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Am 1. März wird der verurteilte Mörder Niels Högel vor dem Oldenburger Schwurgericht aussagen.

© Sina Schuldt/dpa Pool/AFP

Mitschuldig an Högels Mordserie?: Vorgesetzte weisen Verbindungen zu Patientenmorden von sich

Sieben Vorgesetzte des Patientenmörders Niels Högel müssen sich nun vor Gericht verantworten. Haben sie bewusst weggeschaut?

Richter Sebastian Bührmann war es, der Niels Högel 2019 wegen 85 Morden zu lebenslanger Haft verurteilte. Und er war es, der am Donnerstag am Landgericht Oldenburg einen komplexen Strafprozess gegen frühere Vorgesetzte des Ex-Krankenpflegers eröffnete.

Die Vorwürfe gegen die drei Verantwortlichen aus dem Klinikum Delmenhorst und den vier aus dem Klinikum Oldenburg wiegen schwer. Waren sie unwissend oder haben sie bewusst weggeschaut? Aus Sicht der Staatsanwaltschaft hätten sie Mordtaten Högels mit an „Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ verhindern können. Allen Angeklagten sei von bestimmten Zeitpunkten an klar gewesen, dass von Högel eine Gefahr für die Patienten ausgehe, sagte Staatsanwältin Gesa Weiß.

Die Schwurgerichtskammer beschloss dennoch, den Vorwurf gegen die Angeklagten aus Delmenhorst – wie schon bei denen aus Oldenburg – von Totschlag oder versuchten Totschlag auf Beihilfe dazu abzumildern.

Die Verteidiger der Angeklagten – drei Ärzte, drei leitende Pflegerinnen und Pfleger und ein Ex-Klinik- Geschäftsführer – gaben jeweils Stellungnahmen ab, die eine klare Frontstellung gegenüber der Anklage zeigten. Die Anwälte sprachen von haltlosen, grotesken, absurden und widersprüchlichen Anschuldigungen und monströsen Vorwürfen, die auf Gerüchten basierten.

Die Taten Högels liegen teils 20 Jahre zurück - das erschwerte die Ermittlungen

„Ein Herzchirurg, der als Chefarzt über viele Jahre teils stundenlang bei Operationen um das Leben seiner Patienten kämpft, ist niemals damit einverstanden, dass sie anschließend auf der Intensivstation von einem Pfleger getötet werden“, machte Rechtsanwältin Anne Wehnert mit Blick auf ihren Mandanten ihren Standpunkt klar.

Die Vorkommnisse liegen zum Teil mehr als 20 Jahre zurück, was die Ermittlungen erschwerte. So sollen sich die drei Tötungen durch Högel während seiner Tätigkeit im Klinikum Oldenburg im November 2001 zugetragen haben. Für Delmenhorst gehen die Staatsanwaltschaft und die Ermittler vom Tatzeitraum Mai und Juni 2005 aus. In den Fokus geraten geriet das alles indes erst im Jahr 2015 im Zuge der Ermittlungen gegen Högel selbst.

Erst danach begannen die Nachforschungen für diesen Teil des Strafkomplexes. Die Ermittler der schon 2014 gebildeten Sonderkommission (Soko) „Kardio“ befragten zahlreiche Zeugen, ließen mehrere Leichen exhumieren und nahmen Medikamentenproben. Dabei waren die Ermittler vor allem auf die Angaben von Högel angewiesen, den sie in diesem Fall selbst als Zeugen befragten. Zudem konnten nicht alle Toten exhumiert werden, da einige eingeäschert worden waren.

Auch Högel soll als Zeuge geladen werden und zunächst Anfang März aussagen. Er hatte seine Opfer mit Medikamenten zu Tode gespritzt. Seine Verbrechen beging er zunächst am Klinikum Oldenburg. 2002 wechselte er ans Klinikum Delmenhorst, wo er weitere Morde verübte.

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