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Testfall. Der grüner Pfeil an der roten Ampel erlaubt es nur Radfahrern, rechts abzubiegen.

© Christophe Gateau/dpa

Modellprojekt: Rot für Autos - grün für Radfahrer

Um das Unfallrisiko für Radfahrer zu senken, startet die Bundesanstalt für Straßenwesen einen Pilotversuch mit dem grünen Pfeil für Fahrräder.

Radfahrer sollen nach dem Willen des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) künftig auch bei Rot rechts abbiegen dürfen. „Wir fordern einen Grünpfeil nur für Radfahrer“, sagte ADFC-Sprecherin Stephanie Krone zum 57. Deutschen Verkehrsgerichtstag in Goslar. Dort geht es unter anderem um Gefahren durch abbiegende Lastwagen.

Berlin nimmt in Eigenregie teil

Wie berichtet beginnt demnächst ein entsprechendes Modellprojekt in mehreren Städten. Berlin, das sich nach Auskunft der Verkehrsverwaltung vergeblich um die Teilnahme beworben hatte, will in Eigenregie teilnehmen: Unter den gleichen Bedingungen wie beim bundesweiten Pilotprojekt sollen möglichst ab Februar fünf Kreuzungen entsprechend beschildert werden. Über anonymisiert ausgewertete Kamerabilder sollen die Auswirkungen auf Verkehrsfluss und -sicherheit beobachtet werden. Der vorherige Status Quo wurde laut Senatsverwaltung bereits 2018 mit Kamerabildern erfasst.

Pilotversuch pro Rad

Ein Grünpfeil für Radfahrer wäre Baustein einer Verkehrswende pro Rad, heißt es beim ADFC. Der bundesweit seit 1994 bestehende Grünpfeil auch für Kraftfahrzeuge dagegen bedeute Risiken für Radler und Fußgänger, weil viele Autofahrer nicht wie vorgeschrieben anhielten. Den von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) koordinierten Pilotversuch bezeichnete die ADFC-Sprecherin als „Schritt in die richtige Richtung“. In den Niederlanden, Frankreich und Belgien seien solche Verkehrszeichen schon lange mit Erfolg im Einsatz.

Die gefährlichsten Unfälle gibt es beim Abbiegen

Unterstützung erhält der ADFC von der Gewerkschaft der Polizei (GdP). „Die gefährlichsten Unfälle mit Fahrradfahrern in Städten sind sogenannte Abbiegeunfälle, bei denen Radfahrer unter ein rechts abbiegendes Fahrzeug geraten“, sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende Michael Mertens. „Hier kann die Grünpfeilregelung Sinn machen.“

Auch von anderen Experten erhält der ADFC Zustimmung. „Ich kann mir gut vorstellen, dass dadurch die Sicherheit vergrößert werden kann“, sagt der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht im Deutschen Anwaltverein, Jörg Elsner. „Bekanntlich dürfen Radfahrer vor Ampeln wartende Fahrzeuge rechts überholen. Wenn sie dann zuerst anfahren dürfen und nicht gleichzeitig mit dem Pkw, könnte das Unfälle vermeiden.“

Skepsis bei Unfallforschern

Ein Sprecher des ADAC sagt, der Grünpfeil für Radfahrer würde „die schon heute von vielen Radfahrern gelebte Praxis des Rechtsabbiegens bei Rot legalisieren“. Für Straßen ohne Radfahrstreifen oder eigenen Radweg wäre der Pfeil nach Ansicht des ADAC allerdings ungeeignet, weil Radler sich dann rechts an Autos vorbei schlängeln und sich erst recht in den Gefahrenbereich des toten Winkels begeben würden.

Auch die Unfallforscher der Versicherer (UdV) sind skeptisch. „Eine Grünpfeil-Regelung nur für Radfahrer würde Fußgänger gefährden oder behindern“, sagte UdV-Leiter Siegfried Brockmann. Ein Modellversuch zur abschließenden Beurteilung sei trotzdem sinnvoll.

Wichtiger wäre bessere Infrastruktur

Die BASt will den Versuch in Bamberg, Darmstadt, Düsseldorf, Köln, Leipzig, München, Münster, Reutlingen und Stuttgart durchführen. Im Jahr 2020 soll dann anhand der Erfahrungen beschlossen werden, ob der Grünpfeil nur für Radfahrer bundesweit eingeführt werden soll. Wichtiger als der Blechpfeil wäre für den ADFC allerdings eine allgemeine Verbesserung der Infrastruktur – mit einem Netz aus breiten, lückenlosen Radwegen. (mit dpa)

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