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Panorama: Lang im Strumpf

Über 50 Jahre war sie vergessen – jetzt ist Astrid Lindgrens Pippi-Weihnachtsgeschichte aufgetaucht

Von

Sven Lemkemeyer

Sie ist in viele Rollen geschlüpft in ihrer langen Karriere, Pippi Langstrumpf, Astrid Lindgrens weltberühmte Kinderbuchheldin. Aber dass sie auch den Weihnachstmann spielt, ist neu – oder genauer: es war schlicht vergessen. „Pippi feiert Weihnachten“ heißt die Geschichte und wurde von Lena Törnqvist durch einen Zufall entdeckt. Törnqvist ist Sekretärin der schwedischen Astrid-Lindgren-Gesellschaft und hat einen Großteil ihrer Zeit damit verbracht, die Werke der im Januar im Alter von 94 Jahren gestorbenen Autorin zu sichten.

„Ich bin dabei, eine Austellung über Ingrid Vang Nyman vorzubereiten, die die Pippi-Bücher illustriert hat“, erzählte Törnqvist der schwedischen Nachrichtenagentur TT. Bei der Suche nach Pippi-Bildern sei sie bereits vor einigen Monaten in der Königlichen Bibliothek in Stockholm fündig geworden, habe aber bislang niemandem etwas erzählt.

Selbst die Lindgren-Expertin war verdutzt, als sie auf die Bilder stieß: „Ich hatte die nie gesehen und auch die Geschichte nicht. Selbst der Familie von Astrid Lindgren war sie völlig unbekannt“, berichtete Törnqvist.

Die Geschichte wurde das erste Mal 1949 in der Kinderzeitung „Julbocken“ veröffentlicht. Allerdings wurde sie nicht in der Zeitung selbst, sondern in einer aus Pappe bestehenden Beilage zur Zeitung gedruckt. Darauf befanden sich auch Pippi-Figuren zum Ausschneiden. „Die meisten haben die Figuren ausgeschnitten – und so verschwand die Geschichte“, sagte Törnqvist.

Als Lindgren die Geschichte schrieb – es sind nur etwa anderthalb Din-A-4-Seiten –, waren die drei Bücher und das Bilderbuch über die Kinderheldin aus der Villa Kunterbunt bereits veröffentlicht. Pippi war populär, und Astrid Lindgren erhielt den Auftrag kleine „Extrageschichten“ über sie zu schreiben.

Passend zur Adventszeit konnten die Leser der größten schwedischen Tageszeitung „Aftonbladet“ die Geschichte am Dienstag zum ersten Mal wieder lesen. Nicht allen wird sie gefallen haben: „Es ist sicherlich nicht eine ihrer besten Erzählungen“, sagte die über ihren Fund dennoch restlos glückliche Törnqvist.

Die Handlung ist schnell erzählt: Die drei Geschwister Pelle, Bosse und Inga sitzen am Heiligen Abend allein in ihrer Küche, ihr Vater segelt als Kapitän über die Weltmeere, die Mutter liegt im Krankenhaus. „Das ist der schrecklichste Heiligabend, den ich erlebt habe“, sagt Pelle traurig. Doch dann gibt es im Treppenhaus ein gewaltiges Spektakel. Wie sollte es auch anders sein, wenn Pippi als Weihnachtsmann mit ihrem Pferd heraufkommt, auf dem Kopf einen Weihnachtsbaum und auf dem Rücken Herrn Nilsson, ihren Affen … aber mehr wird hier nicht verraten

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