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Ein Wrackteil wurde an der Küste der der Insel La Reunion angespühlt und hat prompt neue Spekulationen über Verbindungen zum verschollenen Flug MH370 ausgelöst.

© AFP/Yannick Pitou

Update

Malaysia Airlines Flug MH370: La Réunion: Neue Nummer "BB670" könnte das Rätsel lösen

Ein Wrackteil vor der Küste der Insel La Réunion hat Spekulationen über Verbindungen mit dem Flug MH370, der am 8. März 2014 spurlos verschwand, ausgelöst. Eine Nummer auf dem Wrackteil müsste das Rätsel lösen. Auch ein Koffer wurde gefunden.

Nach dem Fund eines Wrackteiles auf der Insel La Réunion im Indischen Ozean vor Afrika rätseln Experten, ob das vermeintliche Steuerruder zur vermissten Malaysia Airlines-Boeing MH370 gehören könnte. Die Nummer BB670, die auf dem Teil zu sehen sein soll, müsste das Rätsel lösen.

Das angespülte Wrackteil ist etwa 2,70 Meter lang und einen Meter breit. Laut Experten könnte es ein Flaperon, ein Steuerruder sein, und zu einem Flugzeugflügel gehören. Das Wrackteil scheint mit Muscheln bewachsen zu sein, etwas das darauf hindeuten würde, dass sich das Teil über einen längeren Zeitraum im Wasser befunden haben muss.

MH370 einzige vermisste Boeing 777

Noch ist unklar, ob das mögliche Steuerruder wirklich zu einer Boeing 777 gehört. Laut der Seattle Times sollen Boeing-Experten, die die Fotos studierten, es jedoch bereits als solches identifiziert haben. Sollte sich dies bestätigen, würde es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um ein Teil von MH370 handeln, das einzige Flugzeug diesen Typs, das vermisst wird.

In der Region sind in den vergangenen Jahren laut dem australischen Luftfahrtexperten Geoffrey Thomas aber auch zwei andere Flugzeuge abgestürzt: Ein Yemenia Airbus A310, der 2009 vor der Küste Ostafrikas ins Meer stürzte, sowie eine kleinere Maschine im Jahr 2006, obwohl die Bilder auf ein „größeres Flugzeug hindeuten würden“, wie der Experte sagte.

Größtes Rätsel der Flugindustrie

Über 16 Monate sind vergangen, seitdem die Boeing 777 der Malaysia Airlines auf ihrem Flug von Kuala Lumpur nach Peking mit 239 Menschen an Bord spurlos verschwunden ist. Spekulationen und Gerüchte bestimmen seit diesem achten März das Verschwinden, das als das größte Rätsel der Flugindustrie gilt. Spekuliert wurde über die Fracht des Fliegers, darunter leicht brennbare Lithium-Batterien, über die Passagiere, die Piloten, eine mögliche Flugzeugentführung, technische Probleme und sogar über einen militärischen Abschuss.

David Griffin, ein Ozeanograph der australischen Forschungsagentur CSIRO, bestätigte in einem Telefoninterview, dass ein Wrackteil von MH370 die Strecke von etwa 5000 Kilometer zurückgelegt haben könnte. „Innerhalb von 16 Monaten auf dem Meer kommen eine Menge Orte infrage und dies ist einer davon”, sagte der Wissenschaftler. „Es sagt aber nichts darüber aus, wo genau das Flugzeug abgestürzt ist, nur dass es konsistent mit dem ist, was bisher für wahrscheinlich gehalten wird.”

Dies bestätigte auch Australiens stellvertretender Premierminister Warren Truss, der als Minister für Infrastruktur für die Suche vor der Westküste Australiens verantwortlich ist. Sollte es sich um ein Wrackteil von MH370 handeln, „wäre dies konsistent mit anderen Analysen und Modellen, die sagen, dass der Absturzort im Südlichen Indischen Ozean ist”, gab der Minister in einer Pressemitteilung bekannt. Jeder neue Beweis werde dafür verwendet, die Suchaktion weiter zu verfeinern.

Nummer auf Wrackteil sollte Rätsel lösen

Derzeit haben die australischen Behörden rund 55.000 der auf 120.000 Quadratkilometer ausgedehnten Suchregion abgesucht, ohne Hinweise auf das Flugzeug zu finden. Die bisherige Suchregion war aufgrund der stündlichen Handshakes des Flugzeuges mit dem Inmarsat-Satelliten definiert worden. Die Nummer BB670, die sich Medienberichten zufolge auf dem Wrackteil befindet, sollte das Rätselraten um das Wrackteil und damit unter Umständen auch um das Schicksal des Flugzeuges innerhalb der nächsten Tage beenden. Doch in der Zwischenzeit mahnt Geoffrey Thomas zur Vorsicht: „Wir hatten auch früher schon falsche Spuren, wir sollten vorsichtig sein, denn für die Angehörigen ist das Ganze ein sehr sensibles Thema.“

