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Panorama: „Mississippi Burning“ – Sühne nach 43 Jahren

1964 tötete der Ku-Klux-Klan zwei Schwarze

Wieder wird Amerika mit dem dunklen Kapitel konfrontiert: dem mörderischen Kampf des Ku-Klux-Klans gegen Schwarze und die Bürgerrechtsbewegung in den 60er Jahren. Wie 2005, als den Opfern in „Mississippi Burning“, weltbekannt durch die Verfilmung 1988, späte Gerechtigkeit widerfuhr. Der weiße Prediger Edgar Ray Killen, inzwischen 80, wurde wegen dreifachen Mordes an James Chaney, Michael Schwerner und Andrew Goodman verurteilt: drei jungen Weißen, die 1964 in Mississippi halfen, Schwarze in die Wahllisten einzutragen, damit die ihre politischen Rechte wahrnehmen können. An diesem Donnerstag wurde James Seale, 71 Jahre alt, verhört wegen Mordes an zwei jungen Schwarzen, Henry Hezekiah Dee und Charles Eddie Moore, im Mai 1964.

Auch diese Geschichte hat die Ingredienzen zu einem aufwühlenden Film: zwei brutale Tötungen, ein älterer Bruder, Thomas Moore, Vietnamveteran, zerfressen von Selbstvorwürfen und Rachegefühlen, der beinahe zur Selbstjustiz greift, dem Alkohol verfällt, aufgeben will – bis ihn ein junger Journalist aufsucht, der Kanadier David Ridgen, und sie die Mörder knapp 43 Jahre danach doch noch zur Strecke bringen. Dabei finden sie Hilfe bei dem weißen US-Staatsanwalt Dunn Lampton, der mit Moore bei der Armee war. Auf die Spur gebracht wurden sie durch „Mississippi Burning“.

Mississippi, 2. Mai 1964: Der Ku-KluxKlan terrorisiert Schwarze und ihre Helfer. Weiße sind aber auch beunruhigt durch Gerüchte, Schwarze würden sich trotz Martin Luther Kings Aufruf zu gewaltlosem Protest bewaffnen und einen Aufstand vorbereiten. Charles Moore, ein 19-jähriger Schwarzer, ist vom College geflogen, weil er sich an Protesten beteiligte. Er jobbt in einem Holzbetrieb, an diesem Morgen will er seine Lohntüte abholen, ein Freund begleitet ihn, Henry Dee. Den hat, wie sich später herausstellt, der Mittäter Charles Edwards im Verdacht, seiner Frau nachzuspähen. Diese Details stehen in den FBI-Akten.

Auf der Landstraße 84 nahe Meadville nimmt Seale sie in seinem VW mit. Tatsächlich will er sie mit Kollegen vom KuKlux-Klan „verhören“, wie das mit der Bewaffnung der Schwarzen sei. In einem Waldstück holt Seale eine abgesägte Flinte heraus, die beiden Schwarzen werden mit Stöcken und Ketten geprügelt und befragt, bis sie bewusstlos sind. Um keine Spuren zu hinterlassen, bringen die Weißen die zwei Körper auf den Mississippi hinaus, beschweren Moore mit einem Motorblock, Dee mit gestückelten Eisenbahngleisen und werfen sie, lebend, in die morastigen Fluten.

Örtliche Polizei und FBI untersuchen das Verschwinden, das Hauptinteresse gilt aber den weißen Opfern in „Mississippi Burning“. Bei der Suche finden sie die Leichen der zwei Schwarzen. Sie verhören Seale und seinen Cousin Edwards. Der sagt, er sei an den Morden nicht beteiligt, die Schwarzen hätten gelebt, als er ging. Seale verweigert die Aussage. Die Beweise reichen angeblich nicht aus.

Der Zorn des älteren Bruders Thomas Moore wächst mit dem Whiskeykonsum. Er träumt davon, sich an ganz Meadville zu rächen, das Trinkwasser zu vergiften. Eines Nachts fährt er mit drei geladenen Gewehren in Edwards Straße, kann aber das Haus nicht finden. Langsam tötet der Alkohol seine Energien. Erst der kanadische TV-Journalist Ridgen weckt seinen Kampfgeist wieder: Gerechtigkeit dürfe nicht von der Hautfarbe abhängen. Sie sichten alles zugängliche Material. Der Durchbruch kommt, als sie Edwards, 72, vor der Kirchentür zur Rede stellen. Geplagt von Gewissensbissen, erklärt er sich bereit, gegen Seale auszusagen. Am Montag wird der dem Haftrichter vorgeführt.

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