperten, Politiker und Anwohner immer noch Angst, dass sich ein solches Unglück womöglich wiederholen könnte, trotz aller Beteuerungen, die zwölf Kilometer lange Durchfahrt sei sicher.

Ganz von der Hand zu weisen sind die Befürchtungen nicht: Während der Montblanc-Tunnel seit dem 24. März 1999 geschlossen war, ereigneten sich mehrere neue Katastrophen in Tunneldurchfahrten, darunter das Unglück im Sankt Gotthard-Tunnel in der Schweiz, bei dem Ende Oktober letzten Jahres elf Menschen ums Leben kamen und ein kleines Erdbeben Anfang Februar, das zum Teileinsturz der Betondecke im Montblanc-Tunnel führte, der zu diesem Zeitpunkt glücklicherweise noch nicht für den Verkehr freigegeben war. Damit nicht genug: Erst in dieser Woche sind bei einem Großbrand auf der Baustelle eines Autobahntunnels in der Nähe von Paris 19 Arbeiter knapp einer Katastrophe entgangen. Die vom Feuer eingeschlossenen Männer waren nach sieben Stunden Angst wohlbehalten aus der Tunnelröhre gerettet worden. Wie bei den meisten Tunnelunglücken war es auch in diesem Fall die starke Rauchentwicklung, die eine rasche Bergung der Opfer verhinderte. Die Männner hatten Glück im Unglück. Sie hatten sich in einer hermetisch verriegelten Baggermaschine verschanzt und konnten dort, vor dem dichten Rauch geschützt, auf ihre Befreiung warten.

Eilig erklärte der schockierte französische Verkehrsminister Gayssot, der neue Zwischenfall stelle die Wiedereröffnung des Montblanc-Tunnels nicht in Frage. Dennoch zeigt der Vorfall, dass die Diskussion über die Sicherheit von Autotunnels dringend notwendig und alles andere als panisches Gerede ist. Im Mittelpunkt der erbitterten Diskussionen stehen vor allem Tausende von Lastwagen mit teilweise leicht entzündbarer Fracht, die die wichtigsten Alpentunnel Tag für Tag passieren. Von einem dieser Brummis wurde die Katastrophe im Montblanc-Tunnel ausgelöst, bei der 39 Menschen ums Leben kamen. Eine achtlos aus dem Seitenfenster geworfene Zigarettenkippe hat nach jüngsten Untersuchungen zu dem Flammen-Inferno geführt.

Die noch glühende Zigarette soll in den Luftfilter eines mit 20 Tonnen Mehl beladenen belgischen Lastwagens geraten sein und den folgenschweren Brand ausgelöst haben. Dass es dabei so viele Opfer gab, hat offenbar an Sicherheitsmängeln in der Tunneltechnik gelegen. Fest steht: Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten, die knapp 400 Millionen Euro kosteten, gilt die Alpendurchfahrt zwischen Frankreich und Italien als einer der weltweit sichersten Tunnel. Der ADAC vergab an den Montblanc"Bestnoten" , Urteil: "Sehr gut" bis auf den einzigen Makel, dass der Montblanc-Tunnel weiterhin nur über eine einzige Verkehrsröhre von einer nur sieben Meter breiten Fahrbahn verfügt. Dies ist ein Grund, warum der Tunnel in einer ersten Testphase zunächst nur für Personenwagen geöffnet wird. Lastwagen sollen frühestens am 15. März zugelassen, alternierend, das heißt pro Stunde immer nur in eine Richtung.

Die Verbesserungen im Montblanc-Tunnel betreffen alle Bereiche. Hochmoderne Messgeräte sind in der Lage, Zwischenfälle sofort anzuzeigen. Kommt es tatsächlich zum einem Unfall, sichern 37 hitzebeständige Fluchtkammern im Keller der Verkehrsröhre den Rückzug der in Gefahr geratenen Menschen. Zudem können Rauch und Hitze jetzt abgesaugt und Frischluft überall in den Tunnel eingeblasen werden.

Vorgeschrieben sind in dem Tunnel ab heute eine Höchstgeschwindigkeit von 70 Stundenkilometern und ein Sicherheitsabstand von 150 Metern zum Vordermann. 74 Ampeln und 40 Schranken im Tunnel sorgen zudem dafür, dass der Verkehr jederzeit angehalten werden kann. Auch zusätzliche Pannenbuchten wurden eingerichtet und gegen Lärm geschützte Notrufnischen.

Sabine Heimgärtner

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