Australische Meeresforscher stützten die MH370-Theorie. „Wir hatten erwartet, dass 12 bis 18 Monate nach dem Absturz Teile in Madagaskar oder Umgebung auftauchen“, sagte Küsten-Ozeanograph Charitha Pattiaratchi von der Universität Westaustraliens. Er hoffe, dass noch weitere Wrackteile gefunden werden. Der Rumpf des Flugzeugs liege aber wohl auf dem Meeresgrund. Die Forscher dämpfen aber Erwartungen, vom Fundort eines Treibgut-Stücks Rückschlüsse auf die Absturzstelle ziehen zu können. „Wir wüssten höchstens: Sie ist im östlichen Teil des Ozeans, südlich des Äquators und nicht zu nah an der australischen Küste“, sagte Jochen Kämpf von der Flinders-Universität in Adelaide. Das sei ungenauer als das 120 000 Quadratkilometer große Gebiet, das mit Hilfe von Satellitensignalen ermittelt wurde. Dort suchen derzeit Schiffe mit Unterwasser- und Sonargeräten. Es ist eine der abgelegendsten Meeresregionen der Welt.

Boeing wollte zunächst nicht Stellung nehmen. „Wir können keine dieser Berichte kommentieren, weil alle Informationen von den Ermittlern kommen müssen“, meinte das Unternehmen auf Anfrage. Dies entspreche dem internationalen Protokoll bei Unfall-Untersuchungen. Boeing wolle aber weiterhin bei der Aufklärung des Unglücks mithelfen. Auch Malaysia Airlines wollte sich an Spekulationen über den Fund nicht beteiligen. „Im Moment wäre es für die Airline zu früh, über die Herkunft des Objekts zu spekulieren“, teilte das Unternehmen in Kuala Lumpur mit.

Wrackteil-Finders Johnny Bègue zeigt den Koffer, der ebenfalls an der Fundstelle des Wrackteils gefunden wurde.
Wrackteil-Finders Johnny Bègue zeigt den Koffer, der ebenfalls an der Fundstelle des Wrackteils gefunden wurde.

© AFP

Der französische Luftsicherheitsexperte Xavier Tytelman sprach von einer unglaublichen Ähnlichkeit zwischen dem gefundenen Wrackstück und einem Teil eines Ruders einer Boeing 777. Auf seinem Twitter-Account und seinen Blog stellte er eine Skizze dazu. „In einigen Tagen werden wir eine sichere Antwort haben“, schrieb Tytelman. Die für Lufttransporte zuständige Gendarmerie auf La Réunion eröffnete nach den Berichten ein Untersuchungsverfahren. Derzeit werde in alle Richtungen ermittelt.

Die Angehörigen wurden noch nicht informiert

Am selben Strand, an dem das Wrackteil lag, bargen Ermittler am Donnerstag auch ein Kofferstück. Nach Angaben des Wrackteil-Finders Johnny Bègue lag auch das Kofferstück bereits am Mittwoch am Strand, doch habe es niemand beachtet. "Man sieht noch den Verschluss, wie er an einem braunen Stück festen Stoffs hängt", sagte Bègue. Er fügte hinzu: "Das ist jetzt aber wirklich seltsam, ich bekomme eine Gänsehaut".

Für die Angehörigen sind gesicherte Informationen von großer Bedeutung: „Meine einzige Forderung ist, dass ich die Wahrheit wissen will - und nichts als die Wahrheit, die auch von Beweisen bestätigt ist, damit ich darüber hinwegkommen kann“, sagt die Chinesin Meng Yan, deren Bruder an Bord des Fluges MH370 war. Alles was die Familien wüssten, komme jetzt von Medien. Die chinesischen Behörden oder die Airline hätten sie nicht kontaktiert. „Die Verwandten sollten das Recht haben, als Erste zu erfahren, was los ist.“ Zu den Berichten über das gefundene Wrackteil sagt Meng Yan: „Ich glaube nichts ohne eindeutige Beweise.“ Die Familien hätten viel durchgemacht. „Es ist mehr als ein Jahr her, und es gibt immer noch keinen eindeutigen Beleg, dass das Flugzeug wirklich abgestürzt ist“, sagt die Frau. „Deswegen glaube ich nicht, dass sie tot sind.“ Sie wolle klare Nachweise und Gewissheit. „Wenn sie noch leben, will ich sie sehen. Wenn sie tot sind, will ich die Leichen sehen.“ (mit dpa)

Das Wrackteil, das auf der Insel La Réunion gefunden wurde, könnte zu dem vermissten Flug MH370 gehören.
Das Wrackteil, das auf der Insel La Réunion gefunden wurde, könnte zu dem vermissten Flug MH370 gehören.

© REUTERS

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