zum Hauptinhalt
Tod eines Schwarzen in Akron: Auf Bildern der Körperkamera eines Polizisten ist der Einsatz zu sehen.

© AFP/Akron Police Department

Update

25-Jähriger in Ohio erschossen: Behörden versprechen Aufklärung zu Tod eines Schwarzen in Kugelhagel der Polizei

Ein Schwarzer stirbt in der US-Stadt Akron durch Dutzende Schüsse aus Polizeiwaffen – zu sehen auf einem Video. Der Justizminister sagt faire Ermittlungen zu.

Nach dem Tod eines Schwarzen in einem Kugelhagel der Polizei in Ohio hat der Justizminister des US-Bundesstaats eine umfassende Untersuchung zugesichert. „Die Menschen wollen und verdienen Antworten, und sie sollen sie bekommen“, teilte Justizminister Dave Yost am Sonntag (Ortszeit) mit. Die Polizei werde „vollständig, fair und fachkundig“ ermitteln.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Die Polizei in der Stadt Akron hatte am Sonntag mehrere Videos eines Einsatzes am 27. Juni veröffentlicht, bei dem ein Schwarzer getötet worden war. Auf den Körperkamera-Aufnahmen ist zu sehen, wie der 25 Jahre alte Jayland Walker nach einer Verfolgungsjagd mit der Polizei mit Dutzenden Schüssen getötet wird – nach offiziellen Angaben wies die Leiche 60 Schusswunden auf. Zu diesem Zeitpunkt war er nach Aussage der Polizei nicht bewaffnet.

Minister Yost warnte vor voreiligen Schlüssen. Körperkamera-Aufnahmen seien nur ein Teil des Gesamtbildes. Er sicherte zu, dass die Ermittlungsakte nach Abschluss des Falles veröffentlicht werde.

„Die genaue Anzahl der abgefeuerten Schüsse ist uns nicht bekannt“, sagte Polizeichef Stephen Mylett. In Medien war von etwa 90 Schuss die Rede. Der Polizeichef betonte, dass dies durchaus realistisch sei.

In den USA kommt es immer wieder zu tödlichen Polizeieinsätzen ähnlicher Art. Für weltweites Entsetzen sorgte der Fall von George Floyd, der im Mai 2020 bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis ums Leben kam. In den USA gab es große Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus.

[Jeden Donnerstag die wichtigsten Entwicklungen aus Amerika direkt ins Postfach – mit dem Newsletter „Washington Weekly“ unserer USA-Korrespondentin Juliane Schäuble. Hier geht es zur kostenlosen Anmeldung.]

Nach Angaben der Polizei wollten die Beamten in Akron den 25 Jahre alten Walker wegen eines Verkehrsdelikts anhalten. Dieser sei aber mit seinem Wagen geflüchtet. Der Polizei zufolge soll er währenddessen auch einen Schuss abgefeuert haben. Als er schließlich die Flucht zu Fuß fortsetzte, trug er eine Skimaske, wie es weiter hieß. Die Polizei habe zunächst versucht, Walker mit Tasern zu stoppen, und dann erst geschossen.

Proteste gegen Polizeigewalt

In Akron kam es wegen des tödlichen Polizeieinsatzes zu Protesten. Der örtliche Sender WKYC berichtete, die Polizei habe am späten Sonntagabend vor dem Justizzentrum in der Stadt Tränengas eingesetzt, nachdem Demonstranten dort Sperren umwarfen. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Demonstranten Schilder mit Aufschriften wie „Black Lives Matter“ („Schwarze Leben zählen“) oder „Jail Killer Cops“ (in etwa: „Steckt Killer-Polizisten ins Gefängnis“) in die Höhe hielten.

Bürgermeister Dan Horrigan rief die Menschen in der Stadt auf, friedlich zu bleiben. Er nannte die Videoaufnahmen der Körperkamera der Polizei „herzzerreißend“. „Es ist sehr schwer zu ertragen“, sagte er bei einer Pressekonferenz.

Auch die Mutter des Getöteten, Pamela Walker, hatte sich im örtlichen Fernsehen geäußert. „Ich kann nur sagen, dass ich noch nie in meinem Leben so traurig war“, sagte sie. „Warum geschah dies - auf eine so schreckliche Weise?“

Acht Polizisten „direkt involviert“ – und nun beurlaubt

Die Polizei hatte zunächst in einer Pressemitteilung vergangene Woche erklärt, dass das Verhalten des Verdächtigen die Beamten zu der Überzeugung gebracht habe, dass er eine tödliche Bedrohung für sie darstelle.

Polizeichef Mylett erklärte am Sonntag, dass er sich die Videoaufnahmen des Vorfalls etliche Male angeschaut habe und es schwer zu erkennen sei, was sich abgespielt habe. „Es scheint, dass Herr Walker sich dem Beamten zuwandte, und es gibt ein Standbild, auf dem eine Vorwärtsbewegung seines Arms zu sehen ist“, sagte er. Daraufhin habe die Polizei geschossen. Zu diesem Zeitpunkt sei Walker nicht bewaffnet gewesen. Man habe aber später eine Waffe in seinem Wagen gefunden.

Derzeit beliebt bei Tagesspiegel Plus:

In den Einsatz seien acht Polizisten „direkt involviert“ gewesen. Sie seien beurlaubt worden, solange der Vorfall untersucht wird, so Mylett. „Aus einer routinemäßigen Verkehrskontrolle, die wahrscheinlich mit einer Verwarnung oder einem Strafzettel enden würde, wurde eine Verfolgungsjagd“, sagte Mylett.

„Sein Körper ist von Kugeln durchlöchert, sein Gesicht ist von Kugeln durchlöchert (...) es ist ein unglaublicher Anblick“, hatte der Anwalt der Familie, Bobby DiCello, der Zeitung „Beacon Journal“ gesagt. In seinem 22 Jahren als Anwalt habe er so etwas noch nicht erlebt.

Er stellte auch infrage, dass Walker wirklich während seiner Flucht aus dem Auto geschossen habe. Die Polizei argumentiert, dass ein Schussgeräusch zu hören gewesen sei und gleichzeitig ein „Lichtblitz an der Fahrerseite des verdächtigen Fahrzeugs zu sehen ist“. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false