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Michael Schumacher - noch immer hat er eine große Fan-Gemeinde. (Archivfoto aus dem Jahr 2012)

© Yasuyoshi Chiba/AFP

Michael Schumacher wird 50: Der Verschwundene

Der erfolgreichste Formel-1-Pilot verunglückte vor fünf Jahren beim Skifahren. Warum dürfen Michael Schumachers Fans nicht erfahren, wie es ihm heute geht?

Wer 50 Jahre alt wird, der wird gefeiert. Besonders, wenn er der erfolgreichste Formel-1-Fahrer der Geschichte ist. Michael Schumacher ist am 3. Januar 1969 in Hürth in der Nähe von Köln geboren worden.

Wie geht es Schumacher?

Neues von Schumacher gibt es nicht. Wie es ihm heute geht, wie er den runden Geburtstag feiern wird, weiß nur ein enger Kreis aus Angehörigen, Freunden und Betreuern. Denn seit fünf Jahren, seit Michael Schumacher am 29. Dezember 2013 in den französischen Alpen beim Skifahren verunglückte, herrscht eine Nachrichtensperre über den Zustand des Champions – verhängt von Schumachers Frau Corinna.

Man weiß offiziell nur, dass er damals in Méribel ein Schädel-Hirn-Trauma erlitt. Und dass Schumacher, dessen schwerste Verletzung als Formel-1-Pilot der Beinbruch von 1999 in Silverstone war, sich nach wie vor in der Rehabilitation in seinem Schweizer Anwesen in der Nähe von Genf befindet.

Gibt es zum 50. eine spezielle Botschaft der Familie an die Fans?

Ja, anlässlich des Geburtstages teilte sie in einer Dankesbotschaft mit: „Bitte habt Verständnis, wenn wir uns nach Michaels Wünschen richten und ein so sensibles Thema wie Gesundheit, so wie früher auch immer, in der Privatsphäre belassen.“ Weiter heißt es: „Michael kann stolz sein auf das, was er erreicht hat, und wir sind es ebenfalls."

Anlässlich des Geburtstages weist die Familie auf einige Aktionen hin, um „Michaels Erfolge Revue passieren zu lassen“. So habe die Keep Fighting Foundation ein virtuelles Museum geschaffen, das sie am Donnerstag als offizielle „Michael Schumacher App“ veröffentlichen werde. Zudem werde durch die Ausstellung in Köln und durch die die Fortsetzung seiner gemeinnützigen Arbeit an Schumachers Lebensleistung erinnert.

Wie fing es an in der Formel 1?

Zu einer echten Heldengeschichte gehört ein Mythos von den Anfängen, und den konnten Schumacher und Willi Weber, der bis 2010 sein Manager war, bieten. Es soll da diese Jugendherberge in der belgischen Stadt Spa gegeben haben, in der die beiden, noch relativ arm und unbekannt, übernachteten, bevor Schumacher auf dem kurvigen Ardennenkurs, der immer seine Lieblingsstrecke blieb, am 25. August 1991 in der Formel 1 debütierte.

Bertrand Gachot, damals Pilot beim Jordan-Team, hatte einen englischen Taxifahrer im Streit mit Reizgas besprüht und verbüßte eine Haftstrafe. Das Cockpit wurde kurzfristig frei, Schumacher und Weber nutzten die Chance, fanden aber kein Hotelzimmer. Sie mussten nehmen, was sie bekommen konnten: besagte Jugendherberge. Schumacher fuhr ein Rennen für Jordan, wechselte danach zu Benetton und wurde 1994 als erster Deutscher Formel-1-Weltmeister.

War es denn eine Karriere ohne Fehl und Tadel?

Ein Großer seines Fachs hat Gegner und Feinde. So auch Schumacher, der wie viele Champions die Grenzen des Erlaubten touchierte und manchmal überschritt. Den Titel des „Schummel-Schumi“ handelte er sich endgültig ein, als er 1994 im Saisonfinale den englischen Kontrahenten Damon Hill von der Strecke rammte, der in der Wertung einen Punkt hinter ihm lag. Beide schieden aus. Der WM-Titel ging an Schumacher. Einige englische Journalisten hassten ihn seitdem. Hill hat ihm vergeben: „Michael hat einen Maßstab an Dominanz gesetzt, auch wenn es manchmal kontrovers zuging“, sagte der inzwischen 58-Jährige unlängst.

Seine großen Erfolge erzielte Schumacher für Ferrari. Wie nahmen die Italiener den Rennfahrer wahr?

Kaum ein anderer Sportler hat so viel für die deutsch-italienische Freundschaft getan wie Schumacher, den sie in Italien „Maikel Sciumaker“ nannten. Er fuhr von 1996 bis 2006 für Italiens Nationalheiligtum Ferrari und holte mit der Scuderia nach harten Aufbaujahren von 2000 bis 2004 fünf WM-Titel als Fahrer.

Am Anfang nahmen die Italiener ihn als kühlen Deutschen wahr, der schlecht italienisch sprach. Doch spätestens 2003 entdeckten sie seine menschliche Seite. Am Morgen vor dem Großen Preis von San Marino in Imola starb Schumachers Mutter Elisabeth mit 55 Jahren an Krebs. Schumacher fuhr das Rennen mit Trauerflor, gewann es und brach auf der Pressekonferenz in Tränen aus. Zu seinem Abschied 2006 schrieb die italienische Tageszeitung „La Repubblica“: ,,Dem Roboter, der uns am Anfang nicht gefiel, ist es gelungen, uns große Gefühle zu geben.“ Die Ferrari-Mechaniker schenkten ihm ein signiertes Foto: „Sei uno di noi“ - Du bist einer von uns.

Wie ging es im Formel-1-Ruhestand weiter?

Den konnte Schumacher nicht so recht genießen. Er fuhr Motorrad-Rennen und erlitt bei einem Unfall eine Nackenverletzung, die ihn daran hinderte, schon im Sommer 2009 sein Comeback zu geben, als Ferrari Ersatz für den verletzten Felipe Massa suchte. Schließlich kehrte er 2010 zurück und fuhr drei Jahre für das neue Mercedes-Werksteam. Nur 2012 in Valencia kam er in die Top drei.

Allerdings leistete er nach Ansicht des damaligen Teamchefs Ross Brawn wertvolle Aufbauarbeit. „Michael hat ganz sicher etwas zu der Organisation und Struktur beigetragen, die später für die Erfolge bei Mercedes gesorgt hat“, sagte der Engländer in Anspielung auf die WM-Titel der Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton (2014, 2015, 2017, 2018) und Nico Rosberg (2016).

Wer weiß, vielleicht gibt es bald wieder einen Schumacher in der Formel 1. Michaels 19-jähriger Sohn Mick Schumacher ist ein aufstrebender Rennfahrer, der mit glänzenden Augen sagt: „Mein Papa ist der Beste und mein Idol.“

Christiane Mitatselis

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