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Blaine Gibson hat sich selbstständig auf die Suche nach Trümmerteilen des vor zwei Jahren verschwundenen Malaysia-Airlines-Flugs MH370 begeben.

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Malaysia Airlines Flug MH370: Immer mehr wird gefunden, trotzdem droht ein Ende der Suche

Obwohl immer wieder Wrackteile auftauchen, könnte die Suche nach Flug MH370 der Malaysia Airlines bald eingestellt werden.

Für Blaine Gibson ist es eine Herzensangelegenheit. Aus Anteilnahme mit den Angehörigen hat der Anwalt aus den USA die Suche nach dem Wrack des verschollenen Malaysia-Airlines-Flugs selbst übernommen – und privat finanziert. Direkt nach dem Absturz von MH370 vor nunmehr zwei Jahren hat er seine Mission begonnen und inzwischen schon einige Erfolge vorzuweisen.

Diese Woche schrieb Gibson deshalb den malaysischen Premierminister Najib Razak auf Facebook an. „Ich habe vor etwa einem Monat einige Teile Ihres Flugzeuges gefunden. Bitte kommen Sie, holen sie ab und untersuchen sie“, forderte der 58-Jährige. Zugleich bat er die australische Verkehrsbehörde ATSB und die Internationale Zivilluftfahrtorganisation ICAO darum, sich zu kümmern. Doch obwohl alle offiziellen Stellen informiert seien, habe keine bisher Anstalten gemacht, die möglichen Trümmer abzuholen, sagt Gibson im Interview. Das malaysische Verkehrsministerium habe einen Trip nach Madagaskar bereits zweimal wieder abgesagt. Auf eine schriftliche Anfrage des Tagesspiegels antwortete das zuständige Ministerium bisher nicht. Die australischen Behörden gaben nur bekannt, dass sie sich erst nach Abschluss der Wahlen, bei denen wegen einer Pattsituation seit fast einer Woche noch keine Regierungsbildung stattfinden konnte, wieder zu dem Thema äußern werden.

Gibson kann nicht nachvollziehen, dass man seine Funde offenbar nicht weiter untersuchen will. Nachdem der US-Amerikaner ein Teil auf einer Sandbank in Mosambik entdeckt hatte, stieß er am Riake Beach auf Madagaskar neben etlichen Privatgegenständen auf fünf weitere Wrackteile. Darunter ist die Verschalung eines Monitors, wie sie in Flugzeugsitzen eingelassen sind. An diesem Teil sind noch ein Kleiderhaken und ein Stück Sitzstoff befestigt, die laut Gibson „konsistent mit dem Design von Malaysia Airlines 777-200 in der Economy Class sind“.

Die Behörden zögern

Auch die restlichen Teile scheinen von einem Flugzeug zu stammen, allerdings bräuchte es die Expertise von Malaysia Airlines oder von Boeing-Experten, um die Teile schlüssig dem vermissten Flieger zuzuordnen. Die Funde machte der Amerikaner bereits Anfang Juni und informierte nach seinen Aussagen auch umgehend die Behörden. Doch diese sind auch über einen Monat später bisher nicht in Aktion getreten. Zudem musste Gibson feststellen, dass wie auch zuvor in Mosambik keiner der Einheimischen je von Flug MH370 gehört hatte oder von den Behörden informiert worden war, dass mögliche Trümmer an den Stränden anspülen könnten.

Die Boeing 777 war am 8. März 2014 nach dem Start in Kuala Lumpur ohne den leisesten Hinweis durch die Piloten vom Kurs nach Peking abgewichen. Ermittler glauben, dass sie stundenlang Richtung Süden flog und im Indischen Ozean abstürzte, als der Treibstoff ausging. An Bord waren 239 Menschen. Die offizielle, 180 Millionen Dollar teure Suche der australischen Behörden ist bisher erfolglos verlaufen. Von den 120 000 Quadratkilometern, die nach Analysen von Satellitendaten als wahrscheinlichster Absturzort des Flugzeuges festgelegt wurden, verbleiben weniger als 10 000, die bisher nicht untersucht wurden.

Sollte das Flugzeug dort ebenfalls nicht gefunden werden, wird die Suche nach derzeitigen Angaben eingestellt. Minister aus Malaysia, Australien und China wollen am 19. Juli in Kuala Lumpur darüber beraten. „Wir werden uns zu dem weiteren Vorgehen anschließend äußern“, sagte Transportminister Liow Tiong Lai. Die Pläne, die Suche nach dem Wrack gänzlich einzustellen, halten aber nicht nur die Angehörigen der Absturzopfer und Anwalt Blaine Gibson für falsch. Auch eine unabhängige Gruppe von Wissenschaftlern, die die Radar- und Satellitendaten ebenfalls untersucht, drängt darauf, die Suche nordöstlich der bisherigen Prioritätszone fortzusetzen. (mit dpa)

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