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Monica Lierhaus hat sich zuletzt zurückgezogen aus der Öffentlichkeit.

© Georg Wendt/dpa

Monica Lierhaus wird 50: Wie sich das Leben der Sportmoderatorin nach ihrer Gehirn-OP verändert hat

Nach einer Operation 2009 war für Monica Lierhaus nichts mehr wie vorher. Dass sie ihren Eingriff bis heute bereut, bringt ihr auch Kritik ein.

Von Katrin Schulze

Diese Frage ist so fundamental, dass sie vielleicht gar nicht gestellt werden darf. Doch Monica Lierhaus beschäftigt sie nun schon mehr als zehn Jahre lang. Ab wann ist ein Leben eigentlich noch lebenswert? In einem Gespräch mit der Zeitschrift „Bunte“ hat sie gerade erst wieder gestanden, dass sie ihre Hirnoperation bereut. Hätte sie gewusst, was auf sie zukäme, sie hätte es gelassen. „Aber die Ärzte rieten mir dazu – sie hatten mir gesagt, dass ich sonst eines Tages tot umfallen könnte“, sagt Monica Lierhaus.

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Es sind Sätze, wie sie in den vergangenen Jahren immer mal wieder zu hören waren von der früheren „Sportschau“- Moderatorin. Sätze, die verstören können – und für die sie oft kritisiert worden ist, von Behindertenverbänden zum Beispiel. Monica Lierhaus kennt das inzwischen. Aber nicht nur deshalb hat sie sich zuletzt aus der Öffentlichkeit weitgehend zurückgezogen.

2009 war es, als eine Operation ihr das Leben zugleich rettete und zerstörte. Während des Eingriffs, in dem ihr ein Aneurysma – eine erweiterte Schlagader im Gehirn – entfernt werden sollte, kam es zu Blutungen. Die Ärzte hatten sie praktisch aufgegeben, nach der Folge-Operation sah es nicht viel besser aus, im Gegenteil. Monatelang lag Monica Lierhaus im künstlichen Koma. Vorbei, ihr altes Leben. An diesem Montag wird Monica Lierhaus 50 Jahre alt.

Vorher die gefeierte Sportmoderatorin, locker, authentisch, souverän. Nachher auf dem Stand eines Kleinkinds, eingeschränkt, ausdruckslos, hilflos. Alles sinnlos? Da ist sie wieder, ihre Frage, die so viel Verwunderung hervorruft. Wer das alles übersteht, der muss doch dankbar sein: für die zweite und dritte und vierte Chance; darüber, überhaupt noch am Leben zu sein.

Und immer noch scheint es ihr etwas auszumachen, dass genau das von ihr erwartet wird. Als ob es ein Drehbuch geben würde für Comebacks und Heldengeschichten. Dabei hat Monica Lierhaus schon in ihren ersten Interviews nach der Reha geäußert, dass ihr einiges erspart geblieben wäre, wenn sie gestorben wäre. „Ich war eine lebende Leiche.“ Auch so ein Satz von ihr.

Der „mediale GAU“

Sie musste praktisch alles neu lernen: Essen, sprechen, bewegen. Dass sie auf den Rollstuhl angewiesen sein soll, wie es ihr die Ärzte vorhergesagt haben, wollte sie nie akzeptieren. Ihr Ehrgeiz und ihre Disziplin haben sie weitergebracht, als alles es für möglich gehalten hätten, erzählten ihre nahen Verwandten. Monica Lierhaus selbst ist sich bewusst, was sie bewältigt hat, allerdings hat sie auch immer gehadert mit den Fortschritten, weil es ihr nie schnell und weit genug gehen konnte.

Von den Reaktionen der anderen mal ganz abgesehen. Sie sei damals angestarrt worden wie ein Monster, hat sie berichtet. Wenn sie durch Hamburg gelaufen sei, hätten die Leute die Straßenseite gewechselt. Solche Momente haben die Moderatorin schließlich dazu veranlasst, in die Offensive zu gehen und einen Auftritt hinzulegen, den ihr Lebensgefährte später als „medialen GAU“ bezeichnete.

Goldene Kamera 2011. Monica Lierhaus neben ihrem damaligen Lebenspartner Rolf Hellgardt.
Goldene Kamera 2011. Monica Lierhaus neben ihrem damaligen Lebenspartner Rolf Hellgardt.

© Tobias Schwarz/dpa

Die Verleihung der Goldenen Kamera, 2011. Zwei Jahre nach der misslungenen Operation kam Monica Lierhaus in Tippelschritten auf die Bühne, mit sichtlich viel Mühe sprach sie zum baffen Publikum, immer noch schwer gezeichnet. Zunächst noch gerührt, waren viele Zuschauer schnell peinlich berührt. Monica Lierhaus, die früher nie viel vom Konzept Ehe gehalten hatte, machte ihrem Partner vor einem Millionenpublikum tatsächlich einen Heiratsantrag.

Musste das wirklich sein? Aus heutiger Sicht hält sie es selbst für falsch. Die Hochzeit fand nie statt. Jahre später trennte sich ihr Lebensgefährte von ihr, weil er „leer“ gewesen sei, wie es hieß. Noch ein Verlust, mit dem sie nur schwer klargekommen ist. Aber wie hat es Monica Lierhaus gleich doch selbst gesagt, was viele wieder viel zu lapidar fanden: „Das Leben ist ein Weitermachen.“

Ihr Leben ist ein Weitermachen

Lange hat es so gewirkt, dass Monica Lierhaus sich bemüßigt sah, sich zu rechtfertigen – für ihre Auftritte, ihre Aussagen, ja vielleicht sogar für manche Relativierung. So war es nach der Goldenen Kamera, so war es nach dem Engagement als Botschafterin der ARD-Fernsehlotterie, für das sie sehr viel Geld bekam. Und so war es auch, als sie in unregelmäßigen Abständen wieder als Reporterin für den TV- Sender Sky randurfte. Privilegien, die andere in ihrer Situation nicht bekommen.

Dass sie trotzdem grundsätzlich einiges infrage stellt, scheint nicht dazu passen zu wollen. Sie hat dazu gesagt, dass sie die Vorbildfunktion für Behinderte, die ihr zugesprochen worden ist, gar nicht haben wollte. Wenn sie öffentlich in Erscheinung tritt, kann sie diese natürlich nur schwer wegdiskutieren. Aber darf sie deshalb auch ihre Zweifel nicht äußern?

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Die körperlichen Schmerzen zumindest sind weniger geworden. Immer noch geht sie zwei Mal in der Woche zur Physiotherapie. Mit die größten Probleme bereitet ihr der Gleichgewichtssinn. „Wenn ich falle, dann kann ich wieder von selbst aufstehen, das war nicht immer so“, hat sie der „Bunten“ jetzt gesagt. Auch ihre chronischen Rückenschmerzen hätten sich gebessert, seit sie jeden Tag mit Morgengymnastik beginne.

Ihr Ehrgeiz ist also geblieben – nur beruflich nicht mehr so wie in der Vergangenheit. Im Alter von 50, das hat sie schon im vergangenen Jahr gesagt, soll Schluss sein mit dem Fernsehjob. Monica Lierhaus ist zuversichtlich, dass sie etwas anderes findet, vielleicht hinter der Kamera. Ihr Leben ist halt ein Weitermachen.

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